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Mein Rudel ist meine Familie
~Raswan
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Ängstlich krallte ich mich in die Felle. Sein Mund lag wieder auf der Stelle, wo er mich schon einmal gebissen hatte. Wieder schabten unnormal spitze Zähne über meine Haut und ich wimmerte leise.
„Mach mich nicht noch erregter, Vanja", keuchte Raswan und verspannte sich etwas. Ohne Vorwarnung schlug er seine Zähne wieder in meine Halsbeuge und ich schrie erstickt auf. Es tat so verdammt weh.
Dieses mal ließ er mich jedoch recht schnell los.
„Ich will dich endgültig zu meinem machen", hauchte er und bewegte sich leicht über mir. Mit seiner Hand strich er an meiner Seite hinab, über meinen Po, zwischen meine Schenkel. Überrascht keuchte ich und presste sie zusammen. Er lachte rau, was beinahe wie ein Knurren klang.
„Verweigert sich etwa die Frau ihrem Mann? Jetzt darf ich dich auch doppelt bestrafen."
Kurz herrschte Stille, bis er mich an den Haare hinauf zog und ich erschrocken und schmerzerfüllt schrie. Er ließ erst los, als ich mich auf den Knien befand und meine Hände vor meinen Brüsten verschränkte. „Tz tz tz", machte er und verpasste mir eine Ohrfeige. Mein Kopf flog nach rechts und mir entfloh ein Wimmern.
„Ich bin jetzt dein Oberhaupt, meine Kleine. Ich kann mit dir machen was ich will." Seine Hand umfasste mein Kinn und drückte es nach oben. Mit Angst geweiteten Augen blickte ich ihm entgegen und verlor mich mal wieder in seiner unverschämten Schönheit.
Seine Gesichtszüge waren so ausgeprägt, so definiert und sein Duft war so männlich. Unter anderen Bedingungen hätte ich mich sicherlich wohl gefühlt.
„Du wirst mir schon noch verfallen meine naive kleine Braut", zischte er und verpasste mir noch eine. Mein Kopf flog dieses mal zur anderen Seite. Wütend packte er mich und zog mich enger zu sich. Erneut versenkte er seine Zähne in meinem Fleisch und knurrte.
„Ergib dich lieber gleich", brachte er irgendwie hervor und drückte mich gewaltsam zurück auf die Felle. Verwirrt versuchte ich standhaft zu bleiben, was ihm nicht gefiel. Er entfernten sich von meine Hals und knurrte mir mitten ins Gesicht. Sein Mund war blutverschmiert und seine Augen glänzten wieder gold-braun.
„Ordne dich gefälligst unter!", schrie er beinahe und verpasste mir wieder eine. Meine Wange pochte schmerzhaft und ich schluchzte leise.
Mühelos hatte er mich hingelegt, seine Hose entfernt und sich in mir versenkt. Erschrocken und von Panik überflutet trommelte ich auf seine Brust und versuchte mich zu befreien.
Das entlockte ihm einen bestialischem Schrei, woraufhin er wieder in meine Halsbeuge biss und ich schrie. Noch stärker war der Drang mich von ihm zu befreien, mit jedem Stoß wurde er größer.
Er war ein Tier! Ich glaubte seinen Worten vollkommen, obwohl mein Körper auf Panik geschaltete hatte und ich kaum etwas verstand.
Wage bekam ich mit wie jemand das Zimmer betrat.
„Gib nach, Vanja", erklang eine männliche Stimme, jedoch war sie sanft und versuchte mich zu beruhigen. Ängstlich schüttelte ich jedoch den Kopf, soweit es möglich war und versuchte weiter mich von ihm, seinen schmerzhaften Biss und dem widerlichen, aber irgendwie auch guten Gefühl seiner Männlichkeit in mir zu befreien. „Er ist der Alpha, Vanja. Er braucht vollkommene Kontrolle, du musst dich ihm unterwerfen, oder er wird dich so lange bearbeiten bis du in Ohnmacht fällst. Vertrau mir, es wird nicht immer so sein. Wenn er erst mal erkennt was er an dir hat, dann wird er dich niemals wieder so behandeln", die Person redete bestimmt auf mich ein und langsam sickerten die Worte zu mir durch. Alpha? Unterwerfen?
