7 - I want Home

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RAVEN

"Alles ist soweit in Ordnung Miss Parker, haben Sie noch irgendwelche Fragen?", fragte mich die Krankenschwester und sah mich lächlend an, während ich nur den Kopf schüttelte. Laut ausatmend zog ich mein Shirt wieder über den frischen Verband und sah, wie Kenny rein kam. "Wo ist Justin? Kommt er nicht?", fragte ich, da er sonst jeden Tag gekommen war und nun lag ich schon vier Tage hier. "Doch, aber er musste noch etwas erledigen, deswegen leiste ich dir heute Gesellschaft", sagte er und nahm sich den Stuhl, den er neben mein Bett stellte. "Und? Wie geht es dir?", fragte er, was mich nur dazu brachte, mit den Schultern zu zucken. "Wie soll es mir schon gehen? Ich liege seit fast einer Woche in diesem langweiligen Krankenhaus und hoffe jeden Tag mehr, dass ich endlich raus kann, zum Glück darf ich wieder aufstehen und normal gehen, na ja, Schmerzen hatte ich, aber ich war froh wieder auf meinen Beinen zu stehen. "Keine Sorge, ich hab die Schwester gehört, in ein paar Tagen kannst du ganz sicher wieder zu uns", beruhigte er mich, weshalb ich hoffnungsvoll nickte. "Habt ihr schon eine neue Unterkunft gefunden?", fragte ich neugierig und setzte mich etwas mehr auf, wobei ich mein Gesicht leicht verzog, da mein Bauch noch weh tat. "Ja, ich denke dir wird es gefallen", grinsend sah er mich an, worauf ich die Augenbrauen hoch zog. "Ist das Hotel so cool?", fragte ich überrascht, während Kenny lachte. "Wer hat denn gesagt, dass wir uns in einem Hotel niedergesiedelt haben? Ist doch langsam langweilig, außerdem gibt es dann nicht immer so einen Trubel, wenn wir mal wieder unangekündigten Besuch bekommen", erklärte er, was mich nur noch mehr verwirrte. "Was? Ihr habt ein Haus?", fragte ich und sah, wie er nickte. "Ja, ein Haus, aber es ist etwas abgelegen, damit wir ungestört sind", wissend nickend atmete ich tief durch und hoffte nun nur noch mehr endlich hier raus zu kommen, ich spürte jedoch dazu Verzweiflung, da ich komplett Ungewiss war, wann es endlich soweit war. Die Tatsache, dass wir uns nun in einem Haus aufhielten, regte meine Neugier noch mehr an, ich konnte aber nicht leugnen, dass ich mich ausgeschlossen fühlte. Ausgeschlossen von der Welt, von meinen Freunden, von allen, außer von Justin. Ich konnte mir meinen Alltag in diesem Haus jetzt schon ausmalen. Morgens aufstehen, Frühstück machen, frühstücken, duschen gehen, mich anziehen, Fernseher gucken, mich langweilien, im Haus herum irren und nach irgendwelchen spannenden Zeritvertrieben suchen, Mittagessen zubereiten, essen, aufräumen, wieder fernsehen, auf Justin warten, irgendwas mit ihm machen, wieder essen und schließlich verschwinde ich im Schlafzimmer und lese oder so. Wenn der Tag zwischen Justin und mir gut läuft, wird der Tag mit einer Zweisamkeit zwischen uns im Bett enden, aber falls er sauer auf mich sein sollte, würde er mal wieder die beleidigte Leberwurst spielen. Wenn ich auf ihn sauer wäre? Leider war mir Justin zu überlegen und schaffte es jedes Mal mich um den Finger zu wickeln, weswegen wir sehr oft in flagranti schwebten. "Raven?", verträumt schüttelte ich den Kopf und sah Kenny an, der mich verwirrt ansah. "Was?", fragte ich benommen und hörte wie er kicherte. "Ich habe dich gefragt, ob ich dir etwas vom Kiosk mitbringen soll", wiederholte er und stand auf, ich aber schüttelte denn Kopf, da ich erstens, meine Diät einhalten musste, schließlich wurde ich vor einigen Tagen erst operiert wurde und zweitens, ich hatte keinen Hunger, da es vor einer Stunde erst Mittagessen gab und das schmeckte wirklich grauenhaft. Ich wusste schon immer, warum ich Krankenhausessen verabscheute. "Na gut, dann versink wieder in deiner Traumwelt, ich bin gleich zurück", wies er mich hin und verließ den Raum, während mein Lächeln wieder verblasste, welches ich mir soeben aufgesetzt hatte.

Gelangweilt sah ich aus dem traurigen Krankenhausfenster und sah zu, wie die Regentropfen am Glas hinunter prasselten. Als ich plötzlich ein Klopfen an der Tür wahrnahm, sah ich zu dieser und grinste, als Justin herein kam. "Vermisst?", fragte er mit einem überragenden Grinsen im Gesicht und schloss die Tür hinter sich. "Ja und wie, wo warst du so lange?", jammerte ich und zog einen Schmollmund, was ihn zum lachen brachte und er auf mich zu kam. "Ich musste etwas erledigen", sagte er nur flüchtig und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, weshalb ich seufzte und meine Augen verdrehte. "Was ist denn? Ich bin doch gerade erst gekommen, bist du schon genervt?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen, ich aber schüttelte den Kopf. "Erstens, du warst mal wieder bei irgendeinem deiner Aufträge und lässt mich hier alleine, zweitens, jedes mal, wirklich jedes mal, wenn du hier bist, küsst du mich immer nur auf die Stirn und nicht mehr auf den Mund, so langsam nervt das", gab ich zu und hörte, wie er lachte. "Deswegen machst du dir so einen Kopf?", fragte er lachend und hielt sich den Bauch, während er sich wohl nicht mehr einkriegte. "Ja was denn? Ich liege hier seit mehreren Tagen und langweile mich, wozu ich jede Nacht alleine, vollkommen einsam schlafe und dann küsst du mich auch noch auf die Stirn, ich fühle mich wie ein Kind", protestierte ich und verschränkte meine Arme. Er hörte endlich auf zu lachen, während ich ihn genervt ansah und verdrehte wieder meine Augen. "Was kriege ich als Gegenleistung?", fragte er grinsend, was mich nur noch mehr nervte, da er es natürlich wieder übertreiben musste, was meine Nervengrenze anging. Genervt drehte ich meinen Kopf weg und stöhnte genervt auf. "Das war ein Scherz Ray", sagte er amüsiert und rutschte näher mit dem Stuhl, ich sah ihn aber nur genervt an. "Findest du das witzig? Ich erzähle dir, dass ich endlich will, dass du mich behandelt wie deine Freundin anstatt wie deine kleine Schwester und du kommst wieder mit deinen Witzen", jammerte ich und sah auf meine Hände, während ich hörte, wie er laut ausatmete. "Es ist nur, wenn ich dich küsse, will ich auch anderes machen und dieses mal bestimmt noch mehr, weil wir so lange nicht mehr...", fing er an, weshalb ich wissend nickte. "Klar, verstehe", sagte ich leicht enttäuscht, ich konnte jedoch nicht leugnen, dass er recht hatte. "Das einzige was wichtig ist, dass du gesund bist und nicht tot", sagte er nun und sah mir tief in die Augen, während er nach meiner Hand griff. Nickend lächelte ich ihm zu und schmunzelte. "Ich bin so froh, wenn ich endlich hier raus bin", sagte ich und merkte wie mein Körper voller Hoffnung steckte. "Ich auch", sagte er und holte sein Handy raus, als es ein Ton von sich gab. Stirnrunzelnd schaute er auf den Bildschirm und räusperte sich. "Ist alles okay?", fragte ich besorgt und sag nur, wie er zögernd nickte. "Ja, ja alles gut, aber ich fürchte ich muss los", stieß er schwer atmend aus und stand auf. Mein Lächeln verblasste sofort und ich sah ihn enttäuscht an. "Du bist doch gerade erst gekommen", murmelte ich und sah zur Seite, während er hörbar ausatmete. "Tut mir leid okay, aber es ist-". "Ja ja, es ist wirklich wichtig, ich weiß schon", beendete ich seinen Satz und spürte regelrecht, wie er die Augen verdrehte. "Ich komme morgen wieder", sagte er flüchtig und lehnte sich zu mir, bevor er mir einen Kuss auf die Wange drückte. "Sei nicht sauer Ray", hörte ich ihn in seiner rauen Stimme sagen, bevor er ging.

Heartbreaker 2 - The ticking heartbombWo Geschichten leben. Entdecke jetzt