Kapitel 18 - Die Verbannung

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"We have built too many walls, but not enough bridges." ~ Isaac Newton

*~*~*

Meine Jagd nach Informationen gestaltete sich schwieriger, als ich angenommen hatte. Die Stimmung auf der Lichtung war nach dem Vorfall mit Ben spürbar gedrückt und sogar die üblichen Lacher und Plaudereien beim Mittagessen blieben aus. Jeff, der normalerweise einer der lautesten war, verdrückte geknickt seine Mahlzeit und sprach kaum eine Silbe. Zart gab uns den Nachmittag frei und machte sich mit einem unlesbaren Gesichtsausdruck auf zur Versammlung der Hüter.

Nachdem ich die Gelegenheit genutzt und ein Bad genommen hatte, schlenderte ich über die Wiesen und durch das Dörfchen. Die anhaltende Anspannung machte mich allmählich nervös. Viele Lichter vertrieben sich mit Spielen oder Arbeit die Zeit, doch keiner schien Spass daran zu haben oder auch nur halbwegs bei der Sache zu sein.

Im Verlaufe des Nachmittags traf ich schliesslich auf Chuck und Thomas, die gerade dabei waren, den Kompost der Köche Richtung Wald zu bringen. Da ich hoffte, dass Thomas von Alby vielleicht etwas mitbekommen hatte, schloss ich mich den beiden an.

"Was ist eigentlich los?", fragte ich Chuck, während ich ihm die Schubkarre abnahm. "Die Stimmung scheint recht im Loch zu sein."

Der Jüngste bedachte mich mit einem dankbaren Blick, bevor er mit den Schultern zuckte. "Die Sache mit Ben kam recht unerwartet. Schätze, viele haben Angst, dass noch mehr Leute gestochen werden könnten, wenn tagsüber Griewer auftauchen."

"Ich dachte, auf der Lichtung wären wir sicher?", warf Thomas ein. Er hatte innegehalten, was uns dazu veranlasste, uns zu ihm umzudrehen. Da standen wir nun, mitten auf der Wiese, und plauderten mit ihm über Griewerstiche. Er hatte wirklich einen verklonkt schweren Start.

"Schon", meinte Chuck und spielte verlegen mit dem Saum seines Shirts, "aber die Läufer sind trotzdem jeden Tag draussen, und sie sind unsere einzige Hoffnung auf den Ausweg."

Ich runzelte die Stirn. Das ergab zwar Sinn, aber ich glaubte kaum, dass das der einzige Grund für die spürbare Unruhe war. Ich beschloss, aufs Ganze zu gehen.

"Chuck, weisst du über Verbannungen Bescheid?"

Seine Augen weiteten sich und er taumelte einen Schritt zurück, als hätte ich etwas Verbotenes gesagt. Hastig drehte er sich zu Thomas, der interessiert lauschte und nun ebenfalls näher lehnte.

Na bitte, Chuck war doch schon um einiges leichter zu lesen als Newt.

"Wer... wer hat dir davon erzählt?", stotterte er schliesslich.

"Nicht so wichtig", winkte ich ab. "Ich habe jedenfalls den Verdacht, dass der Rat Ben verbannen wird, und ich weiss nicht so recht, was ich davon halten soll."

"Soll das heissen, sie schicken ihn ins Labyrinth?", fragte Thomas nun in die Runde. "Alby meinte, die Infektion wird schlimmer und breitet sich aus, aber er wollte nicht sagen, was mit ihm passiert."

Ein kurzer Seufzer entwich mir. Einmal mehr musste ich mich daran erinnern, dass Thomas erst seit einem Tag hier war und noch nicht bei allen Dingen mitkam. Natürlich konnte Alby nicht im Vornherein entscheiden, ohne die Abstimmung des Rats beizuziehen – auch wenn das Ergebnis bereits festzustehen schien.

"Stimmt, er wird noch weiter durchdrehen und versuchen, andere Lichter anzugreifen", erklärte ich nach einer kurzen Pause. "Mehr weiss ich auch nicht. Aber ich glaube, dass es irgendeine andere Lösung geben muss."

"Leute, hört mal zu." Chuck stemmte die Hände in die Hüften und musterte uns der Reihe nach. "Ich bin zwar noch nicht so lange hier, aber wenn ich eines gelernt habe, dann ist es, die Entscheidungen der Älteren nicht in Frage zu stellen. Sie mussten sich schon mal mit diesem Klonk herumschlagen, also wissen sie auch am besten, was zu tun ist."

Beyond the Boundaries (Maze Runner Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt