Kapitel 18

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Er riss seine Augen auf. „Du kannst hier meine ganze Ausrüstung sehen." Er sah sich alles genau an, ohne ein Wort zu sagen. Ich fuhr fort. „Ich zeige dir jetzt mein Trainingsraum." Ich ging los und wusste, dass er mir folgte, ohne mich auch nur umzudrehen.

„Hier trainiere ich, um fit zu bleiben." Ich öffnete die Tür zum Kampfraum. „Das ist mein Kampfraum. Es hilft mir, meine Kampftechniken auszufeilen." Ich erklärte ihm genau, was man tun musste und wie ich versuchte mich damit zu verbessern.

Als wir den Raum verließen, fragte er: „Wieso?"

Ich lachte ein kaltes Lachen. „Wieso ich so bin? Ich musste zusehen, wie meine Eltern ermordet wurden. Ich war seitdem nicht mehr die alte Kira. Ich war stumm. Alles hatte sich geändert. Erst durch Filme über Auftragskiller konnte ich wieder Leben. Deshalb habe ich angefangen, dass zu tun, was ich tue."

„Oh mein... aber empfindest du nichts dabei?" Seine Stimme zitterte.

„Nein. Ich bin gefühlskalt geworden. Und meine Ziele haben es auch fast immer verdient, weshalb es mir nichts ausmacht."

„Aber wieso musst du ausgerechnet Menschen töten?", fragte er verwirrt und ängstlich.

„Weil ich nach den ersten Malen festgestellt habe, dass es mir Spaß macht. Dieser Adrenalinrausch etwas Verbotenes zu machen und dabei unentdeckt zu bleiben. Einfach die Gefahr und der Nervenkitzel dabei."

Und so ging es weiter. Frage um Frage beantwortete ich so ehrlich wie ich konnte. Mit jeder Antwort wurden seine Augen nur noch größer und es lag ein wenig Abscheu in ihnen. Aber konnte ich es ihm verübeln? Mein Leben war nie normal und ich wusste, dass jemand wie er niemals verstehen würde, warum ich so war, wie ich war.

„Und woher hast du die Wunde?" Jetzt kam die Frage, vor der ich mich am meisten gefürchtet hatte.

„Ich war es. Ich war die jenige, die Mr. Moore getötet hat. Aber er hat es verdient. Du weißt wie schlimm er war und wäre er weiterhin an der Macht geblieben, hätte das schlimm ausgehen können." Ich sah in seine Augen, die mich mittlerweile mit Hass anstarrten.

„Ich weiß, dass es schwer ist, zu verstehen, wieso ich das mache. Du kannst nach Hause fahren und darüber nachdenken, aber eins ist jetzt ganz sicher: Du musst fliehen! Wenn du mich morgen nicht verlassen willst, können wir gemeinsam gehen. Aber bitte verrate nie irgendjemanden etwas darüber. Das könnte meinen Tod bedeuten und noch viel schlimmer deinen Tod."

Er verließ ohne ein Wort der Verabschiedung das Haus und ich ließ ihn diesmal gehen, in der Hoffnung ihn Morgen bei mir zu wissen.

Was sollte ich jetzt nur machen? An Schlaf war nicht zu denken. Dafür war ich einfach zu aufgewühlt. Ich brauchte Ablenkung. Egal was.

Ich zog mir eine Jeans und ein schwarzes Top an und verließ das Haus. Wenig später hielt ich vor dem angesagtesten Club der Stadt.

Als ich den Club betrat, konnte ich die Musik fühlen, so laut war es. Ich quetschte mich durch die Menschenmenge zur Bar und signalisierte dem Barmann, dass ich bestellen wollte. „Ein Batida Kirsch", brüllte ich ihm über die laute Musik hinweg zu.

Er stellte mein Cocktail vor mich und ich genoss jeden einzelnen Schluck. Ich merkte wie sich der Alkohol in mir ausbreitete. Der Schmerz in meiner Schulter verblasste immer mehr. Ich vergaß all meine Probleme, während ich auf die Tanzfläche ging.

Ich wurde von einigen Jungs angemacht, aber ich ignorierte es einfach und tanzte weiter zu dem Beat. Ich tanzte von Lied zu Lied und ich hatte unglaublich viel Spaß.

Es schienen Stunden vergangen zu sein, bis ich dann die Tanzfläche verließ. Der Club hatte sich mit der Zeit sogar noch mehr gefüllt und ein durchkommen war beinahe unmöglich.

