Expecto Patronum || Shawn Mendes Ff

Eins

Scheppernd rollte mein Koffers über die Gänge und hallte durch die hochgebauten Hallen des King's Cross Bahnhofs. Menschen strömten mir entgegen, ohne von ihrem Weg abzuweichen, während ich versuchte mich schnellstmöglich an ihnen vorbeizuschlängeln. Die tausenden Stimmen um mich herum vermischten sich zu einem einheitliches Summen und ich gab mein bestes, meine Freundin Liv nicht aus den Augen zu verlieren.

,,Lynn wenn du dich jetzt nicht beeilst verpassen wir verdammt nochmal den Hogwarts Express und dann dürfen wir zu Fuß nach Hogwarts laufen!" entnervt drehte sich Liv zu mir um. Sie drängelte sich an zwei Asiaten vorbei, um meine Hand zu nehmen und mich weiterzuziehen.

,,Jetzt stress mich nicht so! Wir haben doch noch..." Ich blickte mich im King's Cross Bahnhof nach einer Uhr um. ,,Dreieinhalb Minuten." grinste ich.
,,Das schaffen wir locker! Darf ich dich dadran erinnern, dass es letztes Jahr nur noch zweieinhalb Minuten waren."

Liv verdrehte die Augen.

,,Ich unterbreche euren kleinen Tratsch echt nur ungern, aber wir müssen uns wirklich beeilen!" fuhr Livs Mutter, Helene, dazwischen, die neben uns aufgetaucht war. 

,,Lilly, Milly! Es würde wirklich hilfreich sein, wenn ihr euch jetzt nicht gegenseitig mit Bonbons bewerfen würdet!" zischte Helene die beiden Zwillinge an, die heute das erste mal nach Hogwarts fahren würden.
,,Léa! Nimm sie den beiden ab und
hilf Ihnen bei den Koffern. Die kriegen auch wirklich nichts selber auf die Reihe..." Gestresst fuhr sie sich durch die Haare.

Livs Familie war ein reiner Mädchenhaushalt.
Helene, ihre Mutter, war genau wie ihre Töchter eine Hexe und hatte es erfolgreich geschafft die vier alleine großzuziehen. Nachdem ihr Muggel Ehemann vor elf Jahren herausgefunden hatte, dass es einen Grund hatte, das ständig merkwürdige Dinge in seinem Haus passierten, war er abgehauen und hatte sich seitdem nicht mehr blicken lassen.

Léa war Livs große Schwester und ein Schuljahr über uns.
Sie war eine tolle Persönlichkeit mit viel Erfolg.
Im vergangenen Jahr hatte sie sich zur Schülersprecherin wählen lassen und sie verfolgte den festen Plan Zaubereiministerin zu werden.

Lilly und Milly waren Livs jüngsten Schwestern.
Die beiden, waren die aufgedrehtesten Menschen die ich kannte.
Mit ihrer verrückten und chaotischen Art, waren sie manchmal unerträglich und nervig, doch auch unglaublich süß. Schon seit Wochen lagen sie uns in den Ohren, nun endlich nach Hogwarts zu kommen.

Und dann wären da noch Liv und ich.
Liv war seit ich denken konnte, meine beste Freundin.
Voller Stolz konnten wir sagen zwei Hufflepuff Mädchen Hogwarts zu sein und das nun schon zum vierten Jahr.
Nachdem ich bei einem Unfall vor etwas mehr als sieben Jahren meine beiden Eltern verloren hatte, hatte mich Helene, die damals beste Freundin meiner Mutter aufgenommen und seitdem, wie ihre eigene Tochter großgezogen.
Niemals hatte sie mir auch nur ansatzweise das Gefühl gegeben nicht zu dieser Familie zu gehören und dafür war ich ihr unglaublich dankbar.

Ich war niemals vollkommen über den Tod meiner Eltern hinweggekommen, doch ich hatte gelernt mit dem Schmerz zu leben. Alle Erinnerungen mit meinen Eltern waren tief in mein Herz eingeschlossen und ich trug sie bei mir, egal wo ich war.

,,Gleis 9 3/4. Ihr wisst was zu tuen ist." riss mich Helene aus meinen Gedanken.

Wir standen vor einer Backsteinsäule, die Gleis  neun und zehn voneinander trennte. Reisende gingen hastig an uns vorbei und schenkten uns keine Beachtung. Jeder war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt als sechs unscheinbaren Frauen mit ein wenig zu großen Koffern Beachtung zu schenken.
Schnell nahmen wir alle etwas Anlauf und huschten nacheinander durch die Backsteinwand, wohinter das Gleis lag, das jegliche für Hexen und Zauberer zugänglich war.