Kapitel 4 - Das Lagerfeuer

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"Peace cannot be kept by force; it can only be achieved by understanding." ~ Albert Einstein

*~*~*

Das Feuer brannte bereits, als wir ankamen. Viele Lichter feierten ausgelassen im nahen Umkreis, führten Kunststücke auf oder erzählten sich gegenseitig von ihren Erlebnissen. Es wurden Ringkämpfe abgehalten, an denen ich garantiert nicht teilnehmen würde, und in der Menge entdeckte ich zwei Kerle, die gegeneinander im Armdrücken antraten, angefeuert von einer johlenden Truppe.

Solch ein ausgelassenes Fest hatte ich nach einem Nachmittag der Schwarzmalerei definitiv nicht erwartet.

Natürlich blieb meine Ankunft nicht unbemerkt. Das eine oder andere Gespräch verebbte, als wir zu dritt durch die Menge schlenderten, und ich spürte erneut die eindringlichen Blicke der Lichter auf mir. Ich musste mich wohl an die unerwünschte Aufmerksamkeit gewöhnen, zumindest vorerst.

"Du hast ihnen 'nen ganz schönen Schrecken eingejagt", sagte Chuck vergnügt zu mir, fast als hätte er meine Gedanken gelesen. Ihm schien es nichts auszumachen, ausnahmsweise mal im Rampenlicht zu stehen. "Mal abgesehen davon, dass du ein Mädchen bist, dachten die meisten, du wärst tot, als die Box ankam."

"Irgendwie schade, dass ich das verpasst habe", schmunzelte ich reuevoll. "Ich bin also die tote Unbekannte, die plötzlich wieder aufersteht."

Na ja, zugegebenermassen hätte ich mir wohl nach der wilden Fahrt in der Box beim Anblick einer Schar grobschlächtiger, fremder Jungs fast in die Hosen gemacht, also war es vermutlich ganz gut so.

Newt klatsche sich im Vorbeigehen mit einem blonden Jungen ab. "Alles klar, Zart?"

"Immer doch. Kommst du später zu uns? Gally hat wieder jede Menge von diesem Gesöff gebraut."

Chuck und ich waren einige Meter weiter stehengeblieben, und nun sah ich den Blonden mit auffordernd gehobener Augenbraue an.

"Tut mir leid, mann", antwortete Newt dem anderen Lichter entschuldigend und kratzte sich am Hinterkopf. "Ich habe Frischlingsdienst."

"Oho", machte Zart und warf einen Blick in meine Richtung, bevor er Newt auf die Schulter klopfte. "Viel Spass. Kannst ja trotzdem ein Glas mitnehmen."

Damit drückte er ihm etwas in die Hand und gesellte sich dann wieder zu seiner eigenen Gruppe.

Newt schloss zu uns beiden auf und streckte mir prompt das Getränk hin, das er eben von Zart bekommen hatte.

"Hier, probier mal. Davon wachsen dir Haare auf der Zunge."

"Nein, danke", lehnte ich sofort ab und betrachtete die goldbraune Brühe misstrauisch. "Was ist das überhaupt?"

"Das weiss keiner so genau", klärte mich Chuck auf. "Gally behauptet, es sei ein Geschäftsgeheimnis. Das ist der grosse Kerl dort drüben im Ring."

Mein Blick schweifte kurz zu Gally, der gerade einen anderen Lichter ins Sägemehl schickte. Er war recht stämmig gebaut und überragte die meisten anderen Jungs.

"Er ist der Hüter der Baumeister. Die können sehr gut mit den Händen arbeiten, aber besonders helle sind sie nicht", ergänzte Newt schelmisch und genehmigte sich einen Schluck des Gebräus. "Gally hat beinahe alles auf der Lichtung selbst gebaut."

"Was ist ein Hüter?", fragte ich meine beiden Begleiter während wir weiterschlenderten. Alby hatte sowas schon über Clint gesagt, als dieser mir das Mittel gegen Kopfschmerzen gab, aber richtig verstehen tat ich es nicht.

Newt überlegte kurz. "Die Hüter sind quasi die Chefs eines Jobs und sehen überall nach dem Rechten. Sie verfügen über jede Menge Erfahrung und kennen sich auf der Lichtung am besten aus."

Beyond the Boundaries (Maze Runner Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt