"Fina steht auf Luca", wie gebannt starre die Worte an, die mit Edding auf meinem Tisch geschrieben sind. "Fina? Fina?" Langsam dringen die Worte zu mir durch. Verständnislos blicke ich auf. Frau Meyer, unsere Deutschlehrerin steht mit strenger Miene vor mir, die Arme in die Hüften gestemmt. "Es, es tut mir leid...ich hab die Frage nicht verstanden". Plötzlich überkommt mich eine Übelkeit. Die Hand vor den Mund gepresst, renne ich raus. Auf der Toilette, lehne ich mich an die Tür und rutsche langsam runter. Ich schlinge die Arme um meine Knie und mir laufen die Tränen über die Wangen. Ich hab hier, in Hamburg schon mehr geweint, als all die Jahre in Frankfurt zusammen. Mühsam stemme ich mich hoch und laufe mit schweren Schritten zum Waschbecken. In dem Spiegel darüber, blickt mich ein Gesicht an. Mit dunklen Augenringen, strähnigen Haaren und eingefallenen Wangen. Meine Augen sind dunkel und ausdruckslos. Eine kleine, fiese Stimme in meinem Kopf lacht hämisch, "Jeder weiß nun, dass du nur ein kleines verliebtes Mädchen bist. Das du dir einbildest, ein Student könnte auf dich stehen". Ich lehne meinem Kopf in den Nacken und lasse Luft in meine Lungen strömen.
Mit leisem Quitschen öffnete sich die Tür. "Fina?", Janet steckt ihren Kopf durch die Tür. "Alles ok?" Nein, gar nichts ist ok. Jeder kennt jetzt meine Gefühle. Jeder weiß, dass mein Herz gebrochen ist! "Ja, mir ist nur schlecht", antworte ich mit leiser Stimme. "Sicher?", Janet kommt rein und schließt vorsichtig die Tür. Sie stellt sich hinter mich. Im Spiegel blicken mir nun zwei Gesichter entgegen. Mein verweintes, trauriges und Janets besorgtes, geschminktes. "Man, du kannst dir doch denken was ist. Ich bin das Klassengespött!" Ihr Gesicht wird ganz weich. "Warum Fina? Ich weiß zwar, dass du dich hier nicht wohlfühlst und noch keine Freunde gefunden hast. Aber das dauert halt seine Zeit." Mit großen Augen drehe ich mich um. "Du weißt es wirklich nicht oder?". "Was den?", Janet schüttelt verwirrt den Kopf. Wenn selbst meine Banknachbarin es nicht gesehen hat, wissen die anderen es vielleicht auch noch nicht. Ein freudiger Hoffnungsschimmer durchzuckt mich. Vielleicht kann man es ja noch abwischen, bevor es ein anderer sieht. Doch die Hoffnung wird sogleich zerstört. Mir fällt ein, dass Janet heute eine Viertelstunde zu spät gekommen ist. Traurig lasse ich meinen Kopf gegen den Spiegel sinken.
Mit brüchiger Stimme fange ich an zu reden: "Auf meinen Tisch hat jemand 'Fina steht auf Luca' geschrieben." "Ja und?", lachend zuckt Janet die Schultern, "Was meinst du was es schon für Gerüchte über mich gab? Da ist das hier gar nichts dagegen. Pass mal auf Fina; diese Schule ist die reinste Gerüchteküche, darauf darfst du keinen Wert legen." "Echt?", frage ich mit einem Hoffnungsschimmer in den Augen". "Ja, Fina. Hier gibt fast keiner mehr etwas auf solche Sprüche. Die stehen hier überall; schau dich doch mal um.", lachend zeigt sie auf die beschmierten Klotüren um uns herum. Ich drehe mich einmal um mich herum. Auf einmal wird sie ganz leise,"Und...ich will mich bei dir entschuldigen. Ich...ich wollte am Freitag nicht so fies zu dir sein. Ich dachte nur, dass du so eine eingebildete Zicke bist. Weißt du, ich hab hier nicht so viele Freunde. Ich versteh mich zwar mit allen, aber eine wirkliche Freundin hab ich nicht. Deshalb lass ich nicht so gerne Menschen an mich heran.", zerknirscht schaut sie mich an. "Aber du bist eigentlich echt nett..." Zaghaft lächele ich sie an. "Freunde?" "Nichts lieber als das!" Vorsichtig mache ich einen Schritt auf sie und nehme sie in den Arm. So stehen wir da und umarmen uns, im Mädchenklo. Nachdem wir uns voneinander gelöst haben, hakt sie sich bei mir unter und zieht mich auf den Gang. "Also dann, auf geht's in die Höhle des Löwen". Glücklich lächele ich sie an, "Los geht's".
And even if I never forget you baby. Tonight I'm gonna let your memory baby go. Oh it's sad I know. But at least I got my friends. Share a raincoat in the wind. They got my back until the end. If I never fall in love again. (Aura Dione - Friends)
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I'll love you
RomanceDieses kleine, mir zuerst verhasste Dorf hat mir etwas gegeben, von dem ich nie dachte, dass es existiert. Mir ist klar geworden, dass alles aus einem Grund passiert und nach jeder noch so tiefen Dunkelheit irgendwann wieder Licht kommt. Mein Licht...