29. Thunderstorm

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"Ähm Luca?", wir liegen nun schon seit einiger Zeit auf der Wiese am See und lassen uns trocknen. Die Longboards haben wir achtlos neben uns, ins Gras geworfen. "Was ist, Schatz?", Luca liegt neben mir, die Augen geschlossen und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Ich rolle mich auf den Bauch und schaue ihn an, er öffnet die Augen und sieht mich fragend an. Ich rolle die Augen und deute auf den Himmel. Er folgt der Richtung, die mein Finger vorgibt und sein Gesichtsausdruck wechselt von Ratlosigkeit zu Verständnis. Riesige dunkle Wolken schieben sich langsam vor die Sonne und der Himmel hat sich in ein beängstigendes Gelb-Lila verfärbt. Ich schaue mich um und bemerke, dass die Familien mit ihren Kindern auch gerade ihre Taschen zusammenpacken. Luca rappelt sich auf, hebt das Longboard vom Boden auf und sagt "Ok, komm lass uns schnell heimfahren, bevor das Gewitter anfängt". Ich schnappe mir mein, naja eher sein Longboard und fahre los. Wir halten uns beim Fahren wieder an den Händen. Mein Blick geht immer wieder besorgt zum Himmel hoch, die Wolken bewegen sich in einer fast beängstigenden Geschwindigkeit auf uns zu. Die Autos der Familien fahren an uns vorbei und es kommt mir so vor als würden uns alle mitleidig mustern. Ich lege noch einen Zahn zu und versuche so schnell wie möglich zu fahren, um dem Gewitter auszuweichen. Meine Klamotten sind zwar immer noch nass, aber im Regen Longboard zu fahren ist trotzdem nicht so toll. Es hat mittlerweile ziemlich abgekühlt und ein frischer Wind ist aufgekommen. Wir haben es inzwischen aus dem Wald geschafft, aber vor uns liegt immer noch eine relativ lange Strecke. Mit dem Handrücken wische ich mir einen Tropfen von der Stirn. Mist, offenbar schaffen wir es wohl nicht, vor dem Gewitter heim. "Luca? Was machen wir jetzt?", frage ich besorgt. "Ach, das dauert noch etwas, bis es richtig anfängt", antwortet er lässig. Kaum hat er diesen Satz beendet, fängt es an zu regnen, und wie. Wir können gar nicht so schnell schauen, wie sich die Pfützen auf dem Weg bilden. Meine kurzen Klamotten sind schon völlig durchnässt, als ich Luca zurufe "Und was machen wir jetzt?". Er steigt vom Board ab und nimmt es auf dem Arm. "Laufen", sagt er mit gequälter Miene. Seufzend nehme auch ich das Board und kuschele mich ganz nah an Lucas Arm. Seine Haare hängen ihm triefend in die Stirn, als er seinen Arm um mich legt und sich auch an mich schmiegt. Doch der romantische Moment wird sogleich von einem grollenden Donner zerstört, erschrocken fahre ich hoch. Luca schaut besorgt und sagt nur "Renn". Wir sind auf einem sehr flachen Radweg, was bei einem solchen Wetter schnell gefährlich werden kann. Wir rennen beide los, er natürlich viel schneller als ich, doch er hält meine Hand immer fest in seiner. Wir biegen in seine Straße ein und sprinten schnell zu seinem Haus. Er schließt auf und zieht mich in den Flur. Lachend schauen wir uns an, es sieht zu komisch aus, wie er mit traurig herunterhängenden Haaren und triefenden Klamotten so vor mit steht. Doch ein Blick in den Spiegel zeigt mir, dass ich auch nicht besser aussehe. Luca sieht mich, wie ich mich im Spiegel betrachte und legt seinen Arm um mich und lacht unser Spiegelbild an. Er gibt mir ein Küsschen auf die Wange und fragt leise in mein Ohr "Lust auf ein warmes Bad?". Erleichtert seufze ich "Das ist der schönste Satz, den ich jetzt hätte hören können"

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