|| Naptime

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Eine halbe Stunde später waren wir wieder unterwegs zu mir nach Hause, wo ich mich auch gleich ins Bett legte. Zwar hätte ich noch etwas essen sollen, aber ich wollte einfach nur noch schlafen. Da in meinem Zimmer immer noch die Scherben lagen, meinte Marius, dass ich gleich zu ihm ins Gästezimmer kommen sollte. Deshalb lag ich nun in dem großen Bett und fragte Josh noch per Nachricht, wann sie denn losfliegen würden. Nachdem er geantwortet hatte, rechnete ich aus, wann sie ankommen müssten und teilte dies Marius ebenfalls per Nachricht mit, weil ich zu müde und faul war, um zu ihm nach unten zu laufen. Eine Minute später kam die Antwort von ihm, dass er mich zum Flughafen fahren würde. Also stellte ich meinen Handywecker auf dreiviertel sechs, kuschelte mich in die Decke und schloss die Augen. Meine Hand schmerzte noch ziemlich, aber weil ich daran dachte, dass ich die Jungs morgen wiedersehen würde, vergaß ich den Schmerz.

Irgendwann später habe ich dann mitbekommen, wie mein bester Freund sich neben mich gelegt hatte.

Am nächsten Morgen wurde ich von meinem Handy geweckt, dessen Wecker natürlich pünktlich klingelte. Müde tastete ich im Dunkeln nach dem Gerät und machte den Störenfried aus. Ich schaltete die Lampe an, die auf dem Nachttisch stand, drehte mich zu Marius um und strich ihm sanft über den Arm. "Aufwachen, wir müssen in einer halben Stunde los", meinte ich, woraufhin er leise murrte und sich verschlafen übers Gesicht fuhr. Ich lächelte und setzte mich schon mal auf die Bettkante. "Warum müssen die denn so früh ankommen?" Ich drehte mich zu meinem besten Freund um, nachdem ich langsam aufgestanden war. "Weiß nicht, wegen Zeitverschiebung und so. Guten Morgen erstmal." "Morgen." Marius gähnte, bevor auch er sich schließlich erhob. Ich begab mich ins Bad, machte mich dort schnell fertig, um mir anschließend in meinem Zimmer neue Klamotten zu holen. Kaum hatte ich es betreten und das Licht angeschaltet, richtete sich mein Blick auf die Scherben vor dem Schrank. Sofort überkam mich wieder die Angst, dass Blurryface jetzt zurückkommen würde.

"Warte, ich hol dir neue Sachen." Marius kam nun hinter mir ins Zimmer und lief zum Schrank. Vorsichtig bahnte er sich einen Weg durch das zerbrochene Glas und als er die Schranktür öffnete, hörte man das leise Klirren der Scherben. Ich sah auf meine rechte verbundene Hand. Blurryface hatte ich mit dem schmerzhaften Schlag sicher nicht vertrieben. "Hier, das Outfit ist gut." Wenig später übergab mir Marius ein Oberteil mit dreiviertel langen Ärmeln und eine schwarze ripped Skinny Jeans. Woher wusste er nur, dass es eines meiner Lieblingsoutfits war?

Nachdem wir uns beide umgezogen, Marius einen Kaffee und ich ein Glas Saft getrunken hatten, fuhren wir endlich los Richtung Flughafen. Mittlerweile hatte ich mich wieder an das Autofahren gewöhnt und zitterte mit jedem Mal weniger. Auf den Straßen war noch wenig los, was das Ganze nochmal angenehmer machte. "Na, nervös?" Ich schmunzelte nur über diese Frage und antwortete nicht. Ja, ich war nervös, zumal die Jungs ja nicht wussten, dass wir zum Flughafen kommen würden. Kurz bevor wir da waren, wurde im Radio der Song 'Ride' von den Twenty Øne Piløts angesagt. Ich machte ein bisschen lauter und genoss den Song. "Die haben's so unglaublich drauf!", meinte Marius und ich nickte. Es war wirklich kein Wunder, dass sie immer mehr Fans dazu gewannen.

Kaum war der Song zu Ende kamen wir am Flughafen an. 6.55 Uhr. Das Flugzeug müsste gleich landen, weshalb wir uns schon mal in die Eingangshalle begaben. 7.15 Uhr war es dann soweit. Von Weitem sah man eine Gruppe von Männern mit Koffern in unsere Richtung kommen. Ich spürte wie mein Herz anfing, schneller zu schlagen.

"Melina?! Marius?!" Ein paar Augenblicke später hatten Tyler und Josh uns dann auch erkannt. Josh ließ augenblicklich sein Gepäck stehen, kam zu mir gejoggt, hob mich hoch und drehte sich einmal mit mir im Kreis. Ich musste lachen und als er mich dann wieder runter ließ, umarmten wir uns. 'Sie wollen dich nicht mehr sehen! Du hast ihnen schon genug Sorgen bereitet!' das hatte Blurryface mir gestern gesagt, doch jetzt gerade war mir alles egal. Blurryface, die Schmerzen, jegliche Selbstzweifel. Ich hätte ewig so stehen bleiben können. Arm in Arm mit Josh, doch letztendlich löste ich mich von ihm und begrüßte auch noch Tyler mit einer Umarmung. Die anderen brachten wahrscheinlich schon ihr Gepäck weg, denn gerade standen nur noch wir vier hier. "Was hast du da?" Nachdem ich Tyler umarmt hatte, nahm Josh meine verbundene Hand und sah mir in die Augen. Sein Strahlen war augenblicklich verschwunden, was mich ziemlich verunsicherte. "Es ist nur eine kleine Verletzung...Ein Unfall. Nichts Großes, wirklich", meinte ich und hoffte, dass er nicht weiter fragen würde. Er und Tyler wechselten kurz einen Blick, bevor er meine Hand wieder losließ.

"Meli, ich muss zu meinem Cousin...Er braucht doch nochmal Hilfe." Wir hatten die Jungs gerade zum Auto begleitet, als Marius diese Nachricht bekam.

"Alles gut, ich schaff es auch alleine nach Hause", meinte ich lächelnd.

"Bist du dir sicher?"

"Klar, ich bin schon groß." Wir mussten beide schmunzeln.

Nachdem er sich von uns verabschiedet hatte, fuhr Marius los. "Ich geh dann auch mal." "Was? Nein, jetzt bist du extra hierhergekommen, was total süß ist." Tyler wandte sich zu mir um. "Ja, ich lass dich jetzt auch noch nicht gehen. Komm doch noch ein bisschen mit zu mir?" Josh kam auch wieder zu uns.

"Ja, also ich hab Zack versprochen, dass ich bei ihm vorbeischaue, wenn ich gelandet bin, deshalb muss ich jetzt direkt zu ihm", meinte Tyler.

"Ja, okay, ich komm mit zu dir." Beschloss ich schließlich und sah Josh an.

Also saß ich fünf Minuten später auf dem Beifahrersitz von Mark's Auto und sah aus dem Fenster. Ich unterhielt mich ein wenig mit den Jungs, bis Tyler bei seinem Bruder abgesetzt wurde und wir anschließend bei Josh's Haus ankamen. Ich verabschiedete mich von Mark und wartete geduldig, bis Josh sein Gepäck aus dem Kofferraum geholt hatte.

"Soll ich dir was abnehmen?" "Nein, geht schon."

Nachdem wir das Haus betreten hatten, holte sich Josh ein RedBull und machte mir ein Glas Apfelschorle. Dankend nahm ich es entgegen, bevor wir es uns auf dem Sofa bequem machten. Ich fühlte mich mal wieder total wohl und es war schön, wieder mit ihm reden zu können.

Nach einer Weile legte sich Josh wie selbstverständlich mit seinem Kopf auf meinen Schoß und hielt die Augen geschlossen. Bisher kannte ich das nur von Marius. Ich sah auf Josh hinab und lächelte. Es sah schon ziemlich süß aus, wie er so mit geschlossenen Augen dalag. Sah ich ihn nun wirklich mit anderen Augen? Hatten sich jetzt vielleicht bei mir so etwas wie Gefühle für ihn entwickelt?

|| Nøthing is like it seems Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt