Kapitel 10 - Die Notfall-Krankenschwester

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"A man of ordinary talent will always be ordinary, whether he travels or not; but a man of superior talent will go to pieces if he remains forever in the same place." ~ Wolfgang Amadeus Mozart

*~*~*

Knirsch.

Das Geräusch von kollidierendem Stein jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ob Minho es geschafft hatte? Vorsichtig öffnete ich erst das linke, dann das rechte Auge.

Ein Stein fiel mir vom Herz. Der Hüter der Läufer lag knapp einen Meter vor dem geschlossenen Tor auf dem Boden, sein Atem ging schnell und er schien kaum bei Bewusstsein.

Gally liess endlich meinen Arm los. "Nächstes Mal, da lass ich dich ins Labyrinth zu den Griewern", schnauzte er mich an und ich wurde ganz klein vor Schuldbewusstheit, während ich mir die Stelle rieb, an der er mich festgehalten hatte. Durch meinen Widerstand war die Haut recht gerötet, aber das war nichts Ernstes.

Mein Blick wanderte über die Menge zu Newt, der bei Alby und Ben stand und mir stumm signalisierte, dass ich nach unserem Freund sehen sollte. Ich nickte kaum merklich und huschte hastig an Minhos Seite, wo sich bereits eine kleine Traube besorgter Lichter versammelt hatte - hauptsächlich Läufer, denn ich erhaschte kaum einen Blick durch die stämmigen Jungen.

"Er hat sich den Fuss übel vertreten, darum ist er wohl gehinkt. Ich nehme ihn mit zur Hütte", verkündete Clint, der sich gerade wieder erhob.

Jeff, der etwas abseits stand, schnallte zwei robuste Stöcke von seinem Rücken, holte ein grosses Tuch aus seiner Tasche und begann, eine behelfsmässige Trage zusammenzubauen. Sofort eilte ich ihm zu Hilfe.

"Wird er wieder?", erkundigte ich mich mit gesenkter Stimme, während ich eine der Stangen in die eingenähten Ösen des Stoffes fädelte.

Der Sani seufzte und sah mich an. "Das zeigt sich erst, wenn wir ihn genauer untersucht haben. Für's Erste ist es gut, dass er an einem Stück hier ist."

Er stand auf und klopfte mir auf die Schulter, bevor er mit der Trage zu Clint eilte. Die beiden Sanis verfrachteten den bewusstlosen Hüter auf die Trage und brachten ihn weg.

Verloren sah ich ihnen nach, wie sie hinter den Bäumen verschwanden, als Newt an meine Seite trat. "Mach das nie wieder", schalt er mich streng und bezog sich dabei auf meine beinahe erfolgreiche Aktion, ins Labyrinth zu sprinten. Ich schluckte trocken.

"Okay", murmelte ich kleinlaut. Ohne weitere Worte setzten wir uns in Bewegung, um nach den Sanis und Minho zu sehen. Wir folgten einem Trampelpfad, der scheinbar rege begangen wurde, denn er war bereits ziemlich ausgetreten und geebnet.

Nach einer Weile sagte Newt leise zu mir: "Mach dir keine Sorgen. Minho ist zäh. Der kommt schon drüber hinweg."

Ich spürte, dass er die Worte nicht nur an mich richtete, sondern auch an sich selbst, denn seine Fäuste hatten sich an seiner Seite verkrampft und sein Kiefer war ebenfalls recht angespannt.

"Was hast du herausgefunden?", fragte ich knapp, während ich wieder nach vorne blickte und nebenbei einen Kiesel vor mir her kickte.

"Offenbar sind die beiden auf einen Griewer gestossen", erklärte Newt. Er kam verstohlen näher, bevor er weitersprach. "Ist nicht üblich, tagsüber einem zu begegnen. Immerhin wurde keiner gestochen. Alby hat später eine Versammlung einberufen, aber erst mal sollen alle essen und die Ereignisse verdauen."

"Und sein Knöchel?"

"Das ist passiert, als er sich nach dem Vieh umgedreht hat", sagte er angespannt. "Ben wollte ihn nicht zurücklassen und half ihm beinahe den ganzen Weg zurück, aber Minho hat ihn am Ende überredet, alleine durchs Tor zu rennen."

Beyond the Boundaries (Maze Runner Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt