-Tauriel
Ungeduldig steht Legolas im Thronsaal. "Und sie sind wirklich nur im Wald, Tauriel?", fragt er mich. Ich nicke. Er wendet seinen Blick von mir ab und sieht zur Tür. Ich seufze. "Legolas, du kannst sie nicht ewig an den Palast binden. Sie braucht ihren Freiraum, so wie du. Sie ist alt genug und zudem ist Luthien bei ihr." Er dreht sich zu mir um und sagt: "Ich will nicht so sein wie mein Vater." Jetzt verstehe ich ihn. "Das bist du nicht. Du machst deine Sache mehr als gut. Nur... gib ihr mehr Freiraum. Bitte, Legolas." Er nickt langsam. Ich kann ihn so gut verstehen. Sein Vater hat sich nie groß um ihn gesorgt, er war immer alleine... Zudem ist Calima sehr jung, und dennoch schon älter, als er zu der Zeit war, zu der seine Mutter starb. Was wäre aus ihm geworden, wenn wir uns damals nicht schon getroffen hätten? Ich erinnere mich noch gut an diese Zeit...
Ziellos irrt die junge Elbin durch den Wald. Tränen verschleiern ihr die Sicht. Plötzlich hört sie Stimmen. Viele Stimmen. Dich erreichen kann sie sie nicht... Schluchzend bleibt sie stehen, um Luft zu holen. Da springt plötzlich jemand vom Baum. Sie erschrickt und stößt einen kleinen Schrei aus. Mit vor Schreck weit geöffneten Augen sieht sie den blonden Elben vor ihr an. Gerade senkt er den Bogen, den er zuvor erhoben hatte, und entspannt die Sehne. "Was macht eine Elbin wie du hier und das alleine? Weisst du, wie gefährlich es hier ist?!", ertönt seine Stimme und seine kalten blauen Augen mustern sie. "Hier ist es sicherer als bei den Orks, mein Herr... Und alleine bin ich, weil... die Orks meine Eltern getötet haben..." Zum Ende wird sie immer leiser. Der Elb nickt. "Nenn mir deinen Namen." Sie zögert erst, dann antwortet sie: "Im Tauriel." Dann sieht sie ihn an. Er versteht. "Im Legolas Thranduilion." Ihre Augen weiten sich. "Verzeiht, Prinz Legolas, ich habe Euch nicht erkannt." Sein blauen Augen bohren sich in ihre grünen. "Kommt mit mir!" Unsicher folgt sie ihm.
Nach einiger Zeit kommen sie zum Palast. Drinnen reißt Tauriel vor Staunen ihre Augen auf. Vor ihr ist ein riesiges Gewölbe. Legolas deutet ihr, ihm zu folgen.
Als sie im Thronsaal ankommen, tritt Legolas vor und sagt: "Le suilen, Adar." Der Elb auf dem riesigen Thron sieht auf Legolas hinab, dann bohren sich seine eiskalten blauen Augen in Tauriels. "Ion nin? (Mein Sohn?)" "Das, Adar, ist Tauriel. Ich habe sie im Wald gefunden. Ihre Eltern wurden von Orks getötet." Der Elbenkönig nickt. "Nun, Tauriel. Vorerst kannst du hier leben. Solltest du dich im Umgang mit Waffen geschickt anstellen, kannst du gerne bleiben und der Wache beitreten." Tauriel nicht und sagt schüchtern: "Vielen Dank, mein König."
Eine Dienerin bringt Tauriel in ein schönes Zimmer. "Wenn Ihr etwas braucht, ruft nach mir."
In dieser Nacht schläft Tauriel seelenruhig. Am nächsten Morgen erwacht sie früh. Sie sitzt gerade am Fenster, als die Dienerin eintritt und sagt, dass der König sie sehen will.
Etwas nervös geht sie in den Thronsaal. Drinnen sind Thranduil und Legolas, der neben dem Thron seines Vaters steht. "Tauriel, du wirst noch heute beginnen, das Kämpfen zu erlernen. Mein Sohn Legolas persönlich wird dich die Kunst des Bogenschießens und des Dolchkampfes lehren. Nun, geht." Legolas nickt und geht voran, während Tauriel noch schnell "Wie Ihr befiehlt, mein Herr." murmelt und ihm folgt.
Sie kommen auf eine Wiese. Legolas dreht sich zu ihr um und mustert sie. Dann fragt er: "Kannst du schon etwas, oder hast du noch nie eine Waffe in der Hand gehalten?" Tauriel zögert kurz, dann sagt sie kleinlaut: "Ich habe einige Male den Bogen in der Hand gehalten und ich schieße ganz passabel." Legolas sieht sie aus seinen kalten Augen an. Dann sagt er: "Zeig, was du kannst." Tauriel nickt. Mit zittrigen Fingern nimmt sie den Bogen in die Hand. Legolas bemerkt das und sagt: "Du musst ruhig bleiben." Tauriel nickt erneut und atmet tief ein. Sie legt einen Pfeil ein, ziehlt und lässt ihn kurz darauf los. Der Pfeil bleibt in einem recht dünnen Baum stecken, der gut 20 Meter von ihnen entfernt steht. Erstaunt zieht Legolas eine Augenbraue nach oben. "Das war gut. Ich denke, je mehr du mit dem Bogen schießt, desto sicherer wirst du. An deiner Technik habe ich nichts auszusetzen... Das schaffst du alleine. Jetzt die Dolche. Versuch, mich zu verletzen." Tauriel keucht erschrocken auf: "Prinz Legolas!" "Tauriel.", erwiedert er kühl. "Selbst mit größter Anstrengung wird es dir kaum möglich sein, mich zu verletzen. Greif mich an." Zuerst noch vorsichtig, dann immer heftiger, schwingt Tauriel die beiden Dolche, die Legolas ihr gegeben hat. Sie dreht sich und lässt die Dolche elegant durch die Luft schneiden. Legolas pariert ihre Hiebe, doch auch er hat Schwierigkeiten. Es ist, als wäre Tauriel zum Kämpfen geboren. Irgendwann sagt er dann: "Das genügt." Tauriel nickt und geht.
So geht das einige Tage.
Eines Tages fragt Tauriel ihn dann: "Wie kommt es, dass ich nur Euch und Euren Vater sehe? Ist Eure Mutter nicht hier im Düsterwald?" Seine Augen fixieren sie, als er spricht: "Meine Mutter ist seit vielen Jahren tot." "Oh verzeiht, mein Prinz. Das wusste ich nicht, ich hätte nicht fragen dürfen. Das tut mir leid." Tauriel senkt entschuldigend den Blick. "Aber du hast angemessen reagiert, Tauriel. Sonst werde ich immer gefragt, wie sie starb. Vielleicht liegt es daran, dass du mich verstehst. Wo du dich selbst deine Mutter und deinen Vater verloren hast. Wobei ich im Moment auch behaupten kann, keinen Vater zu haben." Ungläubig sieht Tauriel ihn an. "Mein Herr?" Ein trauriger Ausdruck liegt auf seinem Gesicht. "Seit ihrem Tod bin ich meinem Vater gleichgültig. Für ihn bin ich nichts weiter als der einzige Thronerbe, den er hat." "Mein Herr..." "Ach Tauriel, nenn mich doch einfach Legolas." Tauriel sieht ihn an. Dann nickt sie. "Legolas... Er liebt Euch... dich. Ganz sicher." Legolas schüttelt nur traurig den Kopf: "Nein. Was du die letzten Tage gesehen und gehört hast, ist das, was bei meinem Vater und mir Alltag ist. Kurze Sätze, kleine Gespräche. Jeden Tag. Seit vielen Jahren. Ich habe keine wirkliche Familie. Es ist so, als wäre auch mein Vater gestorben." Tauriel ist den Tränen nahe. "Legolas... ich... das tut mir so leid." Sie umarmt ihn, was er nach kurzer Zeit erwidert.
Es dauert nicht lange und Tauriel ist die Anführerin der Wache. Zusammen mit Legolas zieht sie durch die Wälder und zwischen den beiden wächst eine starke Freundschaft.Gerne denke ich daran zurück, wie er mit mir das Kämpfen geübt hat. Wie er am Anfang war und was aus ihm geworden ist... Ich glaube, dass er auch da schon Gefühle für mich hatte. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich da auch schon welche für ihn... Ich habe mich einfach nur nie getraut, es ihm zu sagen.
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Legolas & Tauriel- But I Never Told You...
FanficSeit Kilis Tod gehen Legolas und Tauriel getrennte Wege. Sie wissen nicht, wie der jeweils andere über sie denkt... Werden sie sich je wiedersehen?