Beim Bau angekommen quetschten wir uns zusammen und lugten vorsichtig durch das Gitter hinunter.
Thomas' Kopf lag auf Theresas Schoss gebettet und offenbar war er gerade erst aufgewacht.
Ich war erleichtert, dass es ihm gut ging.
Er setzte sich auf und fasste sich mit einem leisen Stöhnen an den Kopf.
Möglicherweise Kopfschmerzen.
"Und?", erkundigte sich Minho ohne grosse Umschweife und innerlich hätte ich ihn für sein mangelndes Einfühlungsvermögen gerade gerne mit Backsteinen beworfen.
Lieben tat ich ihn trotzdem noch.
Thomas stützte die Arme auf den Knien ab. "Ich habe mich erinnert. Ich war da."
Sein bleiches Gesicht sprach Bände.
Er schluckte und fuhr fort: "Dieser Ort ist nicht, was er zu sein scheint. Es ist kein Gefängnis, es ist eine Prüfung. Sie beobachten uns, testen unsere Fähigkeiten. Und... Leute, ich habe euch das hier angetan. Ich war einer von denen. Du übrigens auch."
Beim letzten Satz wandte er sich an Teresa, die ungläubig den Kopf schüttelte. "Das kann nicht sein...", flüsterte sie, doch Thomas nickte nur. "Es spielt jetzt keine Rolle mehr."
"Du hast Recht.", mischte sich da Newt ein. Mein Bruder wirkte ernst und nachdenklich.
"Es spielt keine Rolle mehr. Von den Leuten, die wir vor dem Labyrinth waren, ist nichts mehr übriggeblieben, dafür haben die Schöpfer gesorgt. Was zählt ist, wer wir hier und jetzt sind und welche Entscheidungen wir treffen." Newt tippte mit dem Zeigefinger auf dem Holzgitter herum und blickte dann Thomas direkt an.
"Also reiss dich zusammen und beende, was du angefangen hast. Denn wenn wir nichts tun, wäre Alby vergeblich gestorben und das kann ich nicht zulassen."
Nach diesem Vortrag herrschte eine Weile Schweigen.
Schliesslich nickte Thomas und sah jeden Einzelnen von uns eindringlich an. "Ich hätte da einen Plan, aber ich brauche eure Hilfe."
"Gut. Allerdings gibt es da noch eine Sache...", begann ich und zögerte.
Die beiden in der Grube blickten verwirrt zu mir hoch.
"Gally hat das Kommando über die Lichtung an sich gerissen. Er konnte fast alle davon überzeugen, dass ihr beide für dieses Disaster verantwortlich seid. Heute Abend sollt ihr verbannt werden."
"Richtig.", stimmte Minho mir zu. "Wir müssen uns beeilen. Also, rück' zum Klonk damit raus. Was hast du vor?"
*~*~*
Wir hatten doch noch eine winzige Schar Helfer auf unsere Seite ziehen können.
Bratpfanne war einer der wenigen, die uns immer noch glaubten und uns bei unserem Vorhaben unterstützten.
Clint hätte sicher auch mitgemacht, aber er kam beim Griewerangriff ums Leben.
Der Verlust um den Hüter der Sanis schmerzte mich immer noch.
Wir standen alle einsatzbereit auf unseren Posten. Etwas nervös wippte ich auf und ab.
Hoffentlich hatte Gally nichts von dem Plan spitzgekriegt.
Es war Spätnachmittag und die Lichter hatten sich vor einem der gewaltigen Tore eingefunden, wo Gally zwei Holzpflöcke in die Erde hatte rammen lassen.
Mich überkam eine schlechte Befürchtung, was er damit bezwecken wollte, die sich leider auch bestätigte.
Teresa und Thomas wurden herbeigeführt, Letzterer sah nicht gerade gesund aus. Er hing lediglich schlaff zwischen den beiden Baumeistern, die ihn mitschleiften.
"Gally", meldete sich in diesem Moment Winston neben mir, "das fühlt sich nicht richtig an, mann."
"Ja, genau. Was ist, wenn Thomas Recht hat und er uns wirklich nach Hause bringen kann?", fragte Jeff.
Hoffnung wallte in mir auf. Wenn einige Leute immer noch zweifelten, konnten wir das hier vielleicht ohne Gewalt lösen.
Allerdings zerstörte die Antwort des Hüters der Baumeister meine Gedanken. "Wir sind schon zuhause, okay? Ich will keinen Namen mehr von dieser Mauer streichen müssen."
Er deutete auf die Wand mit unseren Namen.
"Glaubst du wirklich, uns zu verbannen würde irgendetwas ändern?", redete Teresa auf Gally ein und dieser schüttelte den Kopf.
"Nein. Dies ist keine Bannung. Es ist ein Angebot.", gab er zurück und mir rutschte das Herz in die Hose.
Unwillkürlich wanderte mein Blick zu Minho, der kaum merklich lächelte.
Ja, ich musste jetzt stark bleiben.
"Was?!", fragte Teresa fassungslos und Gallys Kopf schnellte zu ihr herum. "Glaubst du ernsthaft, ich würde Thomas wieder ins Labyrinth lassen, nach allem, was er angerichtet hat?!"
"Indem du uns opferst, machst du einen grossen Fehler...", beschwor die Schwarzhaarige ihn und das war für uns das Stichwort.
Als sie Thomas an den zweiten Pfosten fesseln wollten, kam plötzlich Leben in ihn. Er schlug seinem Aufpasser die Faust in den Magen.
Teresa verpasste dem ihren einen saftigen Tritt in die Kronjuwelen und unsere Schar übernahm in Sekundenschnelle die Oberhand.
Ich schnappte nach dem Messer an Winstons Gürtel. Natürlich hatte ich mich absichtlich neben ihn gestellt, da der Hüter der Schlitzer immer irgendwas Spitzes und Scharfes mit sich trug und mir ausserdem nicht misstraute - sein Fehler, denn nun richtete ich meine neu errungene Waffe auf Gallys Anhängsel.
Wenn wir schon bei Gally waren, dem hielt mein werter Bruder gerade eine Machete an die Kehle.
Bratpfanne schnitt Teresa frei und warf ihr einen hölzernen Speer zu.
Chuck kam auf seinen kurzen Beinen mit der notwendigen Ausrüstung angerannt.
Alles klar, Phase eins wäre geschafft.
Gally schien seine unterlegene Position zu realisieren und seufzte ergeben.
"Wir werden jetzt den Ausweg finden.", rief Thomas in die Runde. "Euch ist doch allen klar, dass wir nicht ewig hier sitzen können. Die Griewer werden jede Nacht zurückkommen, bis keiner mehr übrig ist. Aber da draussen haben wir eine Chance. Eine Wahl. Also, wer schliesst sich uns an?"
"Er versucht nur, euch Angst zu machen!", beschwor Gally seine Leute.
"Nein, Gally. Sie haben bereits Angst. Ich habe Angst. Aber trotzdem werde ich es zu Ende bringen. Das hier ist kein angemessenes Leben. Wir gehören nicht hierher.", widersprach Thomas mit fester Stimme.
Ein kurzes Schweigen entstand, dann kam Regung in die Gruppe.
Einer der Ersten, die auf unsere Seite liefen, war Jeff. Auch Winston kam kurz darauf hinzu und weitere folgten, bis nur noch ein winziges Grüppchen auf Gallys Seite stand.
Thomas sah den bulligen Jungen, der ihm stets das Leben zur Hölle gemacht hatte, eindringlich, ja, bittend an. "Gally... komm mit uns."
Einen Moment dachte ich wirklich, dass er zustimmen würde.
Doch dann sagte er den letzten Satz, den ich je aus seinem Mund vernehmen sollte.
"Viel Spass mit den Griewern."
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Beyond the Boundaries (Maze Runner Ff)
Hayran Kurgu(Wird aktuell überarbeitet) Als das Mädchen erwachte, fand sie sich in einem seltsamen Aufzug wieder, der sich unaufhaltsam nach oben bewegte. Sie versuchte sich zu erinnern, wie sie hergekommen war, doch sobald sie einen verschwommenen Gedanken zu...