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Cedric. Auch dass noch.

Ich drehe mich nur stumm zu ihm um und schaue auf den Boden um nicht sofort loszuheulen. Von wegen nicht weinen. Ich bin mir sicher die Tränen werden einen Weg finden aus meinen Augen zu fliessen.

Wortlos zieht er mich mit sich hinter die nächste Ecke. Hier sind wir allein, was ganz und gar nicht gut ist. ich sollte so schnell wie möglich von hier verschwinden. Ein paar Sekunden herrscht eisiges Schweigen.

„Was willst du?", frage ich zaghaft aber immer noch ohne ihn anzusehen.

„Naja, ich hätte gerne mein Handtuch wieder", erwidert er.

„Oh", sage ich irgendwie enttäuscht und gebe ihm sein feuchtes Handtuch wieder.

Stimmt ich habe ja einen Bikini an, das habe ich völlig vergessen.

„Und ich wollte dir noch etwas anderes sagen", fügt Cedric zögernd hinzu.

Das erste Mal schaue ich ihm in seine wunderschönen Augen. Und es war ein Fehler. Ich sehe ihn fragend an, damit er endlich weiter redet.

„Naja, es ist so...", fängt er an, „ich wollte Saskia nicht küssen. Aber..."

Bevor er weiter reden kann unterbreche ich ihn.

„Ist gut Cedric, du musst dich nicht für etwas entschuldigen, was du getan hat."

„Doch weil..."

Wieder lasse ich ihn nicht ausreden.

„Nein Cedric... und eigentlich bin ich sogar selber schuld, ich hätte mir einfach nichts denken sollen als du mich vorher im Pool angesprochen hast. Es ist einfach so, du hast keine Gefühle für mich sondern für Saskia und dass du mich vorher angesprochen hast liegt wahrscheinlich daran, dass du einfach Mitleid mit mir hattest...", ich will gerade weiter reden, da fällt er mir wütend ins Wort.

„Weisst du was Sophia? Jetzt hör einfach auf dir etwas einzubilden das gar nicht da ist", fängt er an und da er so wütend aussieht falle ich ihm lieber nicht ins Wort, „erstens, ich stehe nicht auf Saskia! Sie ist so überhaupt nicht mein Typ! Zweitens, wenn du glaubst es läuft irgendwas zwischen uns, ist das nur Saskias schuld, denn sie hat mich vorher geküsst, ich wollte das überhaupt nicht. Verstehst du das?"

Ich nicke leicht. Auch wenn ich ihm noch nicht wirklich glauben kann.

„Gut", sagt er schon etwas leiser, „und ich habe dich vorher im Pool angesprochen weil du alleine warst, ja. Aber ich wollte sowieso mit dir reden."

„Du hast wirklich keine Gefühle für Saskia?", frage ich ganz leise.

„Nein Sophia."

Ich mag es wenn er meinen Name sagt. Langsam fange ich an zu lächeln. Er hat keine Gefühle für sie. Ich habe also immer noch eine Chance.

„Hier sind übrigens noch deine Sachen, die habe ich dir vorher nicht geben können", sagt er lächelnd und gibt mir mein Kleid und meine High Heels.

„Danke."

Er lächelt nur noch mehr. Seine hellgrünen Augen fangen wieder an zu leuchten.

„Ich glaube ich sollte mir meine Sachen anziehen", sage ich und zeige auf das Mädchenklo.

„Klar", erwidert er und kommt auf mich zu.

Was macht er da?! Er kommt immer näher an mich ran und hebt seine Hand um sie an mein Kinn zu legen. Ich bin noch nicht bereit geküsst zu werden.

Soweit darf es nicht kommen, noch nicht.

„Okay", sage ich und schlüpfe zwischen ihm und der Wand durch. Schnell renne ich zum Klo und schliesse die Tür hinter mir.

Ohne weiter darüber nachzudenken, dass er mich gerade wirklich küssen wollte und ich abgeblockt habe, ziehe ich mich so schnell um wie ich kann, damit ich schnell wieder zu ihm raus kann.

Als ich fertig bin, schaue ich noch einmal kurz in den Spiegel und betrachte meine Haare die in allen Richtungen von meinem Kopf abstehen.

Leider haben die schön geglätteten Haare nicht lange gehalten. Jetzt fallen sie wieder so wie sie immer fallen, in grossen Wellen auf den Rücken.

Meinen nassen Bikini habe ich in der Hand als ich das WC verlasse. Kurz halte ich Ausschau nach Cedric und schon nach kurzem Suchen finde ich ihn.

Dort steht er, mit dem Rücken zu mir. Sein wunderschöner Rücken. Allgemein ist alles an ihm wunderschön. Und schon fange ich wieder an zu lächeln.

Aber er steht so komisch vorgebeugt da. Warum? Ich fange an zu lachen so komisch sieht es aus, doch das Lachen vergeht sehr schnell.

Ich gehe näher zu ihm ran und sehe dann genau was er macht.

So, dass sie genau von ihm verdeckt wird, steht dort ein Mädchen. Die beiden sind eng verschlungen und stehen sozusagen knutschend vor mir.

Was?! Die beiden stehen knutschend vor mir! Ihre Hände sind fest in Cedrics blonde Haare verkrallt und Cedrics bahnen sich gerade einen Weg unter ihr T-Shirt. Die beiden machen vor versammelter Menge rum!

Es ist schrecklich für mich als ich da stehe und den beiden zuschaue wie sie ihren Spass haben. Und vorher wollte er mich wirklich küssen oder war das von mir ganz missverstanden.

Ich stehe nur dumm da und nach weiteren Sekunden kommen mir endgültig die Tränen. Ich kann sie nicht mehr zurückhalten. Er hat sich nicht geändert, wie konnte ich das nur denken. Er ist und bleibt das Arschloch was mit jeder schläft.

Ausserdem hätte das mit uns eh nicht funktioniert, wenn es da überhaupt etwas gab. Es gibt viele Gründe dafür. Zum einen sind unsere Familien immer noch verfeindet, so kindisch das klingt. Ausserdem sind unsere Charaktere so verschieden wie Feuer und Wasser.

Ich stehe noch mindestens drei Minuten hier bis ich mich endgültig von dem Anblick abreissen kann. Die Tränen strömen nur so aus meinen Augen raus. Es ist schrecklich für mich. Laut schluchzend gehe ich rückwärts weiter weg.

In dem Moment wo ich endlich bei der rettenden Tür ankomme, sieht Cedric zu mir auf. Man sieht wie sich sein mit Lippenstift beschmierter Mund zu einem Scheisse formt. Als ich bemerke dass er mich gesehen hat drehe ich mich so schnell wie möglich um und renne davon.

Ich renne und renne. Die Tränen fliessen mir über die kalten Wangen und ich renne. Ich renne so schnell ich nur kann, damit ich endlich dieses Bild aus meinem Kopf bekomme. Dieses schreckliche Bild mit Cedric und dieser Schlampe.

Ich stürme an den vielen Autos vorbei die auf dem grossen Parkplatz stehen. Dann renne ich den langen Kiesweg entlang. Die Tränen strömen nur so aus meinen Augen. Kurz drehe ich mich um, nur um zu sehen ob er mir folgt.

Und tatsächlich, er rennt hinter mir her und ist auch schon nah an mir dran. Ich renne noch schneller bis ich endlich an der Hauptstrasse ankomme.

Zu meinem Glück fährt gerade ein Taxi an mir vorbei.

„Taxi!", brülle ich so laut es noch geht mit meiner schwachen Stimme. Und das Taxi hält an als es mich entdeckt.

Ich schlüpfe ins warme Auto und sage dem Taxifahrer schnell wo ich hin will. Schon ein paar Sekunden später befinde ich mich mit vollem Tempo auf dem Weg nach Hause.

~Timeless~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt