~Timeless~

~2~

Die Tür steht schon offen und wirklich, alle anderen sind in der Bibliothek und schmücken hier alles mit Glitzer und Girlanden.

In der Mitte von dem Raum steht ein schwerer Eichentisch. Und an allen Wänden sind Bücherregale angebracht, bis zur Decke.

Wie gesagt ist meine ganze restliche Familie hier im Raum.

Nah bei der Tür stehen meine Grossmutter und mein zwanzig jähriger Cousin Blake. Die beiden sind in eine Diskussion vertieft, wie man die Girlanden besser aufhängen könnte und beachten mich gar nicht.

Ein bisschen weiter hinten im Raum stehen mein Onkel Stefan und meine Tante Angelina, sowie meine Mum. Auch die drei schmücken den Raum für morgen.

Auf der anderen Seite der Bibliothek, stehen auch schon Dad, Sami und mein Grossvater.

Ich gehe langsam durch den Raum auf die drei zu.

Niemand beachtet mich auch nur ansatzweise. Als ich hinter ihnen stehe, dreht sich Sami um.

„Fia", ruft er und umarmt mich stürmisch.

„Sami", sage ich gequält, „ich bekomme keine Luft!"

„Oh tut mir Leid", erwidert er lachen und lässt mich los.

Auch Dad und Grandpa haben sich jetzt zu mir umgedreht.

„Hallo Schatz", sagt Dad und wirkt dabei merkwürdig in sich gekehrt. Ich bin es mir schon gewohnt. Er probiert meine Gedanken zu lesen.

Mein Dad war auch ein Zeitreisender, bis ich und mein Bruder geboren sind. dann wurde die Gabe an Sami weitergegeben.

Doch mit dem Zeitreisen nicht genug. Jeder Zeitreisende hat eine spezielle Fähigkeit, die nur er alleine kann. Und diese bleibt für immer. Dad kann Gedankenlesen.

Er liest die Gedanken von allen, ausser von mir.

Ich weiss nicht genau warum, doch mein Vater denkt es ist weil Sami so speziell ist. Und Sami und ich sind sozusagen miteinander verbunden, es kann schon sein, dass da ein kleiner Teil seiner Kräfte auf mich übergegangen sind, doch eigentlich wissen wir es alle nicht so genau.

Also jedes Mal wenn ich Dad sehe versucht er die Barriere in meinem Kopf zu durchbrechen, doch er hat es noch nie geschafft.

Auch jetzt kehrt er wieder zu uns zurück und schaut mich enttäuscht an.

„Tut mir leid, Dad", sage ich leise.

„Gib es auf Ian. Du schaffst es nicht", sagt Grandpa zu Dad.

„Ich werde es schaffen", erwidert Dad.

Ich grinse, Dad wird es immer wieder versuchen, das weiss ich.

Grandpa steckt seine Hand hervor und zeigt auf etwas hinter mir. Sogleich fliegt eine Rolle Klebband auf seine Hand zu.

Er schnappt es sich aus der Luft und macht sich sogleich daran eine andere Girlande an die Wand zu heften.

Auch Grandpa ist ein Zeitreisender und seine Fähigkeit ist, dass er jeden Gegenstand mit der Kraft seiner Gedanken bewegen oder fliegen lassen kann.

Ich fand Grandpas Fähigkeit schon immer toll.

Früher hat er mich fliegen lassen und ich habe ihn geliebt, doch seit unserem dreizehnten Geburtstag ist er anderes.

Er war immer fröhlich und lustig. Ab da ist er strenger und müder geworden.

Er hat mich nie wieder fliegen gelassen.

Seit sie Sami zum ersten Mal mitgenommen haben. Jeden Freitagabend kamen sie und haben Sami abgeholt und ihn erst am Sonntagabend zurück gebracht.

Mir hat nie jemand erzählt was er macht.

Dieses Wochenende ist das erste seit drei Jahren, an dem er zuhause ist.

„Und freust du dich auf Morgen?", Sami grinst mich an.

„Ja", lüge ich leise und schaue dabei auf den Boden.

„Ich gehe nach oben", rufe ich Dad noch zu, drehe mich um und gehe davon.

Ich gehe an alle vorbei in das Wohnzimmer. Auch das durchquere ich mit ein paar grossen Schritten.

Ich schlendere die Treppe hoch in den ersten Stock. Es ist dunkel, alle Fester sind mit dicken, dunkelroten Vorhängen zugezogen. Hier im ersten Stock wohnen meine Tante, mein Onkel und mein Cousin.

Die drei mögen es nicht hell, also sind die Vorhänge hier fast immer zu.

Ich gehe die nächste Treppe hoch in den zweiten Stock. Hier wohnt meine Familie und Tante Clara.

Ich gehe in die Küche und mache mir eine heisse Schokolade. Dann gehe ich ins Wohnzimmer und ziehe an dem Seil, welches von der Decke hängt.

Ich ziehe fest daran und es kommt eine Leiter zum Vorschein.

Mit meinem Kakao in der Hand klettere ich die steile Leiter hoch.