Kapitel 13 - Newts Geschichte

3.2K 143 53
                                    

"Learn from yesterday, live for today, hope for tomorrow. The most important thing is not to stop questioning." ~ Albert Einstein

*~*~*

"Zum Beispiel Stephen. Wir hatten damals die Idee, durch den Schacht zu flüchten, und er war derjenige, der mit der Box hinuntersprang, als sie zurückfuhr." Billy legte eine bedeutungsvolle Pause ein. Ich fühlte mich, als würde ich einer Gruselgeschichte lauschen – nur mit dem klitzekleinen Unterschied, dass mir sehr wohl bewusst war, wie real diese Erzählungen waren. Und ich mochte mir eigentlich gar nicht ausmalen, was dem armen Stephen zugestossen war.

"Was auch immer im Schacht ist, es hatte ihn glatt zerteilt", fuhr Billy ungerührt fort. "Die Hälfte von ihm kam postwendend mit der Box zurück. 'Lasst euch diesen Lichter eine Warnung sein. Kein Entkommen mit der Box', stand in rot an der Wand geschrieben."

Ich spürte die Galle in meiner Kehle, als ich mir das Szenario unwillkürlich vorstellte. Ein flaues Gefühl machte sich in meiner Magengrube breit und während Billy munter mit seinen Geschichten fortfuhr, wurde mir klar, dass es blanke Angst war, die mir den Rücken hochkroch. Glücklicherweise schien der Hüter mir das durchaus anzumerken, denn ich blieb den Rest des Tages davon verschont, die Gräber zu besuchen und all die Namen zu lesen, deren tragische Schicksale ich jetzt kannte und möglicherweise auf eine andere Weise teilen könnte.

Vielleicht wäre mir dann tatsächlich mein spärliches Mittagessen wieder hochgekommen.

Ich hatte bisher einen guten Grund gehabt, mich vom Friedhof fernzuhalten; über den Tod zu sprechen und seine Auswirkungen mit eigenen Augen zu sehen waren zwei verschiedene Dinge – und ich war nicht gerade versessen darauf, meine Reaktion zu testen.

Beim Abendessen konnte ich dann nur das Essen auf meinem Teller anstarren und mich konzentrieren, um mich nicht zu übergeben.

"Geht's dir gut?", erkundigte sich Newt teilnahmsvoll und stupste mir mit dem Ellbogen in die Seite.

"Sehe ich aus als ginge es mir gut?", murrte ich ungehalten zurück. "Falls mich die Eintüter wirklich wollen, dann schwöre ich dir, Chuck: Ich lass mich freiwillig zu den Schwappern versetzen. Mit Handkuss."

"Deal", grinste Chuck, der mir gegenüber sass und ungemein schadenfreudig wirkte, dass ich bei den Eintütern ein ähnlich traumatisches Erlebnis hatte wie er wohl damals. Manchmal war der Kleine echt taktlos.

Ich überwand mich, einige Bissen herunterzuwürgen, allerdings war mein Appetit den Tag hindurch schreiend davongerannt. Schliesslich überliess ich Chuck den Rest meiner Portion.

"Du solltest mehr essen", meinte Newt in einem versöhnlichen Ton und schaufelte die letzten Stücke seines Schmorbratens in sich hinein. "Morgen musst du rennen, da brauchst du Kraft."

"Ich weiss, aber ich kriege gerade echt nichts mehr runter", seufzte ich nachgiebig. "Dieses Mal passe ich schon auf, dass ich mich nicht überanstrenge."

"Gut, das", erwiderte Newt nur und erhob sich.

"Wo gehst du hin?", fragte Chuck mit vollem Mund und tupfte mit etwas Brot die letzten Sauceflecken vom Teller.

Albys Stellvertreter nickte in Richtung Sani-Hütte. "Minho besuchen. Kommt wer mit?"

Chuck und ich waren natürlich beide mit von der Partie und so zottelten wir wenig später durch die abendliche Siedlung. Hie und da begrüssten uns ein paar Lichter – sie hielten Newt meistens für ein kurzes Schwätzchen auf – doch abgesehen davon erreichten wir die Sanis ohne grössere Zwischenfälle. Bereits von Weitem hörten wir Clint und Minho streiten.

"Ich habe drei Tage gesagt, du Strunk! Was ist daran so schwer zu verstehen?"

"Komm schon, Clint. Ich bin total fit!"

Beyond the Boundaries (Maze Runner Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt