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They threw her to the wolves, but she became their alpha
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Belustigt stellte ich fest, dass Fraya, wie ich auch damals, nach der Reinigung mit seltsam riechenden Ölen eingerieben wurde, ehe sie in ein wundervolles Kleid gesteckt wurde.
Es schien wirklich eng zu sein, das sie fast kurz ohnmächtig wurde.
„Du siehst wundervoll aus Fraya", sagte ich und senkte kurz den Kopf.
Vor Aufregung grinste sie breit und fiel mir dann um den Hals.
„Ich bin ja so froh, dass ihr hier seid", sagte sie erneut, nachdem sie auch Eilasa umarmt hatte.
„Es wird Zeit", sagte schließlich das alte Weib, das das Ritual geleitet hatte.
Die Sonne stand inzwischen am höchsten Punkt und von draußen war die Aufregung deutlich zu spüren.
„Wie geht es weiter?", fragte ich Eilasa, als wir die kleine, stickige Hütte verließen.
„Das Ritual der Aufnahme und dann die Vereinigung vor Zeugen."
Ich nickte und dachte an meine eigene Hochzeit.
Es schien so ewig her zu sein, doch ich konnte mich noch genau an meine Angst erinnern, als ich unter dem schmalen Spalt in den Tempel gekrochen war und Raswan mich vor vier seiner Männer nahm.
Als diese sich halb in Wölfe verwandelt hatten, hatte ich richtige Panik bekomme, was mir inzwischen lächerlich vor kam.
Wir bildeten einen schützenden Kreis um Fraya, sodass keiner einen Blick auf sie erhaschen konnte.
Sie war gereinigt von ihrem früheren Leben und durfte nicht durch Blicke beschmutzt werden.
Momentan war sie ein nichts. Würde sie von Toran jetzt verstoßen werden, wäre sie kein Teil des Rudel mehr, sie wäre verloren für immer.
„Dort vorne müssen wir anhalten."
Eilasa deutete auf ein Haus, aus Steinen gebaut, an dessen Eingang schon Alpha Toran, seine Männer und die anderen Alphas standen.
Wir stellten uns gegenüber von ihnen auf, und entließen Fraya aus unserem Schutz.
„Da Torans Vater nicht mehr unter uns weilt, wird er selbst das Ritual vollziehen!", erklang Dehons mächtige Stimme. Die beiden traten voreinander und wie ich damals vor Warkan sank, um Teil der Familie zu werden, tat Fraya es vor Toran. Es war etwas anders als bei uns, doch am Ende wurde sie von ihm aufgenommen.
„Zeugen, tretet vor!"
Auf Dehons Befehl hin traten die Alphas und sein eigener Beta vor und betraten das Haus, nachdem sie kurz die Götter beschworen hatten.
Ihnen folgten Fraya und Toran, danach fiel die Tür zu.
Wir Frauen mussten uns vor dem Eingang aufstellen, als symbolischer Schutz vor dem Bösen und als Zeichen der Reinheit.
Meine Beine taten ehrlich gesagt schon weh, doch ich blieb leise, da wir nicht reden durften.
Von Innen drangen Schreie heraus und ich bekam eine leichte Gänsehaut.
Als jedoch Dehon vor mir auftauchte, bekam ich Herzrasen und sah panisch zu Eilasa.
Sie hielt jedoch den Kopf gesenkt und vermied es Dehon zu beachten.
„Ihr beiden seid jetzt entlassen aus eurem Dienst, dieses Ritual betrifft das Rudel intern."
Schweigend ergriff Eilasa die Hand, die er ihr gereicht hatte und ließ sich wegführen.
Langsam setzte auch ich mich in Bewegung und beschloss ein ruhiges Plätzchen zu suchen.
Bevor die Feier richtig los ging wollte ich mich etwas ausruhen und der perfekte Ort schien ein Baum zu sein, der am Rande der Hütten stand, aber noch nicht tief im Wald lag.
Er bot kühlen Schatten, eine Flucht vor der starken Hitze, weshalb ich mich auf den Boden setzte und mich an den Stamm anlehnte.

„Ganz allein hier draußen zu sein kann gefährlich werden."
Ich öffnete meine Augen und erblickte Eirik, der mich frech angrinste.
Ich musste eingeschlafen sein, da der Schatten des Baumes gewandert war.
„Lasst mich für einen Moment in Ruhe, ich möchte allein sein", erwiderte ich und schloss die Augen wieder.
„Was wollt ihr?", fragte ich schließlich, da er nicht verschwand.
„Alpha, was kann ich schon wollen?"
Er kam ein wenig näher und allmählich fühlte ich mich unwohl.
„Die Zeremonie ist beendet, sonst wäre ich wohl kaum hier."
Er hatte recht, er war als Zeuge mit in das Haus gegangen.
„Euer Gatte sucht euch."
An seinem Grinsen konnte ich erkennen, dass er noch etwas anderes im Sinn hatte, doch ich wollte schnell zu Raswan. Also erhob ich mich und deutete ihm vor zu laufen.
Als ich das Rudelhaus betrat sah ich als erstes Fraya.
Sie wirkte erschöpft, aber auch glücklich, was mich für sie freute.
Alle hatten sich hier eingefunden und vor Kopf an der Tafel saß sie mit Alpha Toran.
Als ich neben Raswan ankam, hatten sich auch die restlichen Wölfe gesetzt und Dehon erhob sich.
„Ich möchte auf den neuen Alpha anstoßen, hoffentlich wird sie euch viel Glück bescheren, wobei ich nicht daran zweifle!"
Die Männer brachen in freudiges Heulen und Jubelschreie aus, während Fraya ihren Vater dankend anlächelte.
„Wie geht es dir?", fragte Raswan leise als wir uns gesetzt hatten und reichte mir Brot.
„Ich bin etwas kaputt von der Reise und der Feier gestern", antwortete ich ehrlich und erntete ein Lächeln von ihm. „Stell dir nur vor wir beide hätten nicht auf Najam geheiratet sondern hier. Dir wäre nichts erspart geblieben."
Seine Worte brachten mich zum Lachen, was wirklich gut tat.

Vanja's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt