10. Kapitel

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10. Kapitel

Ungeduldig zog ich den Reißverschluss meiner Jeansjacke hoch und runter. Wir saßen hier in einer großen Fabrik am Rande der Stadt und warteten darauf, dass Samu kam, um uns endlich die Paarungen für die Battles zu verraten.

Die Kameras waren schon seit einigen Minuten auf uns gerichtet und filmten ununterbrochen. Was genau sie da drehten, war uns nicht so ganz klar, schließlich saßen wir nur erwartungsvoll da und redeten nicht mal miteinander.

Schließlich betrat Samu den Raum. Ich richtete mich auf und drehte meine langen braunen Haare mit meinen Fingern ein. Es war ziemlich eng auf den großen Kisten, auf denen wir saßen, deshalb  mussten sich einige sogar auf den Boden setzten.

„So! Dann fangen wir mal an!“, stellte Samu fest.

Ich schloss kurz die Augen und versuchte zur Ruhe zu kommen.

„Erst mal finde ich es echt toll euch alle in meinem Team zu haben. Ihr seid wirklich eine großartige Truppe und ich bin mir sicher, dass ich mit euch die anderen Coaches schlagen kann. Denn jeder einzelne von euch hat etwas Besonderes in sich, das wir nur noch weiter ausbauen müssen“, redete er weiter.

Es dauerte so lange! Warum konnte er nicht einfach seine Rede ein wenig abkürzen und gleich zum Punkt kommen? Ich wollte endlich wissen wer mein Gegner war!

„Damit kommen wir dann auch gleich zum ersten Battle: Das bestreiten Claudia und Lukas“, erläuterte uns Samu.

Unter höflichem Applaus erhoben sich die beiden und liefen nach vorne. Claudia war die Mutter mit den zwei kleinen Kindern, die ich schon beim Scouting gesehen hatte und Lukas war einer der beiden Zwillinge. Es war echt lustig gewesen die drei, also auch Lukas Zwillingsbruder Tim hier wieder zu treffen.

Mit den beiden hatte ich mich auch schon letzte Woche, beim ersten Treffen der Teams sehr gut verstanden. Tim und Lukas waren gerade erst 16 Jahre alt geworden und jetzt schon die absoluten Gesangstalents. Um den Zusammenhalt der Gruppe aufzubauen hatten wir einen Abend lang zusammen vor dem Lagerfeuer Lieder gesungen.

Samu war wirklich der beste Coach den man sich vorstellen konnte, da er mit seiner witzigen Art einfach sehr schnell eine Familie aus dem Team geformt hatte.

„Für ein Battle braucht man natürlich auch einen Song, Well, ich habe mir da etwas Schönes für euch beide überlegt. Ihr singt „Stay“ von Rihanna und Mikky Ekko!“, rief er aus. Die beiden reichten sich kurz die Hand und ich sah schon in ihren Augen, wie sehr sie sich über die Songauswahl freuten.

Unter tosendem Applaus wurden die beiden verabschiedet und Samu wandte sich langsam wieder uns zu. „Damit kommen wir auch gleich zum nächsten Battle. Hier hat man eine kleine Déjà-vu Gefahr, denn unser nächster Kandidat ist Tim, der Zwillingsbruder von Lukas!“, nannte er uns den nächsten Kandidaten.

„Doch für ein Battle braucht man immer mindestens zwei Kandidaten und deshalb haben wir hier noch: Emilia!“

Meinte er mich? Natürlich, es gab ja hier schließlich nur eine namens Emilia.

Unsicher trat ich nach vorne. Ich musste nicht wirklich gegen Tim antreten, oder? Ich wollte nicht, dass einer von uns beiden rausflog. Gegen ihn hatte ich eh keine Chance. Aber nun wollte ich als erstes Mal unseren Song erfahren.

"Für euch beide habe ich mir etwas ganz Besonderes ausgedacht. Ich dachte da an "Beneath your beautiful" von Labrinth featuring Emilie Sande. Ich hoffe ihr kennt den Song?!", rückte Samu schließlich mit der Sprache raus.

Und ob ich diesen Song kannte. Gerade wurde ein Traum in mir wahr, da ich niemals gedacht hätte, so ein Lied jemals live, vor Publikum, performen zu dürfen. Das wurde bestimmt wundervoll!

Tim und ich gaben uns strahlend ein High-five, danach verließen wir die Gruppe und machten uns auf den Weg zum Studio. Dort bekamen wir zuerst ein paar Noten in die Hand gedrückt und dann hieß zuerst ein wenig warten, bis wir schließlich den kleinen Raum betreten durften.

Auch hier war die Kulisse der alten Fabrik nicht großartig verändert worden. Als Sitze dienten, wie auch im „The Voice“-Studio große sperrige Lautsprecherboxen, die auf ihre plumpe Weise dennoch gemütlich wirkten. Den einzigen Kontrast bot ein großes Klavier, dass in der Mitte des Raumes stand und nur darauf zu warten schien, dass es endlich losging.

„Hey,  Emilia und Tim! Schon euch wiederzusehen!“, begrüßte uns Samu. Seine immerzu freundliche Art überraschte mich auch jetzt noch ein wenig, doch so waren alle Sorgen wie weggeblasen.

„Seid ihr mit dem Text einigermaßen zurecht gekommen?“, sagte er dann direkt und sah uns fragend an.

Ich wollte eine Antwort geben, jedoch kam vor Aufregung kein Laut über meine Lippen. Daher nickte ich nur schwach und wartete darauf, dass Tim den Gesprächspart übernahm. Samu ging auf mein Schweigen nicht weiter ein, sondern schritt mit großen Schritten zum Klavier.

„So dann fangen wir doch einfach an. Wir werden die Aufteilung wie im Original lassen, also fängt Tim an“, erklärte Samu uns.

Die Aufteilung wie im Original zu belassen fand ich eine gute Idee. Schließlich klang es so ja auch gut und ich musste auch nicht anfangen. Das war perfekt, denn ich hatte schon richtig Panik davor gehabt anzufangen. So konnte ich zuerst Tim hören und dann einsteigen.

„Bist du bereit?“, meinte Samu dann an Tim gewandt.

„Klar! Wir können loslegen!“, antwortete dieser selbstbewusst. Wenn ich nur ein wenig so von mir überzeugt sein könnte wie er, das würde mir schon viel weiterhelfen.

Samu nickte Tim zu, dann begann er konzentriert das Vorspiel. Seine Finger glitten über das Klavier wie als hätte er noch nie etwas anderes getan. Es wirkte bei ihm so wahnsinnig leicht bei ihm, doch das war es sicher nicht.

„You tell all the boys no. Makes you feel good, yeah. I know you're out of my league. But that won't scare me away, oh no”, setzte Tim mit klarer Stimme ein. Die Art wie er diesen Song interpretierte, war unglaublich. Da konnte ich nicht gegen halten.

‚I know you’re out of my league‘, dieser Satz paste so perfekt in diese Situation. Tim war mir im Gesang meilenweit voraus und ich wusste nicht was ich hier noch tun sollte.

Seine Stimme machte mich ganz wirr im Kopf, sodass ich sogar meinen Einsatz verpasste. Samu meinte, dass das nicht schlimm sein, also fingen wir wieder von vorne an. Beim zweiten Versuch traf ich die Töne nicht. Bei Tim saß jeder einzelne. Wie sollte ich das nur bis zu den Battles schaffen? Hatte ich überhaupt eine Chance?

Just give me a reason (The Voice of Germany Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt