Während der Stunde schaute mich Samuel an. Ich fühlte mich zunehmend unbehaglicher, je länger er mich ansah.
Nach der Stunde packte ich meine Sachen ein und wartete, bis Samuel endlich auch mal kam. Wie konnte man nur so langsam sein? Jeder will so schnell aus dem Raum und er brauchte Ewigkeiten, um alles wieder in seine Tasche zu verstauen.
Seufzend ging ich los und zeigte ihm wo die Mensa, die Sporthalle, die Aula, die Toiletten, der Bioraum sowie der Computerraum waren. Er versuchte sich alles irgendwie zu merken. „Falls du noch irgenwelche Fragen haben solltest, kannst du gerne die anderen aus der Klasse fragen oder irgendein Lehrer wird dir sonst auch helfen”, sagte ich unmotiviert und wollte weggehen, um wenigstens noch die letzten fünf Minuten der Pause zu nutzen. Leider wurde daraus nichts. Denn Samuel griff nach meiner Hand und fragte: „Hättest du nach der Schule Zeit, um mit mir den Stoff aufzuholen, denn ich dieses Jahr nicht mitbekommen habe?”
„Es tut mir leid, aber ich muss heute arbeiten”, sagte ich entschuldigend. „Oh. Das ist echt schade. Vielleicht ein anderes Mal?” Er sah wirklich betrübt aus.
Irgendwie betrachtete ich ihn erst jetzt richtig. Er hatte eine dunkle Jeans und ein schwarzes Shirt an, unter dem seine Muskeln gut zu erkennen waren. Er hatte braune Haare, die schon fast ins schwarze gingen. Aus seinem ovalen Gesicht schauten mich seine braunen Augen bittend an. Er sah echt gut aus. Aber in mein Leben würde ich ihn sowieso nicht lassen. Denn ich kann mich einfach auf niemanden einlassen. Nicht ohne, dass mein Geheimnis zu Tage kommt. Und er hätte es nicht verdient zu sterben. Also sagte ich: „Eher unwahrscheinlich.” Mit diesen Worten ließ ich ihn geschockt stehen und sprintete zur Mensa, um noch schnell ein belegtes Brötchen zu kaufen.
Er tat mir ja echt leid. Aber durch meinen Job konnte ich es nicht riskieren jemanden zu Nahe an mich dran zu lassen. Wenn ich nicht eine Auftragskillerin wäre, würde ich mich sicherlich auf ihn einlassen, denn er war vom optischen her mein Typ. Leider konnte ich aber nicht einfach so aufhören mit meinem Job. Dafür steckte ich da schon zu tief drin und es machte mir auch irgendwie Spaß. Ich weiß, dass sich das merkwürdig anhört. Wie kann töten Spaß machen? Es ist dieser Nervenkitzel, der Adrenalinrausch, den ich bei diesen ganzen Aufträgen habe. Einfach unbeschreiblich.
Der Rest des Schultages verlief einigermaßen normal. Das einzige, was anders war als sonst, war, dass Samuel mich immer mal wieder anstarrte und verlegen wegschaute, wenn ich ihn dabei ertappte.
Ich flüchtete direkt nach dem Klingeln aus dem Schulgebäude und stieg in mein Auto. Ich fühlte mich das erste Mal an diesem Tag unbeobachtet. Es war wirklich befreiend.
Ich fuhr mit rasender Geschwindigkeit nach Hause. Heute stand noch sehr viel an. Ich müsste heute Abend wieder arbeiten, also hatte ich nur ein paar Stunden Zeit, um ein wenig Schlaf nachzuholen und dann schon mal alles vorzubereiten für den Auftrag. Unvorbereitet ging ich nie los, denn das könnte mein Tod bedeuten.
Gedankenverloren parkte ich mein Auto in der Garage und lief in Richtung des kleinen Hauses, welches ich mir gekauft hatte.
Ich verzog mich in mein kleines Büro, in dem ein High-End PC stand. Die Wände waren von mehreren Monitoren bedeckt, die alle an dem PC angeschlossen waren. Ich startete den PC und mit einem leichten Surren erwachte die ganze Technik um mich herum zum Leben.
Ich öffnete meine Mails und fand meinen nächsten Auftrag. Im Anhang wurden mir alle relevanten Details mitgeschickt. Ich öffnete diese und verteilte alles auf den verschiedenen Monitoren, um mir einen Überblick zu verschaffen.
Ich musste auf eine Gala gehen und dort mich der Veranstalterin Melissa Arandale entledigen. Sie war eine reiche, mächtige Frau, 30 Jahre alt und würde auf der Gala rund um die Uhr von zwei Bodyguards bewacht werden. Also ein schwer zu erreichendes Ziel, bei der eine genaue Planung notwendig war. Beigefügt war unter anderem ein Bild von ihr und ein Gebäudeplan, sowie Standorte der Überwachungskameras.
Melissa hatte ein schmales Gesicht, welches von blonden, gelockten, brustlangen Haaren umrahmt wurde. Ich prägte mir alles ein. Gott sei dank hatte ich ein fotografisches Gedächtnis.
Ich schaute nach einigem Grübeln auf die Uhr. 15 Uhr. Die Gala würde um 18 Uhr beginnen. Also hatte ich noch ein wenig Zeit. Ich löschte alle Daten, von meinem Rechnerx sowie die Mail und fuhr den PC runter. Das machte ich immer, falls mal mein PC oder mein Mail Account gehackt werden sollten. So konnte mir wenigstens nichts nachgewiesen werden.
Ich schlenderte in mein Ankleidezimmer, um schon mal etwas passendes für die Gala herauszusuchen. Ich legte es mir zurecht und verließ das Ankleidezimmer wieder. Während der Zeit, in der ich arbeitete, hatte ich so viele verschiedene Anziehsachen benötigt, dass schon ein ganzes Zimmer damit vollgestopft war. Es war ehrlich ein Wunder, dass ich in kürzester Zeit etwas passendes gefunden hatte.
Erschöpft ging ich in mein Schlafzimmer und legte mich hin. Ich stellte mir den Wecker am Handy, sodass ich nach dem Klingeln noch genügend Zeit haben würde, mich fertig zu machen. Ich schloss meine Augen und schlief direkt ein.
DU LIEST GERADE
Killerin - Lieben verboten?
Teen FictionIst es möglich als Auftragskillerin zu arbeiten und neben bei noch zur Schule zu gehen, ohne das etwas schief geht? Mit dieser Frage wird die 19 jährige Kira Knight immer wieder konfrontiert. Sie muss ihre Identität vor jedem verstecken. Alle, die v...