Ein nächster, wesentlich härter Stoß von ihm ließ mich zusammenzucken und ihn knurren. Mein Hals sowie mein Unterleib brannten und meine Angst vor ihm und seinem Volk wuchs immer mehr. Dennoch wollte ich dem hier ein Ende bereiten und hörte deshalb auf mich zu wehren. Sehr einfach fiel mir das jedoch nicht.
„So ist gut, lass ihn einfach machen, er braucht nur die Bestätigung, dass du dich ihm unterworfen und unserem Rudel angeschlossen hast." Ich schloss die Augen und ließ die Worte der Person auf mich wirken.
„Mach ihn besser nicht wütend in nächster Zeit, nach der Aufnahme eines neuen Rudelmitglieds ist er oft sehr reizbar, vor allem wenn es jetzt um seine Frau geht", die Stimme wurde immer leiser und verschwand schließlich mit den schließen einer Tür.
Auf einmal ließ Raswan mich los und zog sich aus mir zurück. Noch immer angespannt bleib ich in dieser Position liegen und spürte deutlich seinen Blick auf mir. Sein Atem ging stoßweise, roch immer noch stark nach Alkohol und jetzt auch nach Blut. Meinem Blut.
„Was seid ihr?"
Die Frage rutschte mir über die Lippen, ohne dass ich wirklich nachdachte. Aber er hatte gesagt, dass ich ihn einfach fragen sollte.
„Siehst du es denn nicht?", stellte er als Gegenfrage und strich mit seinen immer warmen Hände über meine Seite.
„Ich habe Angst vor der Wahrheit", und das war nicht mal so gelogen. Ich hatte Angst davor zu erfahren was sie waren, weil ich wusste, dass ich mit ihnen von nun an zusammen leben würde. Der wahre Grund war eigentlich aber nur der, dass mir kein passender Begriff für das was sie waren einfiel.
„Du solltest dich waschen, das Blut und dein Duft erregen mich sehr", knurrte er und wand den Blick von mir ab. Mit blutigen Händen deutete er auf eine Schale die neben den Truhen auf einem kleinem Tisch stand. Wackelig stand ich auf und nahm den Lappen der daneben lag. Es tat weh, als ich mit dem kalten Wasser über meine Wunde strich.
„Ich helfe dir", raunte er plötzlich dicht hinter mir und nahm mir den Lappen aus den zitternden Händen.
„Du wirst dich an meine ruppige Art gewöhnen. An alles wirst du dich gewöhnen, sehr schnell, glaub mir. Immerhin habe ich dich nicht ohne Grund ausgewählt. Ich sehe dir an, dass du trotz deiner scheinbaren Verletzlichkeit, sehr stark bist. Nicht jeder würde nach dieser Tortur auf beiden Beinen vor mir stehen. Aber vor allem will ich dir versprechen, dass ich mich ändere. Das war das Tier in mir, es hatte zu viel Macht, verzeih mir."
Auf eine merkwürdige Art und Weise beruhigte mich seine Stimme und ich ließ mir von ihm die Wunde auswaschen.
Aber seine Entschuldigung war mehr als zweifelhaft.
„Wir sind Tiere, Vanja. Halb Mensch, halb Tier", bei seinen Worten begann alles in mir zu kribbeln und ich versuchte mir schonmal einen Plan zum über Bord werfen auszudenken. Lieber würde ich sterben als mit Kreaturen, ja Monstern, zusammen zu leben.
„Wenn wir wütend werden oder es Vollmond ist, dann verwandeln wir uns. Ansonsten bleiben wir oft in unserer menschlichen Form. Unsere tierischen Triebe sind natürlich trotzdem da und unsere Augen, Zähne und Hände können wir nach Lust und Laune verändern." Er zog sanfte Kreise über meine verletzten Schultern und ich entspannte mich trotz seiner Worte.
„Nachdem ich damals zu ihnen kam, fand ich schnell ihr Geheimnis heraus und ließ mich von ihnen verwandeln. Freiwillig. Es gibt nämlich zwei Arten von uns. Die die gebissen werden, und die die so geboren werden, wobei das nicht sehr viele sind."
„Wieso?", fragte ich leise.
„Nur Männer können zu dem werden, was wir sind. Wölfe. Werwölfe umgenau zu sein. Wandelnde Geschöpfe, geplagt von einem ewigen Hunger", bei diesem Satz strich er mit seiner Nase meinen Hals entlang und atmete tief ein.
„Frauen können die Verwandlung nicht überleben. Ihre Körper sind zu schwach dafür. Auch nicht jeder Mann kann zu einem von uns werden. Aber zurück zu deiner Frage. Geborene gibt es nur selten, da sie ja -wie jedes andere Lebewesen auch- von der Mutter ausgetragen werden. Ein menschlicher Körper schafft es aber nicht einen von uns in sich zu tragen. Wenn es aber dazu kommt, dann stirbt die Mutter unmittelbar, da das Kind sie von innen zerstört. Die Natur sorgt in den meisten Fällen jedoch dafür, dass die Kinder normal auf die Welt kommen und im Angemessenen Alter, sofern sie es selber auch wollen, gebissen werden", erklärte er, legte dabei den Lappen weg und führte mich zurück zu den Fellen. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass man freiwillig zu einem Monster werden wollte, doch scheinbar wollten das genug aus seinem Volk.
„Dir wird es bei uns gefallen, glaub mir. Und mit unserer, vor allem meiner tierischen Seite wirst du schnell zu recht kommen."
Er half mir mich hinzulegen und legte sich dann neben mich.
„Wieso bist du ihr Häuptling?", fragte ich in die Stille hinein.
Seine stahlharte, aber angenehm warme Brust drückte sich gegen meinen nackten Rücken und ich musste unweigerlich an die Ereignisse von eben denken. Wie er mich gebissen hatte und dabei nahm. Als wäre ich nicht mehr als eine willenlose Stute.
„Alpha, ich bin ihr Alpha", sagte er irgendwann und atmete in meinen Nacken. Der Alkohol war weitestgehend verblasst.
„Bei uns gibt es eine Hierarchie. Alpha, Beta und Omega. Ich hatte den alten Alpha getötet und wurde deshalb zum neuen. Ansonsten gibt es noch zwei Betas und der Rest sind Omegas. Sie haben sich allen anderen unter zu ordnen und nichts zu sagen. Dennoch gehören sie zur meinem Rudel und somit zu meiner Familie. Niemand wird vernachlässigt." Ich nickte leicht und versuchte ruhig zu atmen.
„Was es noch zu wissen gibt wäre, dass wir schneller heilen und Dinge besser verarbeiten. Deswegen bin ich auch nicht mehr betrunken", erklärte er weiter und legte eine Hand auf meine Taille.
„Außerdem sind wir sehr offen untereinander. Teilen alles, Beute sowie Frau."
Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und ich versuchte die Tränen zu unterdrücken.
„Sei aber unbesorgt, ich werde keine andere Frau außer dir anpacken. Ich war schon immer eher ein treuer Mensch und teilen tue ich schon gar nicht gerne. Zu nahe wird dir deshalb wahrscheinlich keiner kommen."
Etwas beruhigter entspannte ich mich wieder und ließ es zu, dass er mit seiner Hand an meiner Seite hoch und runter strich.
Er war sich vermutlich der lindernden Wirkung dieser Berührung gar nicht bewusst. Aber es half seine brutale Art für diese Nacht zu vergessen.
„Morgen werden wir den ersten Hafen anlaufen, dort werden wir ein paar Handel abschließen und am nächsten Tag weiter Segeln. Auf unserer weiteren Rückfahrt werden wir noch einen oder zwei Hafen ansteuern, danach geht es schnurstracks nach Hause."
Er zog mich ganz eng an sich, atmete einmal tief aus und blieb dann ruhig.
Die Ruhe nutzte ich um meine Gedanken zu sortieren und mir klar zu machen was sie wirklich waren.
Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass sie Monster waren, die gewaltig einen an der Waffel hatten.

Vanja's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt