3. Erster Schultag

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Meine Knie zittern, meine Hände halten verkrampft die Träger meiner neuen Nike-Tasche. Ja, ich hab verdammt Angst! Ich stehe vor dem kalten, weißen und sehr modernem Schulgebäude. Da ich es vor Aufregung nicht mehr daheim ausgehalten habe, hab ich meine Mum gefragt ob sie mich jetzt schon in die Schule fahren kann. Theoretisch könnte ich zwar schon Führerschein machen, jedoch war mir das irgendwie nie wichtig, aber jetzt, hier, in Hamburg sieht die Sache schon ganz anders aus. Vielleicht mache ich ihn nach diesem Schuljahr, aber bis dahin ist es ja noch lang. Nun ja, jetzt steh ich hier. Um mich herum sind noch fast keine Schüler, die wenigen die jedoch da sind, gehen mit schlurfenden Schritten, noch im Halbschlaf, in die Schule. Ich straffe meine Schultern, richte nochmal die Tasche und versuche mit selbstbewussten Schritten in die Schule zu gehen, was mir jedoch nicht ganz gelingt. Meine Beine zittern so sehr, dass ich Angst habe zu stolpern. In der Schule ist es angenehm kühl und noch sehr leer. Ich mache mich auf die Suche nach dem Sekretariat und laufe die erstbeste Treppe hoch die ich sehe. Mittlerweile füllt sich die Schule und es kommen immer mehr Schüler, schwatzend und lachend rein. Ich fühle mich allein.  Möglichst unauffällig versuche ich die Treppe hochzugehen, was mir jedoch nicht ganz gelingt. Irgendein Idiot hat hier Wasser verschüttet und ich Trampel, rutsch natürlich total aus. Meine Turnschuhe finden keinen Halt mehr und ich falle nach hinten. Das mit dem "unauffällig" hat sich damit wohl erledigt, denke ich, als ich plötzlich zwei starke Hände spüre die mich an der Taille umfassen und mich wieder in die Senkrechte bringen. Mit roten Kopf drehe ich mich um und will mich gerade bedanken, als mir der Atem wegbleibt. "Urahg", kommt es aus mir raus. Ich blicke in grüne Augen die mir sehr bekannt vorkommen. Der Typ vom Bäcker. "Alles ok?", höre ich ihn wie durch Watte. "Ähm, äh, ... ja... ich glaube schon. Hihi", vernehme ich meine Stimme. Schnell will ich weiter hasten, als der Typ mich zurückhält. "Was...was ist denn noch?", frage ich mit hoher Stimme. "Du hast da was vergessen", sagt er grinsend und hält mir meine Flasche hin, die mir bei dem (fast) Sturz wohl aus der Tasche gefallen sein muss. Hastig bedanke ich mich. "Kein Problem", antwortet er lässig. Schnellstens gehe ich weiter, hoffentlich hatte das keiner gesehen, dass war ja mal ultra-peinlich! Ich habe es noch nicht mal geschafft einen gescheiten Satz zu sagen und dann hab ich auch noch gekichert wie so ein kleines Mädchen. Warum hat der Typ mich so aus dem Konzept gebracht? Er war doch noch nicht mal mein Typ!

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