Als ich dann doch endlich wieder an der Bar stand, bestellte ich mir nur eine Cola. Ich wollte mich nicht zu sehr betrinken. Ich musste schließlich noch nach Hause fahren. Ich griff in meine Hosentasche und fischte mein Smartphone heraus.

Es war schon 4 Uhr. Wie die Zeit vergeht, wenn man in einen Club geht. Ich verließ den mir inzwischen zu vollen Club und atmete die frische Nachtluft ein. Je weiter ich mich vom Eingang entfernte, desto leise wurde die Musik. Ich stieg in mein Auto und fuhr nach Hause. Für heute hatte ich genug erlebt.

Ich zog mir Zuhause eine Jogginghose und ein lockeres T-Shirt an und legte mich auf mein Bett. Ich war so erschöpft vom Tag, dass ich direkt einschlief.

Der Sonntag war mein Entspannungstag. Ich lag auf der Couch und schaute fern. Von Samuel hörte ich den ganzen Tag über nichts. Aber ich ließ ihm den Freiraum zum Nachdenken.

Heute ging ich ausnahmsweise früher schlafen, denn Morgen würde ich wieder zur Schule müssen und den Lehrern meine Abwesenheit erklären. Dafür würde ich all meine Kraft und Disziplin benötigen, um ruhig zu bleiben, bei den ganzen Fragen.

Ich stand am Morgen auf, wusch meine zerzausten Haare, zog mich an, schminkte mich dezent, machte meine Haare zu einem Dutt und aß nich eine Schüssel voll Kornflakes.

Ich kam diesmal noch vor dem Klingeln am Schulgebäude an. Ich schaute mich nach Samuel um, doch ich konnte ihn nirgends sehen. Ob er überhaupt heute kommen würde? Er schien noch Zeit zu brauchen. Oder er hatte sich dazu entschieden ohne mich abzutauchen.

Ohne mir weiter Gedanken zu machen, ging ich in den Unterricht. Als erstes hatte ich Nathan, der mich verwundert anschaute, als ich den Klassenraum mit meinen Mitschülern betrat, die hinter meinem Rücken über mich tuschelten.

Ich seufzte und versuchte während des Unterrichts nicht auf die Blicke zu achten. Nach ungefähr der Hälfte der Stunde stupste mich Sarah, die neben mir saß, in die Seite. Genervt drehte ich mich zu ihr. „Was?", gab ich patzig von mir.

„Wir haben uns alle gefragt wo du warst?"

„Das geht dich und auch die anderen nichts an! Und jetzt lass mich in Ruhe!", fuhr ich sie an und drehte mich wieder nach vorne.

Zwar verstummte das Tuscheln um mich nicht, aber wenigstens sprach mich keiner mehr an.

Mit dem Klingeln schlenderten alle aus dem Raum und ich folgte ihnen. „Warte, Kira. Ich muss eben mit ihnen reden." Ich verdrehte genervt die Augen. Nathan ist einfach so aufdringlich.

Ich spürte die neidischen Blicke der Mädchen auf mir, die noch im Raum waren. „Habt ihr nichts besseres zu tun?", blaffte ich und sie verließen zügig den Raum.

„Was möchtest du Nathan? Ich muss zum Unterricht!"

Er fuhr sich durch die Haare. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Wo warst du eigentlich die zwei Wochen?"

„Erstens: Es geht mir gut. Und zweitens: Das geht dich nichts an, Nathan. Nur weil ich mit dir wilden Sex hatte, musst du jetzt nicht einen auf besorgten Freund tun. Es hat nie ein wir gegeben und es wird auch nie ein wir geben", fuhr ich ihn an und meine Stimme wurde von mal zu mal gefährlicher.

Kurz blitzte Kränkung in seinen Augen auf, aber dann verschwand es hinter professioneller Neutralität. „Ich weiß. Und das war auch nie meine Absicht." Ich wusste, dass er log. „Ich wollte nur den Grund wissen, wegen der ganzen Fehlstunden, die du wegen den zwei Wochen jetzt unendschuldigt auf deinem Zeugnis stehen haben wirst. Wenn es einen triftigen Grund gäbe, könnte ich versuchen, das mit der Schulleitung zu klären."

„Jaja. Verarschen kannst du jemand anderes. Ich werde dir keinen Grund nennen, da es dich nichts angeht."

Ohne auf eine Reaktion zu warten verließ ich den Raum und ging zum nächsten Unterricht.

Killerin - Lieben verboten?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt