|| It's nøt real

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Am darauffolgenden Morgen wurde ich wach, weil sich jemand neben mir bewegte. Ich öffnete meine Augen und blinzelte verschlafen. Es war Marius, der soeben aufgestanden war und sich nun müde durch die Haare fuhr. "Hey, guten Morgen. Ich muss gleich in den Laden, du kannst noch liegen bleiben." Mein bester Freund lächelte mich sanft an und verließ mit ein paar Klamotten das Zimmer. Ich seufzte leise und drehte mich auf den Rücken, so dass ich hoch an die Decke schauen konnte. Schon wieder hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht mit den in Laden gehen würde. Doch ich wusste auch, dass Marius mich nicht hätte mitgehen lassen, auch wenn ich es gewollt hätte. Ehrlich gesagt, fühlte ich mich selbst auch nicht wirklich in der Lage zu arbeiten. Allein schon deshalb, weil der Schreck von gestern immer noch in mir steckte. Ich konnte es jetzt einfach nicht begreifen, warum ich das getan hatte. Ich...Hätte mich fast umgebracht! Das wäre doch überhaupt keine Lösung gewesen! Ich schloss meine Augen und atmete einmal tief durch. Kurz darauf kam Marius wieder ins Zimmer. Ich stand auf und ging zu ihm rüber. "Du kannst wirklich nochmal ein bisschen schlafen", meinte er und legte eine Hand an meine Wange. "Nein, ich kann es jetzt sowieso nicht mehr und so hab ich wenigstens noch etwas Zeit, bevor ich mich mit Tyler treffe", erwiderte ich und sah in seine Augen. "In Ordnung. Ich lasse meine Sachen erstmal hier, wenn das okay ist. Bis dann." Er lächelte mich nochmal an, nachdem ich genickt hatte und ging anschließend.

Ich wandte mich kurz darauf zum Fenster und zog den Rollladen hoch. Die Dunkelheit sollte nicht schon wieder die Chance bekommen, meine Gedanken zu übernehmen, die gerade endlich mal halbwegs geordnet waren. Langsam lief ich nach drüben in mein Zimmer, wo ich ebenfalls den Rollladen hochzog und anschließend mein Handy anschaltete. Danach begab ich mich mit dem Smartphone ins Bad, ließ eine Playlist darauf abspielen und stellte mich unter die Dusche, die mir gerade richtig guttat.

Um mich weiterhin abzulenken, begann ich nun auch noch zu singen und konzentrierte mich voll und ganz auf die Musik, die durch das Rauschen des Wassers hindurch drang. Nach dem Duschen, band ich mir ein Handtuch um und stellte mich an das Waschbecken, um meine Zähne zu putzen. Doch als ich auch damit fertig war und in den Spiegel sah, erschrak ich heftig und wandte schnell den Blick ab. Für einen kurzen Moment hatte ich hinter mir eine Gestalt gesehen. Wie die aus meinem Traum...Blurryface! Nein, das konnte nicht sein! Trotz der nun entstandenen Angst, nahm ich meinen Mut zusammen und blickte nochmal in den Spiegel. Diesmal war da aber nichts, außer die Fließen an der Wand. War ich jetzt vollkommen durchgedreht?! Gerade wollte ich nur noch so schnell wie möglich aus dem Badezimmer, weshalb ich eilig meine Haare föhnte, Concealer, etwas Puder und Mascara benutzte, mein Handy nahm und aus dem Raum verschwand. Er konnte doch theoretisch überall hier im Haus sein...Es war doch überhaupt nicht möglich, dass Blurryface sich zuerst in meinen Gedanken und anschließend in der Realität aufhielt. Nein, das war nur ein Streich meines Kopfes gewesen, anders konnte ich mir das nicht erklären.

Trotzdem war ich die restliche Zeit über, während ich mich anzog, übermäßig wachsam und stets bereit zu flüchten.

Nach einer Weile war die Zeit ran und ich konnte das Haus verlassen, um zu dem Café zu fahren, wo Tyler und ich uns verabredet hatten. Also nahm ich meinen Jutebeutel, mein Handy, sowie die Kopfhörer und ging nach unten, wo ich Schuhe und Lederjacke anzog und danach das Haus verließ.

Es war mal wieder so typisch. Die Bahn hatte 15 Minuten Verspätung und ich würde zu spät kommen. Nachdem ich dies Tyler mitgeteilt hatte, sah ich von meinem Platz in der Bahn wie immer aus dem Fenster und hörte der Musik in meinen Ohren zu. Nach weiteren Minuten war ich dann an dem Café angekommen, packte mein Handy mit den Kopfhörern in die Tasche und betrat es. Es dauerte nicht lange, bis ich Tyler entdeckt hatte, da die meisten Leute jetzt sowieso arbeiten waren und das Café somit fast leer.

"Hey."

"Hi." Ich lächelte etwas und umarmte Tyler, als er aufgestanden war. Es fühlte sich etwas komisch an, da ich ihn bis jetzt noch nie alleine getroffen hatte, aber andererseits war ich froh, mit jemanden über das zu reden, was derjenige selber auch schon durchgemacht hatte.

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