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"Kairi", drang es zu mir herüber, während ich genervt an der Wand lehnt und dem Drucker bei der Arbeit zuschaute.

Ich drehte mich zu meinem Vorgesetzten um und deutete eine schnelle Verbeugung an. Am ersten Tag war es mir noch sehr komisch vorgekommen, beim Vornamen genannt zu werden obwohl ich keinen der Mitarbeiter kannte, aber die Agentur hatte so seine Eigeneinheiten. 'Wir sind eine große, glückliche Familie' hatten sie gesagt. Ja, eine Familie aus der man mit einem hohen Bogen heraus geworfen wird, wenn der Kaffee nicht die richtige Temperatur hatte.

Der Chef war der einzige, den diese Namensregel nicht betraf, während wir Angestellten uns wie gute Freunde benahmen. Nach einigen Startschwierigkeiten hatte ich mich daran gewöhnt und mittlerweile es normal für mich. Die meisten kannten nicht einmal meinen Nachnamen und ich kannte ihre nicht.

"Bist du fertig?", fragte er und nippte an dem Kaffee in seiner Hand.

"Verzeihung, aber der Drucker hatte keine Farbe mehr und ich musste erst neue holen."

Er rümpfte nur die Nase und bewegte sich dann zu den Schreibtischen meiner Kollegen um ihnen bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Er war wohl der einzige wirklich unsympathische in dieser 'Familie' und schien nie etwas anderes zu tun zu haben als Kaffee zu trinken und andere Leute über ihre Arbeit zu belehren. So einen Job wünschte ich mir auch.

Stattdessen stand ich noch immer neben der piependen Maschine und fuhr mir mit der Hand über das Gesicht. Das Ding war verflucht und hasste mich, ständig hatte ich Probleme mit dem dummen Ding und zu oft hielt ich den gesamten Verkehr auf.

Die Agentur war mit einer Stadt zu vergleichen: Jeder hatte seinen Weg und rauschte durch die kleinen Gassen zwischen den Schreibtischen, an manchen Stellen bildete sich ein Stau und du weißt genau, in welches Stadtteil man sich nicht wagen sollte.

Der Drucker gab ein erlösendes Geräusch von sich und ich zupfte seufzend die Zettel aus der Maschine. Ich klemmte sie mir unter den Arm und ging träge zurück zu meinem Arbeitsplatz, als ich Jia den Papierkram förmlich auf den Tisch knallte.

"Da hast du deinen Kram", murmelte ich und ließ mich zurück auf den Stuhl neben ihr fallen.

Sie schaute schnell die Unterlagen durch, nickte und begann wieder auf den leuchtenden Monitor vor ihr zu schauen und auf der Tastatur wie wild herum zu tippen.

"Nicht mal ein Danke für diese Aufopferung? Du weißt, dass der Drucker mein Feind ist", murmelte ich zickig und kreuzte die Arme vor der Brust.

"Danke, meine aller liebste Freundin", sagte sie ironisch und lachte.

"Herzlichen Dank für so viel Mitgefühl!"

Jia war wohl so etwas wie meine engste Freundin, auch wenn ich ihr Laufbursche war. Man sagte uns zwar, dass wir alle 'auf der selben Stufe sind und keine Vorgesetzten außer den Chef haben' aber jeder wusste, dass es Leute gab, die mehr zu sagen hatten als andere.
Und Jia machte sich nun mal einen Spaß draus, mich herum zu scheuchen, nur weil sie bereits zwei Jahre hier ist und nicht erst fünf Monate.

Ich streckte ihr die Zunge heraus und blickte auf ihren chaotischen Arbeitsplatz nieder. So war sie nun mal: Unorganisiert und völlig verplant, deshalb war es wahrscheinlich ganz gut, dass ich ihr mit manchen Sachen half. Meine Schreibtischhälfte war sauber und aufgeräumt. Ich hatte einen Überblick.

"Haben die von S.M Entertainment nochmal angerufen?", fragte ich und Jia schüttelte den Kopf, während sie weiterhin den Monitor fixierte.

Unsere Agentur wurde wohl mal wieder angeheuert und ich konnte gar nicht warten zu wissen, wer uns wohl dieses mal besuchen würde. Hier zu arbeiten machte unfassbar viel Spaß, denn ich machte hier genau das, was ich am besten konnte: Ordnung halten.

Wir koordinierten die Besuche von berühmten Persönlichkeiten weltweit um Ihnen einen möglichst angenehmen Aufenthalt zu gewähren. Ob es sich um nur eine Nacht in einem Privathaus handelte oder auch das Organisieren einer Ferien Location, man fragte uns. Wir planten dazu Events, sorgten dafür, dass die Stars von A nach B kamen und kümmerten uns auch über allen anderen Schnickschnack, den sie wünschten. Der Job konnte unfassbar anstrengend sein, doch war er gleichzeitig auch unfassbar spannend und mir machte es Spaß, meine ganze Kraft in ein Projekt zu investieren.

"Trinken wir in der Mittagspause einen Kaffee?", fragte Jia und ich nickte, während ich einen Stift zurück in den Behälter steckte, aus dem er heraus gefallen schien.

"Ja, wieso nicht?"

~My beautiful Black Pearl~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt