12 - Visitors

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Mit schnellen Schritten ging ich die Straße entlang und hatte meinen Blick auf dem Boden gesenkt. Es war wirklich schwer allein unter Jungs zu leben, da sie meistens die Einkäufe erledigten. Ein Nachteil daran, ich musste mir meine Tampons immer selber besorgen, da ich ganz genau wusste, dass mindestens jeder von denen ratlos vor dem Regal stehen würde und sich fragen würde, welche Größe, welche Marke und welche Schutzrate er wohl nehmen solle. Jedenfalls kannte ich meinen Körper und erledigte meine Problemchen lieber selber. Der warme Sommerwind wehte mir um die Haare und ich hob meinen Kopf an, worauf ich ein glückliches Paar am Fenster eines Juwelieres sah. Es war natürlich selbstverständlich, dass sie sich Ringe anschauten. Seit drei Tagen schlummerte diese Verzweiflung und diese Sehensucht in mir, wobei ich mir immer wieder diese Frage stellte: Würde ich auch so ein Leben führen? Wäre Justin wirklich bereit, so einen großen Schritt zu wagen, nachdem die Liebe überhaupt ein riesiger in seinem Leben war? Niemals traute ich mich, Justin so etwas zu fragen, da ich wusste, dass er sowieso darüber lachen würde. Was auch sonst. Als ich merkte, dass ich hinter dem Paar stand und sie anstarrte, schüttelte ich verträumt den Kopf und ging weiter. Zum Glück hatten sie mich nicht bemerkt, da sie wahrscheinlich gedacht hätten, ich wäre irgendeine Verrückte die aus der Geschlossenen geflohen war.
Es war kein wirklich weiter weg bis zum Haus, da es eine überaus nützliche Abkürzung gab, die ich mir selbst zum Vorteil kommen ließ.
Sobald ich angekommen war, schloss ich die Tür auf und legte den Schlüssel weg, worauf ich hinauf ins Badezimmer ging und meine Sachen verstaute. Da nichts zu hören war, schätzte ich, dass sie alle wieder mal bei einem ihrer Aufträge waren und deswegen entschied ich mich meine Testesteron-Freie Zone zu genießen. Ich war gerade dabei es mir auf der Couch gemütlich zu machen, als es plötzlich klingelte. Genervt stöhnte ich auf und stand auf, obwohl ich genau wusste, dass es kein Freund sein konnte, eigentlich. Unbekümmert öffnete ich die Tür und wollte bei Seite gehen, als ich aber Violet und Derek sah, weitete ich meine Augen. Das war definitiv nicht geplant. "W-Was macht ihr hier?", fragte ich völlig fassungslos und öffnete die Tür ganz, wobei ich beide ansah. Derek hatte eher einen glücklichen Gesichtsausdruck, während Violet sauer aussah. "Was wir hier machen? Was wir hier machen fragst du, ja? Verdammt Raven! Was zum Teufel fällt dir ein?!", schrie Vioelt und warf ihre Hände in die Luft, worauf ich mir die Hand vor den Mund schlug und den Kopf schüttelte. "Es ist kompliziert Vioelt! Du hast keinen Grund mich anzuschreien, wenn du die verdammte Wahrheit nicht kennst!", zischte ich und merkte, wie ich langsam sauer wurde, da sie wirklich überhaupt keine Ahnung hatte und so tat, als wäre ich gegangen, weil ich lust hatte. "Dann erkläre es mir doch! Darauf habe ich die ganzen Monate gewartet!", sagte sie und sah mich auffordernd an, worauf sich Derek räusperte. "Ich auch". Laut ausatmend ging ich zur Seite, damit sie rein kommen konnten und merkte, wie sie sich umsahen. "Wohnst du hier?", fragte Derek, weshalb ich nickte und zum Wohnzimmer zeigte, worauf sie mir dorthin folgten. "Scheinbar ging es dir die letzten Monate gut", murmelte Violet missbilligend, weswegen ich schnaubte. "Du hast keine Ahnung, wie beschissen es mir ging, okay? Ich wurde verflucht nochmal angeschossen und lag im Krankenhaus, ich musste euch im Stich lassen, ich- es ist so viel passiert, ich weiß, dass es schwer war, dass ich plötzlich nicht mehr da war, aber bitte verurteilt mich nicht, obwohl ihr die Wahrheit nicht kennt", bat ich verzweifelt und merkte, wie beide schwiegen. Meinen kleinen Unfall hätte ich wohl lieber für behalten sollen. "Na gut, Violet, da wir hier sind um das klären und um unsere alte Raven wieder zurück zu bekommen, sollten wir ihr zuhören. Also, fang ganz oben an Ray", Derek lächelte mich an, was ich als sehr beruhigend empfand, da er mir nicht diese Kälte überbrachte, sondern pure Wärme. "Okay, es hört sich vielleicht etwas seltsam an, aber ich dulde es, wenn ihr es nicht versteht, ich hoffe nur, ihr kommt damit klar. Ich musste weg, wegen Justin. Er musste wegen beruflichen und auch familiären Problemen die Stadt verlassen und er hat mich wählen lassen. Entweder ich würde in Chicago bleiben oder ich würde mit ihm kommen", fing ich an, wobei ich schon die ersten Lügen frei ließ. Wenn man es genau nahm, ließ er mir keine andere Wahl und ich musste so oder so mit. "Und... ich habe mich für ihn entschieden", fügte ich hinzu und hörte wie Violet schnaubte. "Ach ja? Du kennst diesen Kerl gerade mal ein halbes Jahr, vielleicht auch mehr, aber wenn kennst du länger? Genau, Derek und mich. Wir waren beide da, als dieser Idiot nicht da war und deine Schwester-". "Sag sowas nicht Violet, du kennst ihn nicht", unterbrach ich sie, sie ließ doch nicht locker. "Ich kenne ihn!". "Du kennst ihn nicht so gut wie sie Violet, außerdem liebt er sie wirklich, da er selbst zu mir kam und jeder weiß, der Boyfriend hasst den best Friend", sagte nun Derek, weshalb ich ihm sehr dankbar war, da er recht hatte. "Na und? Wir waren eine längere Zeit da und sie hat uns einfach im Stich gelassen", meckerte sie, was mich nur noch trauriger machte. Sie hatte recht, aber ich wusste, ganz tief in mir, dass es richtig war, mit Justin zu gehen. "Und wie kam es dazu, dass du angeschossen wurdest?", fragte Violet nun und zog die Augenbrauen hoch, während ich nur panisch wurde, schließlich konnte ich ihnen keines falls die Wahrheit sagen. "Es war, als wir draußen waren. Es hat aus zufall mich getroffen", log ich und hörte, wie sie spöttisch lachte. "Aha, wieso kam nichts in den Nachrichten?". "Weil ich es nicht wollte, wegen euch", erklärte ich und sah sie ernst an, wobei sie wissend nickte. "Es scheint ja wirklich gut zu laufen", sagte nun Derek und sah sich um, worauf ich lächelnd nickte. "Ja, es läuft gut", man beachte meine ganzen zerplatzten Zukunftsträume nicht. "Na ja, ich glaube ich habe etwas übetrieben Ray, wenn ich es mir recht überlege, bin ich glücklich, dass du glücklich bist", ließ mich Violet, meine alte beste Freundin wissen und kam auf mich zu, worauf ich die Arme öffnete. "Ich hab dich so vermisst, ich dachte schon, dir wäre irgendetwas geschehen", weinte sie in meine Schulter, weswegen ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. "Ich dich auch", wimmerte ich und merkte, wie Derek dazu kam und seine starken Arme um uns legte. Es fühlte sich sehr gut an, sie wieder um mich zu wissen, dennoch fühlte es sich schrecklich an, sie so sehr zu belügen.

"Also, jetzt erzähl schon, wie läuft es mit deinem Adonis?", fragte Derek und grinste, während ich aus meiner Tasse nippte und mit den Schultern zuckte. "Schwer zu sagen", murmelte ich hörbar und merkte, wie Violet grinste. "Was denkst du, wird dieses oder nächstes Jahr noch eine Hochzeit stattfinden?", fragte sie Derek mit diesem üblichen Violet Grinsen im Gesicht, weshalb ich die Augen verdrehte. "Ja, auch wenn man es Justin nicht zutraut, aber ich denke es". Er macht doch wohl Witze. "Nein, das wird nie passieren", ich hib die Hand und lehnte es ab, worauf Violet genervt aufstöhnte. "Raven, warum bist du nur so pessimistisch? Stell dir vor, irgendwann habt ihr süße, kleine Babies, die ich verwöhnen kann", schmunzelte ich und stand auf. Auch das war nur ein Traum. "Wie gesagt, nein", sagte ich diesmal ernster und merkte, wie meine Laune wieder sank, da sie anfingen von diesem Thema zu sprechen. "Na ja, wenn ich irgendwann mal dein Trauzeuge bin und Justin zufällig der Bräutigam ist, dann gibst du mir einen Martini aus", sagte Derek und trank aus seiner Tasse, während ich meine stumm wusch. "Warum bist du so dagegen Raven?", fragte Violet auf ein mal und lang eher ruhig, worauf ich laut ausatmete. "Ich bin nicht dagegen, es verletzt mich nur, wenn ihr ständig davon redet und mir Hoffnung einflößt", erklärte ich und ließ meinen Kopf gesenkt. "Wieso?", fragte Derek nun mit einer leicht besorgten Stimme, ich wusste in diesem Moment jedoch nicht, ob ich die Wahrheit sagen sollte. "Weil ich es mir insgeheim wünsche", wies ich sie hin und lehnte mich an die Theke, ansehen tat ich sie aber nicht. "Und Justin?", hörte man nun von Violet, weswegen ich nur mit den Schultern zuckte und sagte:"Ich denke nicht". Als ich hörte, wie die Tür aufging, richtete ich mich auf und merkte, wie Justin und Ryan hinein kamen. "Haben wir Besuch?", fragte Ryan, worauf ich nur ein"Ja!", von mir gab und meinen Zeigefinger vor meinen Mundhielt, während ich Derek und Violet ansah, damit sie nichts in anderer Gesellschaft erwähnten. "Ich frage mich, wie ihr beiden herausgefunden habt, wo wir sind", sagte Justin und betrat die Küche, da er scheinbar schon ahnte, wer da war. "Wir sind ihr gefolgt, als wir sie zufällig gesehen haben", erklärte Violet und schaute mir nicht mehr in die Augen, mein Blick lag auf dem Boden und meine Arme waren verschränkt. "Habt ihr euch gestritten?", fragte Justin in die Stille, worauf ich nur den Kopf schüttelte und mich räusperte. "Ich bin gleich zurück", sagte ich unsicher und ging schnell die Treppe hinauf, worauf ich im Schlafzimmer verschwand und die Tür schloss. Ich konnte nicht erklären, wieso es mir so viel Schmerz bereitete, dass unser Leben nur so weiter gehen würde, dennoch wusste ich, dass ich ihn liebte. Ich liebte ihn so sehr, dass ich bereit war, mein Vielleicht gegen mein Ja auszutauschen. Auch wenn es mich nicht weiter glücklich machte, Justin war glücklich und wenn er glücklich war, war ich es auch.

Heartbreaker 2 - The ticking heartbombWo Geschichten leben. Entdecke jetzt