Kapitel 26 - Die Griewerattacke

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Ich schnappte nach Luft.

Erinnert?

An alles?

Als hätte er meine Gedanken gelesen, fuhr Thomas fort: "Er weiss, was vor dem Labyrinth passiert ist. Und er sagte..."

An dieser Stelle sah er hilfesuchend zu Newt und Minho, die ihm bekräftigend zunickten.

Mit zittriger Stimme fuhr Thomas fort: "Er sagte, er hätte mich gesehen. Vor dem Labyrinth. Ich hätte für die Schöpfer gearbeitet."

"Nein... Das kann nicht sein.", flüsterte ich stumpf und sah abwechselnd zwischen den Hütern umher.

Keiner verneinte Thomas' Aussage.

In diesem Moment trat Gally vor. "Meiner Meinung nach hat sich nun bestätigt, dass Thomas einer von denen ist."

"Gally, bitte. Alby ist nicht bei Sinnen. Wir haben keine Ahnung, was das Mittel bewirkt, von der Heilung mal abgesehen.", versuchte Newt einzuwenden, doch der Hüter der Baumeister würgte ihn ab.

"Auf mich hat Alby sehr überzeugend gewirkt. Willst du etwa an unserem Anführer zweifeln?", widersprach er stur.

"Jungs!", unterbrach in diesem Moment eine weibliche Stimme die hitzige Diskussion.

Teresa stand da und sah uns alle ernst an. "Wir haben ein ganz anderes Problem."

"Und das wäre?", erkundigte sich Newt verwirrt.

"Die Tore schliessen sich nicht.", antwortete die Schwarzhaarige und schien damit einen Schalter umzulegen, denn alle sahen sich alarmiert an.

Angesichts der momentanen Situation schien sogar Gally einmal nicht daran zu denken, Thomas die Schuld in die Schuhe zu schieben, sondern viel eher, möglichst viele Leute zu evakuieren.

Wir rannten aus der Sanihütte und sahen uns um. Es war bereits dunkel und trotzdem erkannten wir, dass sich die Tore keinen Millimeter geschlossen zu haben schienen.

Teresa hatte die Wahrheit gesagt.

Newt, der zusammen mit Thomas den scheinbar leblosen Alby über der Schulter mitschleifte, erhob die Stimme: "Alle in die stabilsten Hütten und verbarrikadiert euch so gut wie möglich! Hüter, folgt mir ins Gehöft!"

Wir nickten zustimmend und machten uns auf. Unterwegs packten einige eine Fackel oder eine Machete, um eine Selbstverteidigungsmöglichkeit zu haben.

Wenige Sekunden später wurde klar, dass wir dies auch benötigten, denn ein grässlicher Schrei schallte über die Lichtung und zahlreiche Griewer strömten aus den Toren und fielen über uns her.

Ich erkannte, wie einer der Lichter von dem langen Greifarm einer dieser Bestien gepackt wurde und der Griewer verschleppte ihn in das Labyrinth.

Alle stürmten in die Hütten, einige der Todesmutigen bekämpften die Monster.

Ich spürte, wie eine kräftige Hand die meine umschloss und mich bestimmt mit sich zog - Minho.

Auch die anderen Hüter rannten auf das Gehöft zu, das uns hoffentlich Schutz bieten würde.

Gally jedoch trennte sich mit Winston von uns, um in der Box Schutz zu suchen.

Ich hetzte mit Newt, Minho, Thomas, Teresa, Zart und mittlerweile auch Chuck durch das Maisfeld, hinter dem das erhofft sichere Gehöft lag.

Plötzlich bremste Minho derart abrupt, dass ich volle Kanne in seinen Rücken rannte. Er drehte sich nicht um, auch nicht, als ich über seine Schulter spähte.

Vor ihm ragte das wohl hässlichste Ding, das ich je gesehen hatte, auf. Aus der Nähe wirkten die Griewer noch viel furchterregender.

Bevor wir reagierten, surrte der Greifarm des Griewers und griff mach dem nächstbesten Opfer - Zart.

Das Biest verschleppte den Hüter der Hackenhauer und ein anderes stürzte sich bereits auf uns.

Wir befanden uns alle in einer ultrakurzen Schockstarre, aus welcher sich Teresa als Erste zu befreien schien.

Sie warf ihre Fackel auf den Griewer und da der trockene Mais unter ihm in Brand geriet, schien das Biest schmerzerfüllt aufzujaulen und um sich zu trampeln, was uns Zeit verschaffte.

"Los!", brüllte Thomas und wir düsten auf das Gehöft zu, wo wir uns verbarrikadierten, gerade noch rechtzeitig, bevor die ganze Halle erschüttert wurde.

Ich quiekte angsterfüllt auf und vergrub mein Gesicht an Minhos Schulter, der mich in eine Trost spendende Umarmung zog und mir zärtlich über das Haar und den Rücken strich.

Erneut zitterte die Hütte unter dem Angriff des Griewers.

"Ob das hält?", sprach Thomas aus, was wir wohl alle dachten.

In diesem Moment ertönte ein Stöhnen. Wir sahen uns alarmiert um und bemerkten, dass Alby aufwachte.

Newt kniete sich hin und redete leise auf den Anführer ein, erklärte ihm die Situation.

Ich unterdessen löste mich leicht von Minho, der beunruhigt auf mich hinuntersah. "Geht's dir gut, Kleines?"
Ich nickte nur und zwang mich zu einem Lächeln, welches jedoch mehr wie eine Grimasse wirken musste.

"Emma.", flüsterte der Asiate und nahm mein Gesicht in die Hände. "Ich weiss nicht... dies könnte unser letzter Moment sein. Unser letzter Atemzug. Wir könnten jeden Augenblick draufgehen. Und darum will ich, dass du weisst... Ich liebe dich."

Erstaunt starrte ich ihn an. Hatte er gerade gesagt, dass er mich liebte? Nicht nur, um mich zu beruhigen oder so?

Nein.

Ich erkannte die Ernsthaftigkeit in seinen dunklen Augen.

"Ich liebe dich auch, du vertrottelter Strunk. Das solltest du eigentlich wissen.", hauchte ich und dann küssten wir uns.

Es war anders als zuvor.

Weil es unser letzter sein könnte.

Minho küsste mich zart und doch leidenschaftlich, gefühlvoll und gleichzeitig so bittersüss.

Ich schmolz in seinen Armen und vergass augenblicklich, wo wir uns befanden.

Die Zeit stand still, bevor sich jemand räusperte.

"Leute, ich will euch ja nicht stören, aber wir haben gerade andere Probleme.", sagte Bratpfanne müde und als wir keine Anstalten machten, uns voneinander zu lösen, rief er etwas lauter: "Hey! Es herrscht Krieg, ihr Neppdeppen!"

"Eben gerade darum!", grinste Minho, der nun doch aufgesehen hatte. "Wir könnten schliesslich jederzeit abkratzen."

"Vielleicht solltet ihr stattdessen überdenken, wie wir lebend aus dieser Miserie heraukommen!", schnaubte der Hüter der Köche und ich musste ihm widerwillig rechtgeben.

Minhos Hand liess ich trotzdem nicht los.

Um nichts auf der Welt.

Beyond the Boundaries (Maze Runner Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt