28. Kapitel
Das Finale rückte immer näher und die Proben liefen auf Hochtouren. Doch anders, als ich gedacht hatte, konnte ich ganz gespannt an die Sache herangehen. Mittlerweile war der ganze Erfolgsdruck verschwunden und ich freute mich nur noch darauf, vor einer solchen Menschenmenge zu singen und mein Können zu beweisen.
Nate war ein fantastischer Sänger und unterstützte mich immer, egal in welcher Situation ich ihn brauchte. Nach Samu war er zu meinem zweiten Ersatzvater geworden. Ich wühlte mich geborgen bei den beiden und wollte gar nicht daran denken wie es war, wenn wir uns wieder trennen mussten.
Jede unserer Proben war magisch. Die Luft knisterte förmlich und egal wie oft wir die Lieder spielten, dass Kribbeln in meinem Bauch ließ sich nicht vertreiben. Wenn ich zu singen begann bebte die Spannung. Und wenn Nate einsetzte, schien diese fast zu explodieren. Unsere Stimmen harmonierten fantastisch. Es war, als gäbe es keine andere Kombination, welche besser passte. Ich hatte meinen musikalischen Seelenverwandten gefunden. Da war ich mir sicher.
Ich war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Von allen Seiten wurde ich gelobt und man beneidete mich um die Möglichkeiten, die mir bald würden offenstehen. Ich konnte beim Gedanken daran nur wieder anfangen zu lächeln. Das Grinsen schien in meinem Gesicht fast festgewachsen. Es war fast unmöglich dieses zu vertreiben. Niemals hatte ich gedacht, musikalisch einmal solche Momente erleben zu dürfen.
Von außen wirkte ich vollkommen zufrieden, doch in meinem Inneren war ich hin und her gerissen zwischen Glück und Trauer. Obwohl ich positiv in die Zukunft sehen konnte, gab es doch ein Thema, was mich trotz alledem beschäftigte. Und das war Luca. Der Junge, der plötzlich in mein Leben getreten war und genauso schnell wieder daraus zu verschwinden versuchte.
Plötzlich folgte ich einer Eingebung und griff nach dem goldenen Kugelschreiber, den ich in letzter Zeit immer bei mir trug. Ich nutzte Gedankenfetzten und Geistesblitze um sie in ein kleines Buch zu kritzeln. Warum ich das tat, da war ich mir noch nicht so sicher, doch vielleicht konnte ich diese als Inspiration für meine nächsten Lieder nehmen. Denn, auch wenn The Voice bald vorüber war, ich wollte nicht aufhören, meine eigenen Lieder zu schreiben.
Aus der Schublade neben dem Hotelbett griff ich mir einen Block, den ich aus genau diesem Grund dort deponiert hatte und schlug ihn auf. Zunächst wusste ich nicht, wie ich das weiße Blatt füllen sollte, doch dann sprudelten die Worte nur so aus mir heraus und ich begann zu schreiben: Lieber Luca,
Schnell entstanden die ersten Sätze und die Zeilen begannen sich zu füllen.
In letzter Zeit ist viel geschehen. Das Finale rückt näher und weiß noch nicht so ganz, wie ich mit dem Fakt, dass wir die ganze Zeit nur ein Spielstein der Produzente waren, umgehen soll. Doch eines weiß ich ganz sicher: Es gefällt mir nicht, wie wir darunter leiden. Schon als wir uns das erste Mal begegnet sind wusste ich, dass du etwas Besonderes bist. Die wenigen Worte, die wir wechselten, gingen mir noch Nächte lang durch den Kopf und ich hoffte innständig dich wirklich einmal wieder zu sehen. Nun begegnen wir uns fast täglich, doch gerade ist es so, als würden wir uns nicht kennen. Dieses sich Anschweigen und Ignorieren macht mich fertig. Es kann doch nicht sein, dass so ein paar blöde Produzenten unser Leben ruinieren! Damals, vor den Blind Auditions hatten sie die Fäden noch nicht in der Hand. Was wäre passiert, wenn sie nie in ihre Hände gelangt wären? Könnten wir nun Freunde sein oder sogar mehr? Was wäre alles geschehen, wenn du mir nicht die Wahrheit erzählt hättest? Ich will mir nicht länger Gedanken über das, was wäre, machen, sondern endlich nach vorne blicken. Können wir all das Geschehene hinter uns lassen und noch einmal von vorne beginnen? Gibst du mir eine zweite Chance, dein Leben zu bereichern? Ich bitte dich sehr darum, denn ich kann nicht glauben, dass die schöne Zeit bereits vergangen sein soll. Wenn man von all den Stunden absieht, die ich verzweifelt und verletzt in meinem Zimmer verbracht habe, dann war es doch eine schöne Zeit, oder? Wie ergeht es dir dabei? Bist du glücklich damit, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben musst und bald deinen eigenen Weg, ohne mich, gehen kannst? Bist du erleichtert darüber, dass der ganze Trubel bald vorbei ist und du dir einen anderen Weg suchen kannst, um ein Star zu werden? In meinem Inneren hoffe ich, dass das nicht so ist. Es würde mich um einige Sorgen leichter machen, wenn ich wüsste, dass auch für dich nicht alles vergeudete Zeit war. Denkst du, wir könnten das hinter uns lassen und auf Anfang zurückkehren? Wenn deine Antwort nein lautet, dann bitte erkläre mir warum. Gib mir nur einen Grund, warum alles vorbei sein sollte. Ich bin mir sicher, dass sich Differenzen überwinden lassen. Das ganze Chaos, was hinter uns liegt, können wir gemeinsam meistern. Zumindest, wenn du dabei bist. Für einen kurzen Moment glaubte ich, dass mein Leben perfekt ist. Doch nun weiß ich, dass es aus Scherben besteht und nur durch dünne Fäden zusammen gehalten wird. Bitte hilf mir, sie mit einem Gerüst zu stabilisieren. Ich habe die Hoffnung noch nicht verloren, dass ich all die schönen Erinnerungen wegwerfen muss.
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Just give me a reason (The Voice of Germany Fanfiction)
FanfictionMein Herz schlug wie verrückt. Es pumpte in meiner Brust, fast so als würde es gleich herausspringen. All die Geräusche um mich herum nahm ich nur noch dumpf war. Ich spürte kaum, dass mich eine Regieassistentin zu einem der Sofas brachte. Warum war...