29. Kapitel
Der Tag der Tage war gekommen. Endlich war es so weit. Das Finale stand an. Nur noch ein paar Stunden und ich durfte für das letzte Mal von dieser Show auf der Bühne stehen; ein letztes Mal alles geben und zeigen, was in mir steckte. Das schüchterne Mädchen aus der Kleinstadt musste verborgen werden, das selbstbewusste Partygirl kam nun zum Vorschein. Oder eher gesagt plante ich das.
Man konnte nie ahnen, wie der Abend ausgehen würde. Trotz Übung konnte vieles passieren. Aber ich war alle Schreckensszenarien durchgegangen. Ob Texthänger, Einsatz verpasst, Fehler in der Technik oder ein komplettes Blackout, für alles hatte ich mir entsprechende Lösungen überlegt. Ob mir diese im richtigen Moment einfielen, war natürlich die zweite Sache, doch darauf würde ich mich konzentrieren, wenn es soweit war. Vielleicht hatte ich auch Glück und konnte einen reibungslosen Auftritt zeigen.
Ein Blick auf die Uhr ließ mich wissen, dass ich mich auf den Weg machen konnte. Zur Feier des Tages hatte ich eine breite Fangemeinde hinter mir stehen. Diese würde nachkommen, sobald die Türen für die Zuschauer geöffnet wurden. Wir, die Kandidaten, mussten natürlich früher da sein, da wir einige Vorbereitungen trafen, die dem Publikum erspart blieben.
Bevor ich das Hotelzimmer verließ, nahm ich meine Kleider vom Stuhl und schrieb meiner Schwester eine Nachricht, dass ich nun losging. Ich hatte das Gefühl, dass sie viel aufgeregter war als ich. Ständig hatte sie gefragt, ob ich gut vorbereitet war, bevor ich sie aus meinem Zimmer verbannte. Sie war auch der Grund dafür, dass ich nicht ohne einmal kontrollierend zurückzublicken gehen konnte.
Ein Taxi, welches mir freundlicherweise von The Voice gestellt wurde, brachte mich zum Studio. Zum Glück sagte der Fahrer nichts. Ich wäre auch zu sehr in meine Gedanken vertieft gewesen, als dass ich seine Worte gehört hatte. Die Fahrt über konzentrierte ich mich auf die Texte. Dabei bemerkte ich gar nicht, dass ich die Zeilen vor mich hin murmelte.
„They all make mistakes and so did we. But we did something we can never turn back right“
Es ließ mich das Gefühl nicht los, dass ich zu wenig geübt hatte. Aber nun half mir das auch nicht mehr weiter. Heute war der Tag gekommen und verbessern konnte ich mich nicht mehr. Ich hatte das getan was ich für möglich gehalten hatte. Waren die anderen besser als ich, dann musste ich das akzeptieren. Man konnte nicht immer an Platz eins stehen. Niemand sollte jemals so egoistisch denken.
Mein Plan sah vor, direkt nach der Ankunft in die Maske zu gehen und mich dort zu vergewissern, dass der Ablaufplan auch einhaltbar war und ich zur richtigen Zeit fertig geschminkt hinter der Bühne stehen konnte. Nach einem kurzen Rundgang durch das Studio, in welchem ich mir die Wege und die weiteren Abläufe in den Kopf rief, wollte ich mich in den Probenraum des Team Samu begeben, da ich dort niemanden erwartete.
Ablenkung würde mich nur unnötig verwirren und daher wollte ich vor Ende der Auftritte allen vermeidbaren Gesprächen aus dem Weg gehen. Dazu zählten besonders Konversationen mit den anderen Kandidaten, also auch Debbie. Judith und Luca zu ignorieren würde mir für diesen Abend deutlich leichter fallen, aber einfach war es keineswegs. Nur wer Erfolg haben wollte, musste eben leiden, oder etwa nicht?
„Miss, wir sind am Ziel angelangt“, verkündete mir der Taxifahrer. Hastig griff ich nach meinen Sachen und lächelte dem Fahrer zu, bevor ich mit einem freundlichen „Auf Wiedersehen!“ das Fahrzeug verließ. Ich atmete tief durch und ließ die Großstadtkulisse auf mich wirken. Die bunten Leuchtreklamen und der viele Lärm störten mich nicht. Das ganze Chaos erinnerte mich eher daran, wie sehr ich das alles hier vermissen würde.
„Out of my life, out of my mind“
Ohne die Hilfe meiner Familie und Freunde wäre ich am heutigen Abend verzweifelt. Von ganz oben war uns vorgeschrieben wurden für jeden Auftritt ein anderes Outfit zu tragen. Da ich schon bei der Auswahl eines einzigen Kleides heillos überfordert war, stellten mich drei auf eine ganz neue Herausforderung. Schließlich entschied ich mich dafür nur zwei Kleider zu tragen und bei dem Auftritt mit Samu in Röhrenjeans, Top und Hemd aufzuwarten. Wenn jemand damit nicht einverstanden war, hatte er Pech gehabt. Denn es war immer noch mein Abend. Ich musste mich wohlfühlen und nicht die anderen. Auf die Reaktionen auf meine Kleider war ich ebenso gespannt, da sie schlicht und einfach waren. Lucia und Leila hatten sie für mich als Entschuldigung, dass sie so wenig bei mir sein konnten, ausgesucht.
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Just give me a reason (The Voice of Germany Fanfiction)
FanfictionMein Herz schlug wie verrückt. Es pumpte in meiner Brust, fast so als würde es gleich herausspringen. All die Geräusche um mich herum nahm ich nur noch dumpf war. Ich spürte kaum, dass mich eine Regieassistentin zu einem der Sofas brachte. Warum war...