Kapitel 14 - Testlauf als Läufer

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"To every action there is always opposed an equal reaction." ~ Isaac Newton

*~*~*

Ich huschte alleine über die nächtliche Lichtung. Die anderen schliefen bereits, sogar aus Albys Hütte war ein stetes Schnarchen zu vernehmen. Das Gras unter meinen nackten Füssen fühlte sich kalt an und kitzelte etwas und durch die Tatsache, dass ich meine Brille nicht trug, hatte alles einen unscharfen Umriss.

Ich wusste nicht, wann ich den Weg zur Sani-Hütte eingeschlagen hatte, aber aus dem Nichts stand ich vor dem Eingang und spähte hinein. Überraschenderweise erkannte ich, dass Minho noch nicht schlief, er lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen da und starrte nachdenklich an die Decke.

Mit einem Räuspern kündigte ich mich an und trat ein. Er fuhr erschrocken hoch, beruhigte sich aber, als er mich erkannte.

"Was machst du mitten in der Nacht hier?", wollte er flüsternd wissen.

"Konnte nicht schlafen, genau wie du", wisperte ich zurück und hockte auf die Kante seines Bettes. Er setzte sich ebenfalls auf und leistete mir Gesellschaft. Im Dunkeln sahen wir uns schweigend an. Das einzige Licht kam vom Mondschein, der durch die offene Tür fiel.

"Es gibt da etwas, das du wissen musst", meinte er schliesslich leise und kam kaum merklich näher.

Ich legte den Kopf schief und runzelte die Stirn. "Was denn?"

Er antwortete nicht, aber lehnte vorsichtig seine Stirn gegen meine. Ich schluckte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Minhos Hand berührte sanft meine Wange, als er meine Haare zurückstrich.

"Emma...", flüsterte er. Seine Stimme war rau.

Und endlich überbrückte er die Distanz zwischen uns. Es war, als flösse statt Blut plötzlich Lava durch meinen Körper, als seine Lippen meine berührten.

Ich brannte. Brannte für ihn, für den Kuss. Meine Arme hoben sich ganz automatisch und legten sich um seinen Hals als plötzlich–

Schepper.

Schweissgebadet und mit klopfendem Herzen fuhr ich hoch. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff wo ich mich befand. Ich lag in meiner Hängematte, genau so, wie ich gestern einschlief, nachdem ich mit Newt zurückgekommen war.

Nur ein Traum.

Verdammter Klonk, wovon träumte ich da? Ich war doch nicht in Minho verliebt!

Oder etwa doch?

"Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken", murmelte in diesem Moment jemand zu meiner Rechten und riss mich aus meiner Grübelei. Chuck stand schuldbewusst da und hatte offenbar einen leeren Wasserkrug umgestossen.

"Ist schon okay", erwiderte ich zerstreut und kratzte mich am Kopf.

"Nein, wirklich. So, wie du im Schlaf gelächelt hast, musst du echt was Schönes geträumt haben."

"H-habe ich das?", stotterte ich und Chuck nickte. Ich spürte, wie die Hitze meine Wangen hochwanderte.

Nein, nicht rot werden! Nicht jetzt!

Um es zu verbergen, senkte ich den Kopf. "Na ja, egal. Die Sonne beginnt bald aufzugehen, da kann ich auch gleich aufstehen."

Ich setzte vorsichtig meine Füsse auf den Boden und erhob mich – ich wollte kein Risiko eingehen, vor lauter Durch-den-Wind-sein aus der Hängematte zu fallen.

Wenig später folgte ich Chuck ein wenig unmotiviert durch die Siedlung, die momentan noch wie ausgestorben wirkte. "Heute ist also dein letzter Probetag", meinte er grinsend zu mir.

Beyond the Boundaries (Maze Runner Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt