|| Kiss me

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Natürlich war jetzt immer noch nicht alles in bester Ordnung, aber ich fühlte mich besser als in den letzten Wochen und Josh war einer der Hauptgründe dafür. Seine Nähe, seine Berührungen, seine Stimme, all das tat mir gut. Ja verdammt, ich liebte ihn und das war mir jetzt voll und ganz klar.

Wenig später standen wir uns wieder gegenüber, hielten gegenseitig unsere Hände und sahen uns einfach nur an. "Ich seh bestimmt aus wie ein Wrack", meinte ich schließlich leise und durchbrach damit die Stille. Ein kleines Lächeln legte sich nun auf Josh's Lippen. "Du bist wunderschön." Allein schon diese drei Worte erzeugten in mir ein warmes Gefühl und ich spürte, wie ich rot wurde. Ziemlich verlegen senkte ich den Blick. Josh strich mir sanft eine Haarsträhne hinters Ohr und gab mir anschließend einen Kuss auf den Kopf. Ich sah ihn an. Er lächelte. Ich lächelte.

Ohne noch etwas zu sagen, lief ich mit ihm aus dem Zimmer. Im Vorbeigehen klappte ich den Laptop zu und schaltete das Licht aus. Hand in Hand gingen wir die Treppe runter und zu Marius in den Wohnbereich. Als uns dieser kommen hörte, schaute er von seinem Handy auf und sah uns erstmal überrascht an. "Schau nicht so", meinte ich schmunzelnd und blieb mit Josh neben dem Sofa stehen. "Hab ich was verpasst?" "Naja, vielleicht", erwiderte Josh nun, woraufhin wir uns beide kurz angrinsten. Schließlich setzten auch wir uns auf das Sofa. "Was ist mit den Schmerzen?" Ich sah Marius an, als er das fragte. "Die sind weg...Vorerst. Wie Blurryface auch...Aber ich weiß, dass er noch da ist." Ich blickte kurz zu Josh, der bestätigend nickte. "Es ist schön, dich mal wieder lächeln zu sehen. Danke." Letzteres war an Josh gerichtet. "Ich geb mein Bestes", meinte dieser wiederum schmunzelnd.

Wir saßen noch eine Weile auf dem Sofa und redeten, bevor Marius dann zu seinen Eltern fuhr, um ihnen bei etwas zu helfen. Es war schon echt süß von ihm, dass er jedem half, wo er konnte. Genau das war auch ein Punkt, warum ich ihn so mochte.

Jetzt saßen wir nur noch zu zweit auf dem Sofa. Ich hatte den Kopf an Josh's Schulter gelehnt und er legte einen Arm um mich. "Hast du Lust, Pizza essen zu gehen?"  Ich hob den Kopf, um ihn anzusehen. "Ja, ich geh mich nur schnell umziehen", antwortete ich und stand auf. "Ich wäre gerne auch noch weiter dein Kissen gewesen." Josh sah zu mir rauf und schmunzelte. "Zu spät, jetzt bin ich schon aufgestanden." Ich grinste und machte mich anschließend auf den Weg nach oben. Als ich mit neuen Klamotten im Bad angekommen war und mich jetzt so im Spiegel ansah, versank ich wieder in Gedanken. Gestern noch saß ich total kaputt hier auf dem Fließenboden, war völlig am Ende und heute hatte ich jemanden an meiner Seite, für den es sich mehr als lohnte zu kämpfen. Josh. Er hatte mir mein Lächeln zurückgegeben. Er war immer im richtigen Moment da. Er hatte mich nicht aufgegeben, auch wenn ich ihn immer wieder zurückgestoßen hatte. Ich verdiente ihn nicht, aber er war derjenige, an dessen Seite ich mich wohlfühlte und nur er schaffte es, Blurryface aus meinem Kopf zu verdrängen. War das zu egoistisch?

Nachdem ich noch mit einem roséfarbenen Lippenstift über meine Lippen gefahren war, verließ ich das Bad, brachte meine anderen Klamotten zurück in den Kleiderschrank, nahm mein Handy von der Ladestation und ging anschließend mit der Stofftasche die Treppe nach unten. Dort lehnte Josh schon lässig an der Haustür und telefonierte mit jemanden. "Ty", meinte er zu mir und hielt kurz das Mikrofon des Handys zu. "Grüße", sagte ich lächelnd, bevor ich meine schwarzen Schnürboots und die Lederjacke anzog. Zwei Minuten später saß ich dann neben Josh im Auto und war so entspannt wie lange nicht mehr. Er drehte die Musik etwas lauter und fuhr schließlich los. Als wir an einer roten Ampel standen, nahm er meine linke Hand. Ich sah zu ihm rüber, doch er hatte seinen Blick weiterhin auf die Straße vor uns gerichtet. Schmunzelnd tat ich es ihm gleich.

Bei der Pizzeria angekommen, laut Josh war es die beste der Stadt, setzten wir uns an einen Tisch etwas weiter hinten, damit wir unsere Ruhe haben würden. Doch weil es erst kurz vor 14 Uhr war, waren sowieso nicht besonders viele Leute hier. Wir bestellten unser Essen und als es kam, fingen wir hungrig an zu verspeisen, was mir mit meiner verbundenen Hand nicht leicht fiel.

Nach dem Essen, was Josh netterweise bezahlt hatte, beschlossen wir, noch ein bisschen durch die Stadt zu laufen. Unser Weg führte uns über die Haupteinkaufsstraße, wo Josh dann auf einmal wieder meine Hand nahm. Ich sah kurz auf unsere, nun verschränkten Hände und wurde plötzlich unsicher. „Bist du dir sicher? Ich meine wegen den Fans und so." Ich schaute leicht zu ihm auf. Auch er sah mich jetzt an. „Ja, ich bin mir sicher. Und auch wenn uns welche sehen sollten, sie kennen nicht mal deinen Namen und können deswegen auch nicht viel herumposaunen, außer dass sie mich mit einer jungen, richtig hübschen Frau gesehen haben." Er sagte das alles so entschlossen, dass ich mich sofort wieder besser fühlte und lächeln musste. Josh stand zu mir und das war eines der schönsten Gefühle, die man haben konnte!

„Okay." Das war das einzige, was ich jetzt herausbekam, bevor ich wieder nach vorne sah und gerade noch einem Mann ausweichen konnte, der mir entgegenkam. Waren Josh und ich jetzt zusammen? Ich meine wie so ein richtiges Paar? Ich wusste es nicht genau, aber es war ein schöner Gedanke. Ich sah ihn erneut an. Es sah so süß aus, wie er sich alles um uns herum genau anschaute und dabei ziemlich konzentriert wirkte. Ich ertappte mich dabei, wie ich die ganze Zeit über, ein kleines Lächeln auf den Lippen hatte.

Wir waren noch den ganzen Tag unterwegs gewesen. Im Park hatten wir uns zu den anderen auf die Wiese gesetzt. Ich habe mich irgendwann auf den Rücken und den Kopf auf Josh's Schoß gelegt. Er hatte mir daraufhin sanft über das Haar gestrichen. Wir redeten über verschiedene Dinge, lachten und es kam mir so vor, als würden wir uns schon ewig kennen. Zum Abendessen hatten wir uns jeder chinesische Nudeln in einer To Go Box geholt und sie dann auf einer Bank am Brunnen gegessen. Um Punkt 23.28 Uhr hielt Josh mit seinem Auto vor meinem Haus. Wir stiegen aus und er begleitete mich noch bis zur Haustür. Ich wäre gerne noch länger bei ihm geblieben, aber weil Tyler und er morgen ein Interview haben würden, wie er mir vorhin erzählt hatte, musste er bei sich zu Hause schlafen. „Danke für den schönen Tag", sagte ich nun und lächelte. Josh erwiderte das Lächeln. „Dafür brauchst du dich nicht bedanken. Schlaf gut." „Du auch." Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn jetzt küssen sollte, doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, nahm er mir schon die Entscheidung ab und küsste mich zuerst. Ich schloss meine Augen und erwiderte den Kuss so zärtlich, wie ich nur konnte. Es kribbelte in meinem ganzen Körper, was ich noch nie gespürt hatte. „Gute Nacht", flüsterte ich nun an seinen Lippen, sah ihm nochmal in die Augen und ging dann ins Haus.

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