Mit einem endgültigen Blick zurück auf die Lichtung drehten wir uns schliesslich um und liefen in das Labyrinth hinein.
Wir mussten wohl ziemlich lächerlich ausgesehen haben; ein Haufen verdreckte, verängstigte Jugendliche mit ein paar aberwitzigen Holzspeeren, Messern und anderem Handwerkzeug, die in ein gigantisches Labyrinth hineinrannten.
Mir klopfte das Herz bis zum Hals. Es war mein erstes Mal im Labyrinth und genau wie die meisten anderen Nicht-Läufer auch nahm mein Gesicht eine leichte Blässe an.
"Bleibt zusammen!", wies uns Thomas an. Er übernahm die Spitze des Grüppchens, während Minho am Ende dafür sorgte, dass niemand zurückfiel oder ausschwärmte. Er trug auch einen der Rucksäcke mit Notverpflegung.
Ich keuchte schon nach einigen Abzweigungen wie eine alte Dampflock.
Meine Kehle fühlte sich trocken und wund an, meine Beine wackelten.
Ich wollte um eine Pause beten, doch ich wusste, dass dies unter keinen Umständen möglich war.
Und überhaupt, ich konnte jetzt nicht schlappmachen! Sogar Chuck oder aber auch mein Bruder mit seinem Hinken kamen besser voran als ich, da ihnen die Entschlossenheit ins Gesicht geschrieben stand.
Minho schloss zu mir auf. "Bist du okay, du Waschlappen?", witzelte er, doch ich konnte die Sorge in seinen Augen erkennen.
"Wäre ein Ja gelogen?", stellte ich schwer atmend die Gegenfrage.
Minho überholte mich und ging vor mir in die Hocke. "Steig auf."
"Was?! Aber... der Rucksack... und du... ich meine... ähm.", stotterte ich.
Er zog den Rucksack verkehrt herum an, sodass er ihn auf der Brust trug und sagte dann: "Jetzt komm schon. Wir dürfen nicht zurückfallen."
Das stimmte allerdings.
Ich kletterte auf seinen Rücken und er nahm mich huckepack hoch, bevor er zu den anderen aufschloss.
Wahnsinn. Er benimmt sich, als wöge ich nichts, schoss es mir bewundernd durch den Kopf.
"Du wiegst ja nichts!", stellte er in diesem Moment fest und ich fühlte mich ertappt.
"Letztes Mal, als du mich getragen hast, hast du mich als schlaffer Kartoffelsack betitelt.", merkte ich leicht mürrisch an und er lachte.
"Ja ich geb's zu, ich wollte nur bezwecken, dass du deine Arme um mich legst. Eigentlich hätte ich dich auch so tragen können.", erwiderte er und obwohl ich sein Gesicht nicht sah, war ich zu 99.9 Prozent sicher, dass er gerade fett grinste.
Ich lief reicht rot an.
"Bei euch alles klar?", fragte Newt, dem man keinen Deut Erschöpfung ansah. Viel eher sprühte er vor Tatendrang.
"Ja.", gab Minho knapp zurück und in diesem Moment rief Thomas über die Schultern zurück: "Hört auf zu schnattern und spart euch den Atem! Ihr werdet ihn noch brauchen."
Augenblicklich klappten wir unsere Münder zu und konzentrierten uns aufs Laufen.
Oder besser, Minho und Newt taten das, ich hingegen fixierte meine sieben Sinne aufs Festhalten.
Ich fragte mich, wie sich Minho Tag für Tag in diesem unheimlichen Platz hatte aufhalten können.
Alles in mir schrie lauthals, umzukehren.
Aber nein. Ich durfte nicht aufgeben.
Wir kamen zu einem Labyrinthabschnitt mit der Nummer 7.
Bald mussten wir es geschafft haben.
Tatsächlich blieb der Trupp kurz darauf an einer Ecke stehen und Thomas linste auf den Gang dahinter.
Mit einem undefinierten Gesicht drehte er sich zurück und lehnte sich mit geschlossenen Augen an die Mauer.
"Ist da ein Griewer?", erkundigte sich Chuck und als Thomas nickte, schluckten wir alle.
"Hört mir zu. Dies ist der Moment, auf den wir alle gewartet haben. Wir kommen jetzt hier raus oder wir sterben bei dem Versuch."
Ein entschlossenes Nicken ging durch die Gruppe.
Ich kletterte von Minhos Rücken und nestelte das Messer hervor, das ich Winston entwendet hatte.
Meine Hände zitterten und fühlten sich schwitzig an. Kein Zweifel daran, dass ich furchtbare Angst hatte.
In diesem Moment zog mich jemand zu sich. Es war Minho.
"Emma. Ich liebe dich. So sehr.", flüsterte er in mein Haar und ich blinzelte, da sich Tränen in meine Augen stahlen.
Ich liebte ihn auch. Mehr als irgendwen. So tief, dass es schmerzte.
Er hatte mir gezeigt, was es bedeutet, zu lieben. Ich würde dafür sorgen, dass er hier herauskam.
Dieser wundervolle Junge würde es schaffen.
Stumme Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen, als wir uns noch ein weiteres Mal küssten, voller Verzweiflung, Sehnsucht und Leidenschaft.
"Bereit?", fragte da Thomas und wir stimmten alle entschlossen zu.
Ich sah zwischen meinen Begleitern hin und her.
Minho, der mich mit einem liebevollen Blick bedachte.
Newt, der ein grossartiger Bruder für mich war.
Thomas, der uns hier alle rausbringen würde, weil er nie aufgegeben hatte.
Teresa, die den Glauben in Thomas nicht verlor, egal, was auch passierte.
Chuck, der ein wahrer, herzerwärmender Freund war.
Jeff, der stets so freundlich und aufopfernd war.
Winston, der zwar ruppig erschien, aber doch immer die richtigen Entscheidungen treffen wollte - was ihm so nebenbei auch gelungen war.
Obwohl ich mich nur an ein paar Monate meines Lebens erinnern konnte und in dieser Zeit Schreckliches durchgemacht hatte, war es unbezahlbar.
Meine Finger umklammerten den Griff des Messers stärker. Eine plötzliche Ruhe breitete sich in mir aus.
Ich war bereit.
Und mit erhobenen Waffen und ohrenbetäubendem Kriegsgeheul stürmten wir um die Ecke unserem letzten Kampf entgegen.
DU LIEST GERADE
Beyond the Boundaries (Maze Runner Ff)
Fanfiction(Wird aktuell überarbeitet) Als das Mädchen erwachte, fand sie sich in einem seltsamen Aufzug wieder, der sich unaufhaltsam nach oben bewegte. Sie versuchte sich zu erinnern, wie sie hergekommen war, doch sobald sie einen verschwommenen Gedanken zu...