Kapitel 15

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„Oh mein Gott!", rief er bestürzt aus. Er hielt sich die Hand vor den Mund. „Zwar habe ich ihn verachtet, aber das ist eine grausame Tat. Ich hoffe, dass die Frau geschnappt wird und dafür zur Rechenschaft gezogen wird!"

Ich schwieg. Er schien es nicht mit mir in Verbindung gebracht zu haben. Ich entspannte mich sichtlich und lehnte mich an Samuels Brust. Dabei bewegte ich ein wenig meine verletzte Schulter und zog scharf die Luft ein, als der Schmerz durch meine Schulter ging.

„Kira. Du solltest ein bisschen mehr aufpassen. Sonst heilt das doch nie!" Behutsam streichelte er mit seinem Daumen über meine Wange. Ich war wieder total verkrampft. Bitte lass ihn nicht drauf kommen. Bitte. Er darf nichts davon erfahren.

Ich schluckte schwer, als ich ihn von mir drückte. „Alles okay?" „Ja. Ich würde mich nur gerne hinlegen. Ich bin erst vor ein paar Stunden wiedergekommen, meine Schulter pocht ein bisschen und ich bin gerade zehn Kilometer gelaufen." „Soll ich bleiben?"

Ich nickte verlegen. „Ja. Das wäre echt gut." Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Ich führte ihn in mein Schlafzimmer und legte mich hin. Er legte sich zu mir und schlang von hinten seine Arme um mich. Er drückte mir einen Kuss auf die Haare. „Dann ruh dich mal aus." Ich kuschelte mich noch etwas näher an ihn und schloss meine Augen. Ich schlief in der Geborgenheit seiner Arme ein.

Ich wachte auf und merkte, dass es schon dunkel war. Samuels Arme waren um mich geschlungen und er schlief noch. Also befreite ich mich vorsichtig aus seiner Umarmung, ohne ihn zu wecken. Ich verließ das Schlafzimmer und ging in mein Büro.

Ich ging an meinen Rechner und checkte meine Mails. Eine weitere Mail von meinem Auftraggeber war eingegangen.

"Ich hoffe, es geht dir gut. Die Wunde sah schlimm aus. Das war echt knapp. Kommt dir jemand auf die Schliche, weißt du, was du tun musst. Beim nächsten Mal, bitte etwas diskreter, bevor noch etwas passiert. Genese erst einmal. Dann bekommst du etwas Neues. Melde dich, wenn es wieder besser ist."

Ich schrieb ihm schnell zurück.

"Ja, es geht mir gut. Zumindest den Umständen entsprechend. Es sah schlimmer aus, als es wirklich ist. Ein bisschen meinen Arm schonen, dann wird das wieder. Ja, ich weiß, was ich dann tun muss. Ich habe es nicht vergessen. Werde ich tun. Versprochen. Da es nicht das erste Mal ist, kenne ich die ungefähre Genesungszeit. Beim letzten Mal konnte ich nach gut einer Woche die Stelle belasten und nach fünf Wochen war ich wieder voll einsetzbar. Also kann ich in einer Woche schon leichte Aufträge verrichten."

Ich drückte auf Senden und wartete auf eine Antwort. Eine Minute später kam auch schon eine Antwort.

"Bitte genese erst. Melde dich, wenn es wieder geht, vorher sende ich dir keine neuen Aufträge!"

Diese Mail ließ keine Widerrede zu. Schnell tippte ich eine Antwort.

"Okay. Werde ich machen."

Ich schaute vom Bildschirm auf und sah Samuel, der sich erstaunt die vielen Monitore im Raum ansah. Schnell stand ich auf und lief in seine Richtung. Ich ergriff seinen Arm und zerrte ihn aus meinem Büro.

„Wow. Woher hast du das alles?" „Gekauft", erwiderte ich knapp. „Wofür brauchst du den so viele Monitore?" „Zum zocken", log ich. „Dafür sind das doch echt viele. Das glaube ich dir nicht." „Ich brauche sie einfach." „Aber wieso?" „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Also hör auf mich zu löchern."

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. „Es tut mir leid. Ich wollte keinen Streit verursachen", flüsterte er. