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Da er nichts mehr tat, stand ich langsam auf und machte ein paar zittrige Schritte rückwärts.
„Und denk ja nicht, dass das deine Bestrafung war", flüsterte er plötzlich drohend in mein Ohr und schubste mich dann auf Warkans Hütte zu.
Gedemütigt, weil er mich wie einen weggelaufenen Hund behandelte, schlich ich auf Warkans Hütte zu und verstand jetzt erst was ich hier sollte.
Vor dem Eingang stand nämlich mein Bruder und sah mich traurig an. Ich verzog mein Gesicht, weil ich jetzt schon Sehnsucht nach ihm hatte und rannte in seine Arme.
„Ich will dich nicht verlieren", schluchzte ich und vergrub mein Gesicht in seiner Brust. Sanft streichelte er mir mit seiner Hand über den Kopf und legte sein Kinn auf meinem Kopf ab.
„Ich liebe dich, Schwester!", meinte er ernst und sah mich an. Liebevoll wischte er mir die Tränen aus dem Gesicht und legte seine Hand auf meine Wange.
„Wenn du eine Möglichkeit bekommst, dann flüchte und kehre nie wieder zurück. Gib ihm nicht was er will und bitte..., bitte lass dich von ihm nicht wie von Warkan behandeln. Du bist kein Hund, den er zusammen schlagen kann. Du bist meine Schwester. Eine Valois (ausgesprochen:Waloa)", sagte er stolz und gab mir einen Kuss auf den Kopf. „Hier, das ist für dich. Mutter wollte, dass ich es dir gebe, wenn du unsere Insel verlässt, obwohl sie wohl eine bessere Situation gemeint hatte", meinte er und holte etwas aus seiner Hosentasche. Es war ein edles Lederband mit einem goldfarbenen Stein auf dem unser Familienname eingraviert war.
„Dieses Armband wird dich daran erinnern zu wem du wirklich gehörst", flüsterte mein Bruder, gab mir das Armband und wand sich dann ab. Traurig und ängstlich blieb ich zurück und fixierte das Bändchen mit meinen Augen.
Noch einen Moment betrachtete ich das Armband und überlegte wie es wohl wäre, wenn Mutter es mir gegeben hätte. Oder Vater...
Die lauten Rufe der Barbaren rissen mich jedoch aus meinen Gedanken.
Mein Blick flog herum und ich sah, dass sie alle schon am Hafen waren. Schnell raffte ich mein verschmutztes Kleid zusammen und hechtete zum Strand.
Dort angekommen verlangsamte ich mein Tempo und betrat normalen Schrittes den Steg.
Mit erhobenen Haupt ging ich auf Warkans Familie zu, die sich zum Abschied vor dem Schiff versammelt hatte. Arrogant blickte Warkan auf mich hinab und ich widerstand dem Drang vor ihm auf den Boden zu spucken.
Ich behielt jedoch meine klare Miene, wischte mir die letzten Tränen weg und blieb vor Warkans Frau stehen.
„Auf Wiedersehen Tochter", sagte sie und gab mir ein Küsschen links und rechts.
Warkan hingegen gab mir einen flüchtigen Kuss auf den Kopf und ich wollte mich schon aufrichten, als er mich festhielt.
„Wage es nicht ihm zu widersprechen oder noch einmal bloß zu stellen!", flüsterte er drohend und gab mich dann frei. Wütend stapfte ich auf das Schiff zu, welches zum Glück eine Planke besaß, über die ich hinauf gelang. Mein Herz pochte schmerzhaft, als ich nochmal über das immer noch stille Dorf blickten und an all die Jahre dachte.
Schöne und Traurige Erinnerungen.
Am Strand entdeckte ich meinen Bruder, in seinen Armen die Tochter des Schmieds. Möge wenigstens er glücklich werden.
„Bereit meine Liebe?", fragte eine dunkle Stimme nahe meinem Ohr. Leicht erschrocken sah ich zu der Person und entdecke keinen anderen als Raswan.
„Niemals!", fauchte ich als Antwort und sah wieder nach vorne. Er schnaubte nur und zog mich von der Reling weg. An Deck waren schon so gut wie alle seiner Männer, manche verluden noch Sachen, andere warteten auf Raswans Befehl. „Ablegen!", rief er und sofort setzten sich alle in Bewegung.
Fast das gesamte Dorf sah uns hinterher und der Kloß in meinem Hals wurde mit jedem Wellenschlag größer.
Mein Volk war inzwischen nicht mehr als ein einziger Strich, der mit der Insel verschwamm und irgendwann nicht mehr zu sehen war. Da ging ich dahin.
Mein Wunsch wurde auf irgendeine Art und Weise erfüllt, dennoch würde ich alles dafür geben jetzt in den Armen meines Bruders zu liegen.
„Freust du dich auch schon so sehr wie ich?", riss mich Raswans männliche Stimme aus den Gedanken. Das war es was mich schließlich einknicken ließ und ich schluchzte unwillkürlich auf. Mein Kopf war gesenkt, die Haare hingen vor meinem Gesicht und verbargen meine Tränen. Meine Verletzlichkeit.
Meine Hände zitterten und ich fröstelte als ein starker Windstoß mich erfasste. Eine große, warme Hand legte sich auf meine Schulter und drehte mich sanft, aber bestimmt herum.
„Sie mich an!", befahl er und half schließlich mit seiner Hand nach. Seine Finger drückten mein Kinn nach oben und zwangen mich ihn an zu sehen.
„Wenn dich die vergangen Ereignisse schon so fertig machen, bin ich nicht sicher, ob du es unter meinem Volk schaffst. Aber du solltest um deinetwillen versuche damit klar zu kommen. Wenn du Fragen hast, dann frag mich, nur halte dich von meinen Männern fern, ich kann dir nicht immer Sicherheit gewähren."
Seine Worte setzten mir zu und noch mehr Tränen liefen über meine Wangen.
„Denk daran, wenn du ihnen zeigst, dass du meine Frau bist, dann werden sie dich akzeptieren und sich zurückhalten. Trotzdem werde ich natürlich über dich und unsere Ehe bestimmen", lachte er rau und ließ mein Kinn los. „Du solltest dich etwas ausruhen, nicht?", fragte er, wobei er mich schon zu einer Tür führte. Dahinter lag ein großer Raum mit einem Tisch auf dem Karten lagen, dahinter in dem Raum war ein großes Bett und zwei Truhen. In einer befanden sich meine Kleider, in der anderen Raswan seine.
„Mein Kajüte, du wirst selbstverständlich mit mir hier schlafen", sagte er und man hörte deutlich die Zweideutigkeit in seinen Worten.
„Alpha?!", rief jemand und Raswan blickte sofort zur Tür.
„Ruh dich aus meine Schöne, nachher werde ich dich noch bestrafen wegen deiner unanständigen Flucht", raunte er mir zu und ließ seine Finger über meine Taille streifen. Mit gestrafften Schultern verließ er den Raum und ich atmete erleichtert aus. Gott dieser Mann brachte mich um den Verstand.
Etwas beruhigter strich ich mir die letzten Tränen aus dem Gesicht und setzte mich auf das Bett. Das Schiff schaukelte ziemlich stark, doch es machte mir nichts aus, es half mir sogar beim einschlafen, denn desto müder ich wurde, desto ruhiger wurden die Wellen.
-
Das zuschlagen einer Tür ließ mich aufschrecken und verwirrt blinzeln. Schnell erinnerte ich mich daran wo ich war und sah dann durch die Dunkelheit zu der Tür der Kajüte. Die Zwischentür, welche den Kartenraum und das Schlafzimmer teilte, war auf und gab den Blick auf die Person, die soeben den Kartenraum betreten hatte, frei.
Wegen der Dunkelheit konnte ich kaum was erkennen, doch ich war mir ziemlich sicher, dass es Raswan war. Mir stockte jedoch der Atem, als er durch den Raum schwankte, was definitiv nichts mit dem Wellengang zu tun hatte, denn der war ruhig. Zumindest noch.
Raswan hatte inzwischen die zwischen Tür erreicht und schloss sie hinter sich. Für einen Moment verharrte er in der Position, bis er sich wieder zu mir umdrehte. Seine Statur wirkte im Dunklen noch viel einschüchternder und ich zog das Fell bis unter die Nase. Wie lächerlich von mir zu hoffen, dass es mir Schutz spenden könnte.
„Glaube mir Weib", begann Raswan auf einmal zu sagen. Bis hierhin roch ich den Alkohol und verdrehte die Augen. Männer.
Seine Augen glitzerten verlangend als er auf das Bett zu kam und das ziemlich langsam.
„Den ganzen Abend lag mir dein süßlicher Geruch in der Nase. Wie gut du dich angefühlt hattest, ich musste dauernd daran denken. Um jedoch nicht sofort zu dir zu stürmen, habe ich etwas mehr getrunken als gewöhnlich", er lachte und hielt sich am Bettpfosten fest.
„Dann ist mir die Bestrafung eingefallen und ich habe mich gleich auf den Weg zu dir gemacht. Verdammt machst du mich an ", knurrte er und riss mit einem Ruck das Fell von meinem Körper. Ich lag immer noch in dem Kleid was ich in der Hochzeitsnacht angezogen hatte um den Biss zu verstecken.
„Mein Duft haftet noch immer an dir", bemerkte er zufrieden.
„Wer weiß was ich in der Hochzeitsnacht noch alles mit dir angestellt hätte. Das können wir jetzt nachholen", sagte er keck und krabbelte über mich.
Schnell hatte er mich auf den Bauch gelegt und sich daran gemacht mein Kleid zu öffnen. Als er es schließlich geschafft hatte entblößte er meinen Rücken und benetzte ihn sofort mit Küssen. Seine Hände wanderten meinen Körper rauf und runter, zogen das Kleid immer höher und gruben sich tief in mein Fleisch. Die eine Hand an meiner Hüfte, die andere auf meiner Schulter.
Irgendwie hatte er mir das Kleid ausgezogen, hielt mich aber immer noch auf dem Bauch.
„Du riechst so gut, Weib", raunte er und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Sofort spannte ich mich an und versuchte mich von ihm zu befreien.
„Erinnerst du dich, was ich dir bei unserer zweiten Begegnung sagte?" Sanft küsste er meinen Nacken, genau dort wo er mich gebissen hatte. Meine Härchen stellten sich alle auf und eine Schauder jagte durch meinen Körper. Sein Alkoholatem biss mir in der Nase und ich versuchte weiter mich zu befreien.
„Ich bin ein Tier, Vanja. Wir alle sind es."

Vanja's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt