Kapitel 5 - Begegnung mit Gally

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"Tact is the art of making a point without making an enemy." ~ Isaac Newton

*~*~*

Irgendwann legte ich mich ins Gras zurück und blickte in den Sternenhimmel. Es war eine klare Nacht mit guter Sicht, wodurch die vielen Lichtpunkte wie kleine Glassplitter auf einem schwarzen Seidenteppich funkelten.

Friedlich faltete ich meine Hände auf dem Bauch. Kaum zu glauben, dass dieser Ort so grauenvoll sein sollte, aber die bedrohlichen Mauern, die bis in mein Sichtfeld ragten, erinnerten mich beinahe spöttisch daran.

Newt, der still neben mir sitzen geblieben war, räusperte sich nun verlegen.

"Ist dir eigentlich aufgefallen, dass wir denselben Akzent haben?", fragte er leise, und es klang, als hätte es ihn einiges an Mut gekostet, es auszusprechen.

Jetzt, da er es sagte, bemerkte ich es sofort. Wie er die Silben von der Zunge rollen liess, die Betonungen – es war meiner Art zu Sprechen doch verdächtig ähnlich, und ich kam nicht umhin, das vertraute Gefühl damit zu verknüpfen.

"Nein, bisher nicht, aber du hast Recht", stimmte ich ihm verblüfft zu, immer noch fassungslos, dass mir das die ganze Zeit über entgangen war.

Er zuckte mit den Schultern. "Na ja, ich kenne die anderen Lichter bereits sehr gut, aber keiner spricht so wie ich. Bis jetzt jedenfalls, deshalb habe ich es sofort bemerkt. Schon seltsam, nicht?"

"Vielleicht kommen wir aus derselben Gegend?", schlug ich nachdenklich vor.

"Ja, vielleicht", erwiderte Newt nur gedankenverloren. Wir beide wussten, dass wir darauf keine Antwort fanden.

Hätten wir doch nur unsere Erinnerungen!

Aber selbst wenn wir uns im vorherigen Leben gekannt hatten, musste ich ihn eben erneut kennenlernen. Hier, in dieser kleinen, merkwürdigen Welt, in der wir beide gestrandet waren.

Der Anfang schien jedenfalls recht gut zu laufen.

Nach einem Moment des Grübelns erhob sich Newt und klopfte sich die Hosen ab. "Na komm, Frischling", sagte er mit dem altbekannten, verschmitzten Gesichtsausdruck. "Wir sollten eigentlich längst wieder im Bett sein."

Er streckte mir die Hand hin, worauf ich mich mit einem widerwilligen Grummeln auf die Beine ziehen liess.

Langsam war ich dieses ewige Frischling echt satt. Ich wünschte, sie würden aufhören, mich so zu nennen.

Mein Name war schliesslich nicht Frischling, sondern Emma.

Moment mal! Hatte ich mich gerade... an meinen Namen erinnert? Endlich!

Auf einmal tauchte er in meinem Kopf auf, als wäre er nie weggewesen. Irgendwie kam er mit einem fahlen Beigeschmack, den ich mir nicht erklären konnte, doch ich freute mich zu sehr, um dem grosse Beachtung zu schenken.

"Newt!", verkündete ich triumphierend und packte seinen Ärmelsaum. Er wirkte leicht überrumpelt von meiner plötzlichen Euphorie. "Ich heisse Emma! Ich habe mich gerade erinnert!"

"Herzlichen Glückwunsch zu dieser Errungenschaft", neckte er mich amüsiert, doch ich wusste, dass er sich irgendwo tief drin für mich freute.

"Komm schon, sag es!", drängte ich den anderen Lichter, als wir uns gemeinsam auf den Rückweg zur Hütte machten.

"Was denn?", kam prompt die verwirrte Antwort.

"Das Alphabet, Newt", erwiderte ich sarkastisch und rollte mit den Augen. "Na, meinen Namen, was sonst?"

"Wie denn, Frischling?" Er grinste scheinheilig und ich boxte ihm gegen den Oberarm.

Das wurde ja langsam echt zur Gewohnheit.

Beyond the Boundaries (Maze Runner Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt