Der nächste Hafen den wir ansteuerten war Xeru.
Xeru war ein bekannter Stützpunkt der Krieger ausbildete und zwar bis sie perfekt waren.
Raswan war dort. Er hatte eine Kampfausbildung erhalten und war danach in einen Kampf geraten, bei dem er fast gestorben wäre.
Sofort sah ich auf die Narbe, die sich über seinen gesamten Oberkörper erstreckte.
Ich stand es mir selber noch nicht ganz ein, doch ich war den Barbaren dankbar, dass sie ihn gerettet hatten. Wer wusste schon ob ich an Haslacs Seite so viel erlebt hätte wie in den vergangenen Tagen.
Seit dem ersten Hafen waren zwei Tage vergangen und ich war froh endlich mal wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Mir wurde zwar nicht schlecht bei der Fahrt, doch es schwankte manchmal schon sehr.
Ich hatte mir fest vorgenommen zu baden, bevor wir wieder an Bord gingen. Mich nur mit dem Lappen zu reinigen reichte mir einfach nicht, weshalb ich jetzt Raswan antippte, der gebannt den Hafen von Xeru betrachtete. Seine Züge waren hart und irgendwas schien ihn zu beunruhigen.
„Was gibt es?", fragte er mich barsch, weshalb ich eine Augenbraue hoch zog, ganz so schreckhaft wie am Anfang reagierte ich nicht mehr, wenn er wütend wurde oder mich aus tierischen Augen ansah.
„Ich wollte dich nur fragen ob es möglich ist, dass ich in Xeru baden kann bevor wir weiter segeln", sagte ich ruhig, mit etwas zittrigen Unterton. Er sah kurz auf den näher kommenden Hafen und dann wieder zu mir.
„Ich werde mit meinem damaligen Trainer sprechen. Das ganze Gebiet gehört zu ihnen, am besten kommst du direkt mit und dieses mal empfehle ich dir wirklich nicht abzuhauen. Gegen die Krieger sind meine Männer vom Verhalten her wie Lämmer", sagte er mit so einer Wut in der Stimme, dass ich schwer nickte und nach vorne sah. In dieser Einöde wollte ich auch nicht bleiben.
Abgesehen von einem kleinen Waldstück gab es hier nämlich nur trockenen Boden und Steine.
Außer unser Schiff stand nur ein unbesetztes Schiff etwas weiter links am Hafen und ein Händlerschiff rechts von uns. Hier gab es wirklich nichts.
Aus dem Händlerschiff wurden gerade Kisten getragen, die bis oben hin mit Waffen gefüllt waren.
„Wa-was wollen wir hier?", fragte ich ängstlich, als ich die ganzen Wachen und Krieger sah.
„Waffen", antwortete Soujim kühl und ich sah ihn aus großen Augen an.Ich stand dicht hinter Raswan, als wir den Steg entlang gingen und kurz darauf einen schmalen Weg zu der großen Hütte betraten. Abgesehen von der großen Hütte gab es ganz viele Kleine, die den jungen Kriegern scheinbar als Wohnplätze dienten.
In den Türrahmen lehnten nämlich ein paar Jungs im Alter meines Bruders und betrachteten uns mit emotionslosen Mienen.
„Beachte sie gar nicht", flüsterte mir jemand von links zu und ich sah in Bash's Augen.
„Sie werden zu emotionslosen Kriegern erzogen. Trainieren jeden Tag bis zum Umfallen und denken sie sind besser, wenn sie nicht mehr lachen können", sagte er und spuckte einmal auf den Boden.
„Bash!", knurrte Raswan, woraufhin er beschwichtigend die Hände hob.
Wir erreichten die Hütte, die geöffnet wurde bevor Raswan anklopfen konnte.
„Wen haben wir denn da", sagte der Mann der die Tür öffnete. Sofort legten alle außer Raswan und mir die zur Faust geballte Hand auf die Brust, wo das Herz lag, und murmelten Häuptling.
Ich erinnerte mich, dass Soujim Warkan damals so begrüßt hatte.
„Tretet ein", sagte der Mann, der einen eiskalten Blick hatte. Mir stellten sich die Armhaare auf, so eiskalt und durchdringend war sein Blick. Sein Körper war nicht annähernd so breit und Kräftig wie der der Barbaren, dafür aber wendig und mit ausreichend Muskeln bestückt.
„Es ist schön euch wieder zu sehen", sagte Raswan.
Der Mann führte uns in einen großen Raum, deutete auf die Stühle. Wir setzten uns schweigend.
„Ich freue mich auch dich wieder zusehen. Zuletzt hörte ich du seist schwer Verletzt, lebensbedrohlich", sagte der Mann, setzte sich uns gegenüber und lächelte sein kaltes Lächeln. Ich sah schnell zu den acht Männern die uns begleitet hatten.
Warum auch immer hatte Raswan gewollt, dass die meisten auf dem Schiff blieben. Er hatte diese acht Männer bedacht gewählt.
„Diese..", der Mann stockte kurz und deutete ungeniert auf die Männer. „Personen haben dich scheinbar gerettet."
Das Wort Personen spuckte er verächtlich aus.
„Wieso bist du nicht zurück gekehrt? Aus dir hätte ein großer Krieger werden können, doch jetzt bist du ein entstellter, machtloser Anführer von einem Haufen Barbaren." Bei den Worten des Mannes spannten sich alle extrem an und ich sah wie schwer es Raswan fiel sich zu beherrschen. „Keine Selbstbeherrschung und keinen Willen", da lag der Mann aber gewaltig daneben, Raswan hatte einen starken Willen.
Besänftigend legte ich eine Hand auf sein Bein, woraufhin er mir kurz einen nicht deutbaren Blick zuwarf und dann wieder den Mann ansah.
Bash saß rechts von mir und krallte seine Hände in seine Beine und lächelte verkrampft. Dieser Mann provozierte sie so sehr, dass sie beinahe die Beherrschung verloren. Schnell sah ich wieder zu Raswan, doch er rang immer noch mit seiner Selbstbeherrschung.
„Sir, wir wollen sie gar nicht lange stören", sagte ich und lenkte somit die Aufmerksamkeit aller auf mich. Zum Glück wusste ich sehr genau was wir hier wollten, welche Waffen und wie viele. Raswan hatte sich auf dem Weg eben mit Soujim darüber unterhalten.
„Jetzt lässt du sogar ein willkürliches Weib sprechen, wo ist dei-" Ich unterbrach den Mann barsch, da er mich sehr aufregte.
„Ich bin kein willkürliches Weib, ich bin seine Frau und wir sind hier um einen Handel ab zu schließen. Wir wollen Waffen kaufen und uns nicht ihr Gerede anhören. Wenn sie also so freundlich wären und uns ihr Waffenrepertoire zeigen würden wären wir ihnen sehr verbunden, denn wir wollen so bald wie möglich weiterreisen!" Meine Stimme hatte immer mehr an Kraft gewonnen und schlussendlich sah ich ihn mit dem selben eiskalten Blick an, mit dem er mich musterte. Alle anderen sahen mich verdattert an, bis er aufstand und nickte.
„Meine Brüder werden euch hinführen, verzeiht, aber ich muss wieder zum Training." Er nickte nochmal und ging dann davon.
„Was war das?", fragte Bash verwirrt. Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Er hat mich aufgeregt, mit seiner Provokation. Außerdem möchte ich mich baden und bin müde", fauchte ich die Männer an und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Aww, mein Kätzchen hat schlechte Laune", sagte Raswan mit verstellter Stimme und umarmte mich von hinten. „Behalt deine Pfoten bei dir und besorg mir ein Bad!", keifte ich und ignorierte seine sanften Küsse in meinem Nacken.
„Wie du wünscht, Frau", lachte er rau und stellte sich aufrecht hin, als ein Räuspern erklang. Wir sahen alle zu den zwei Männern die uns belustigt ansahen.
„Ich werde euch zeigen, wo ihr euch waschen könnt. Mein Bruder führt euch zu den Waffen", erklärte der mit dem weißen langen Bart und deutete auf seinen Nebenmann. Ebenfalls ein älterer Mann, der dem von vorhin sehr ähnelte.
„Bis gleich", sagte Raswan gab mir noch einen Kuss auf die Wange und folgte seinen Männern. Ich hingegen folgte dem bärtigen und staunte nicht schlecht, als ich eine große, in den Boden eingelassene Wanne mit weißer Flüssigkeit sah.
„Milch, Wasser und ein paar Kräuter wurden hier erwärmt. Es dient als außerordentlich entspannendes Bad", sagte der Mann.
„Vielen Dank", flüsterte ich noch immer überrascht und sah zu wie der Mann wieder ging. Das einzige was mich etwas abschreckte war, dass es keine Tür gab. Noch einmal sah ich mich um, bevor ich schnell aus dem Kleid schlüpfte und in das undurchsichtige Bad stieg. Es war angenehm warm und sofort lockerten sich meine verkrampften Muskeln.
„Das sollte Raswan mal ausprobieren", stöhnte ich und schloss die Augen. Dann hätte er vielleicht öfter so gute Laune.Eine Weile ließ ich mich einfach nur treiben und das Gebräu auf mich wirken.
Es roch süßlich, war weich auf der Haut und ich spürte den Schmutz der letzten Tage von mir weichen.
Irgendwann besann ich mich jedoch eines besseren und machte mich daran aus der Wanne zu steigen.
„Bleib doch noch", erklang eine männliche Stimme links von mir und ich sah sofort hinauf zu der Person die am Beckenrand stand.
Es war einer der Jungs die in einem Hütteneingang gelehnt hatten. Er trug nur eine tief sitzende Hose, seine Brust war von Schweiß überzogen.
Er war gut trainiert, hatte ein süßes Gesicht, doch für meinen Geschmack zu jung.
Raswan hatte etwas erwachsenes, männliches an sich, und dieser Junge war bestimmt in meinem Alter, schien aber noch viel jünger.
„Bitte geh, damit ich aus dem Becken steigen kann", sagte ich leise und sah auf das Wasser. Zum Glück war es nicht durchsichtig.
„Wie wärs, wenn ich einfach zu dir rein komme?", fragte er, woraufhin ich stürmisch den Kopf schüttelte.
„Wie wärs, wenn du jetzt verschwindest, sonst muss ich dir wohl schmerzlich zeigen, wer der Mann dieser reizenden Dame ist." Ich war erleichtert Raswans Stimme zu hören und sah sofort lächelnd zu ihm hinauf. Er hatte eine Hand fest auf die Schulter des Jungen gelegt und schubste ihn jetzt Richtung Ausgang. Dieser warf mir noch ein Grinsen zu und verschwand dann.
„Komm, Kätzchen. Wir wollen weiter", sagte er und hielt mir seine Hand entgegen.
Draußen waren nur noch Bash und Warlock. Die restlichen hatten sich mit mehreren Kisten auf den Weg zum Schiff gemacht.
„Bis irgendwann mal", sagte Raswan zu den drei Männern. Ich nickte nur kurz und ging dann neben Raswan zum Schiff. „Wieso hast du eigentlich nur diese acht mitgenommen?", fragte ich ihn, als wir fast da waren. „Du hast ja gesehen wie sehr er provoziert hat. Ich habe die mit der besten Selbstbeherrschung ausgesucht", erklärte er und sah zu mir herab. „Jetzt gehts nach Hause."
-
Gelangweilt ließ ich meinen Kopf gegen das Holz der Schiffswand sinken und schloss die Augen. Die Männer wollten baden, weshalb ich schnell nach drinnen geflüchtet war. Diesen Anblick wollte ich mir nicht geben. Raswan meinte zwar, dass sie in ihrer Heimat oft nackt rum liefen, weil sie sich so am wohlsten fühlten, doch ich wollte das so lange wie möglich rauszögern. Schließlich lag es nicht in meinem Interessenbereich sein gesamtes Rudel nackt zu sehen.
Jedoch langweilte ich mich jetzt. Die Karten in dem angrenzenden Raum konnte ich schon beinahe auswendig, so oft hatte ich sie mir in den letzten Tagen angeguckt und die Kerben in der Decke hatte ich schon zu oft gezählt. Mir war einfach langweilig.
Irgendwann rappelte ich mich auf und begab mich an die Kleidertruhen.
Lustlos durchforstete ich beide und stellte fest, dass bei Raswan einige Hemde und Hosen lagen, die ihm sicherlich nicht mehr passten. Wenn ich dann den Haufen an sauberer Wäsche sah, musste ich schmunzeln. Damit käme er vielleicht über zwei Tage, wenn überhaupt. Wurde Zeit, dass ich sie mal wusch.
Auch meine Kleider hatten eine Wäsche nötig.
Mit geröteten Wangen stellte ich auch fest, dass sie von meinem Brustumfang her nicht mehr sehr gut passten. Ich war eben noch nicht ausgewachsen in meinem Alter.
Mit der Dreckwäsche unterm Arm verließ ich die Kajüte, ließ aber sofort alles fallen und schlug mir die Hände vors Gesicht als ich sah, wie die Männer das Schiff herauf kletterten.
„Kann mich denn niemand vorwarnen?", fragte ich peinlich berührt und drehte ihnen zum doppelten Schutz den Rücken zu.
„Ach Kätzchen, das ist ganz normal", lachte Raswan dicht an meinem Ohr.
Mit seinen nassen Händen drehte er mich herum und riss meine Hände weg. Ich konnte einfach nicht anders als ihn zu begaffen. Er schmunzelte und gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze bevor er an mir vorbei in die Kajüte trat. Völlig geschockt sah ich jetzt die anderen Männern an, die sich ganz normal verhielten und über belangloses Zeug quatschten. Das war eindeutig zu viel für mich. Schnell sammelte ich die Wäsche ein und betrat die Kajüte, deren Tür ich hinter mir zu schmiss.
„So geschockt?" Ich sah ihn immer noch verstört an, woraufhin er lachte und mich an sich zog.
„Du gehörst mir, nur mir", flüsterte er.
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Vanja's Story
WerewolfWalhalla-Serie Teil 1 -Vanja's Story- Ein alter Mann sagte einst zu seinem Enkel: „Weißt du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und graus...