|| I'm sø sørry

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Als ich die Leiter ziemlich umständlich mit einer Hand hochgeklettert war, sah ich, dass Leo sich mittlerweile eine Cap aufgesetzt hatte und nun genauso wie Marius dalag. Zwar hatte er immer noch die Sonnenbrille auf, aber ich konnte mir denken, dass auch er die Augen geschlossen hielt. Also setzte ich mich wieder an meinen Platz, stellte die Flaschen neben mich und sah in die Ferne. War es eine gute Idee gewesen, dem Treffen zugestimmt zu haben? Ich hatte auf einmal richtige Zweifel und ehrlich gesagt auch leichte Bedenken. Die Entschuldigung von mir hätte doch auch gereicht! Ich wusste nicht, ob ich es packen würde.

"Ey Jungs, seid ihr eigentlich zum Skaten oder zum Schlafen hergekommen?", fragte ich nun und klopfte Marius leicht auf den Bauch. "Och Meli, leg dich doch auch hin. Du kannst mich auch als Kissen benutzen", meinte mein bester Freund, sah mich aber nicht an. Ich holte den Autoschlüssel aus meiner Hosentasche und legte diesen auf seinen Bauch. "Nein, ich hab ein Bett zu Hause, das reicht mir", erwiderte ich. Wenigstens Leo erhob sich nun langsam wieder, nahm die Sonnenbrille ab und packte sie in seinen Rucksack. "Sie hat recht Digga. Aufstehen, skaten!", sagte er, stand dann ganz auf, nahm sein Board und fuhr die Halfpipe runter. Marius öffnete jetzt auch seine Augen und setzte sich zumindest hin. "Was hast du gemacht?", fragte er mich sofort, nahm meine Hände und betrachtete die Schrammen. "Ach, kleiner Unfall." Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. "Ja, Josh war hier und ich bin mit seinem Board zusammengestoßen." "Hä?! Warum war er hier?" "Zum Skaten du Dussel. Voll der Zufall, ich weiß." "Hast du mit ihm gesprochen?" "Ja, es hat sich alles geklärt." Ich sah auf meine Hände hinab, die Marius immer noch festhielt. "Und? Da ist doch noch was?" "Mhm...wir treffen uns heute Abend." "Hey, das ist doch gut!" "Nein...eigentlich nicht. Ach man, ich weiß nicht, ob ich das schaffe, Marius", meinte ich niedergeschlagen und sah ihn an. "Natürlich schaffst du das, Süße. Es wird bestimmt nicht schlimm werden und wenn doch, dann kannst du mich jederzeit anrufen." Er strich mir über die Wange und umarmte mich dann. "Danke", sagte ich leise und umarmte ihn ebenfalls. "Ich glaub, ich geh dann jetzt auch nach Hause und bereite mich seelisch vor." "Spinner." Er wuschelte mir durch die Haare, woraufhin ich ihm einen bösen Blick zuwarf, der aber nicht lange ernst blieb.

Schließlich stand ich auf, nahm meine Tasche und schulterte sie. "Also viel Spaß heute Abend." Marius war ebenfalls aufgestanden (Autoschlüssel in der Hand) und wir umarmten uns nochmals, kurz bevor ich eine der Apfelschorle Flaschen nahm und sie mit "Die nehm ich mit!" in die Tasche packte. Nun kletterte ich wieder runter und sah mich nach Leo um. Als ich ihn fand, ging ich zu ihm. "Ich geh dann jetzt, viel Spaß euch noch", sagte ich, nachdem er einen Trick zu Ende gefahren hatte. "Alles klar, war cool, dich kennengelernt zu haben!" Er lächelte und auch wir umarmten uns kurz.

Mit gemischten Gefühlen verließ ich anschließend das Gelände, fuhr nach Hause. Dort angekommen, ging ich auch gleich nach oben in mein Zimmer, legte das Handy auf den Schreibtisch und die Tasche daneben. Kurz darauf ertönte das Bing vom Facebook Messenger. Josh, schoss es mir sofort in den Kopf. Mein Blick wanderte zu dem Smartphone, unschlüssig ob ich es nehmen sollte oder nicht. Doch bevor ich mich richtig entscheiden konnte, griff meine Hand schon danach. - Hey! :) Heute Abend 19 Uhr an der Straße, wo du mich vor dem Haus gesehen hast ;) Ich hoffe das passt so.- - Okay, bis dann. - Ja, ich antwortete ihm, weil es mir sonst sehr unfair vorkam. Bevor ich mein Handy wieder hinlegte, ging ich auf die Facebook Seite von Twenty Øne Piløts. Diese ganzen Kommentare unter den Bildern...es kam mir immer noch total surreal vor, dass der Josh Dun mit mir was machen wollte. Manch einer der Fans würde wahrscheinlich komplett ausrasten vor Freude und es überall herum posaunen, ich dagegen war mir nicht mal sicher, ob ich ihn wirklich nochmal sehen wollte. Seufzend legte ich das Handy schließlich auf den Tisch, fasste mit beiden Händen an meinen Kopf und lief in meinem Zimmer auf und ab.

18 Uhr. Ich stand vor dem Spiegel im Bad und sah meinem Spiegelbild in die Augen. *Ruhig bleiben Melina. Du siehst ihn nur noch heute. *, dachte ich, nahm dann die Mascara und fuhr damit über meine Wimpern. Das Schwarz brachte das Grün und das Blau meiner Augen zur Geltung. Aus dem Schrank in meinem Zimmer holte ich einen anderen Hoodie. Ja, ich hatte viele Hoodies, aber jeder war einzigartig. Als ich ihn angezogen hatte, sah ich mich nochmal komplett im Spiegel an. In diesen Klamotten fühlte ich mich wohl. Ich verstellte mich nicht für niemanden. Zufrieden nahm ich meine Sachen (Tasche, Handy), lief nach unten und zog mich an. Jetzt gab es wohl wirklich kein Zurück mehr. "Okay, los geht's", sagte ich noch zu mir selbst, bevor ich das Haus verließ und die Straße zur Bahnhaltestelle entlanglief. Es dämmerte schon und die Sonne war fast am Untergehen.

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