Kapitel 20

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Als ich am Montag wieder in der Schule war, schauten mich alle an. Mittlerweile nervten die Blicke nur noch. Ich suchte die Menge nach Samuel ab, doch entdecken konnte ich ihn nirgends. Vielleicht hatte er nur verschlafen und käme später.

Doch so war es nicht. Er kam nicht und auch am nächsten Tag kam er nicht. Solangsam machte ich mir Sorgen. Ich fragte erneut im Sekretariat nach, aber da wurde mir nur gesagt, dass sie keine Ahnung hätten, wo er war. Er hätte sich nicht krankgemeldet.

Da musste doch was faul sein. Irgendwas musste vorgefallen sein. Ich beschaffte mir seine Adresse und fuhr zu ihm. Ich parkte vor dem Hochhaus.

Ich drückte auf die Klingel, doch niemand öffnete mir. Merkwürdig. Ein ungutes Gefühl beschlich mich.

Ich klingelte bei einem Nachbarn, der die Haustür öffnete. An dem Postkasten stand, dass Familie Taylor im fünften Stock lebte. Ich schlich nach oben. Meine Sinne waren aufs äußerste angespannt. Ich musste mit allem rechnen.

Die Tür ließ sich leicht öffnen, denn sie war aufgebrochen worden. Leise öffnete ich sie nur so weit, dass ich durchschlüpfen konnte. Ich war still und hörte genau hin. Doch ich hörte nichts.

Ich schlich in Richtung des Wohnzimmers. Der Flur war komplett verwüstet. Wo war seine Familie? Und wo war er? Ich stieß die Tür auf. Es sah wie ein reines Schlachtfeld aus. Ich riss die Augen auf. Das war sogar für mich grausam. Ein Mann und eine Frau, ich vermutete Samuels Eltern, hangen Kopf über von der Decke. Ihre Kehlen waren aufgeschlitzt. Die Hände waren hinter dem Rücken gebunden. Das Blut war auf den weißen Teppich getropft, der sich damit vollgesogen hatte und jetzt zwei große rote Flecken aufwieß.

In der Luft hang der Verwesungsgeruch, der beiden Leichen. Aber noch schlimmer war, dass aus den Bäuchen die Gedärme herausquollen.

Das konnte nur einer gewesen sein. Ich kannte ihn nur vom Hören. Aber er war einer der brutalsten Killer. Er hatte Spaß daran, seine Opfer zu foltern, bevor er sie quälend langsam tötete. Sein Markenzeichen waren die herausquellenden Gedärme. Er tat dies immer, während seine Opfer noch lebten. Woher ich ihn kannte? Er arbeitete auch für meinem Auftraggeber und hatte sich durch seine Brutalität seinen Namen als Slicer reglich verdient.

Da er das getan hatte, konnte nur mein Auftraggeber das verantworten. Nur wo war Samuel? Dann entdeckte ich auf dem Boden vor den Leichen einen Brief. Mit zitternden Fingern öffnete ich ihn und las.

Du kennst die Regeln. Du hast das zu verantworten. Wenn du ihm einen qualvollen Tod ersparen willst, kommst du zu mir. Du weißt, wo du mich findest.

Ja. Ich wusste, wo er war. Nur das ich nicht Samuel töten würde. Das könnte ich nicht. Ich steckte den Brief ein und rannte aus dem Haus. Weg von dem Massaker. Allein der Gedanke daran, dass Samuel das Gleiche passieren würde, versetzte mich in rasende Wut. Ich sah rot. Mit einer viel zu hohen Geschwindigkeit raste ich zu dem verlassenen Lagerhaus, das er mir für Notfälle genannt hatte.

Mit wutverzerrten Gesicht ging ich hinein. Als erstes sah ich Samuel an einem Stuhl gefesselt, aber er lebte. Er hatte nur ein paar blaue Flecken im Gesicht.

Dann erkannte ich den Slicer, der ein Messer in der Hand hielt. Neben ihm stand ER. Ich fixierte ihn. Ich stürmte in seine Richtung, doch bevor ich bei ihm ankam, ergriffen mich zwei Männer, die am Eingang gestanden haben mussten. Sie legten mir Handschellen an und fesselten meine Füße, sodass ich mich nicht mehr wehren konnte.

„Ah. Da bist du ja endlich. Ich habe auf dich gewartet Kira!" Breit grinsend kam er auf mich zu. „Du hast dich also endschieden ihm den Schmerz zu ersparen. Gut. Du weißt, ich dulde keine Regelverstöße!" Er schlug mir mitten ins Gesicht. ich unterdrückte ein Stöhnen. Die Genugtuung würde ich ihm nicht geben vor ihm Schwäche zu zeigen. Also blieb ich stumm.

Er öffnete meine Fesseln und hielt mir ein Klappmesser entgegen. „Hier! Und jetzt geh zu ihm und töte ihn!" Ich schaute erst das Messer, dann Samuel, der mich mit schockgeweiteten Augen anstarrte und dann zu ihm. Ich wusste was ich tat. Ich nahm das Messer und sagte: „Okay. Ich werde es machen."

Ich ging zu Samuel, der mich flehend anblickte. „Bitte Kira! Tu das nicht!" Tränen quollen aus seinen vor Angst geweiteten Augen. Ich beugte mich zu ihm runter und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss.

Keuchend löste ich mich von ihm. „Ich werde dich immer lieben. Egal was kommt." Er sah mich mit unergründlichen Blick an. Ich atmete tief ein und aus, trat einige Schritte von ihm weg und warf.

Killerin - Lieben verboten?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt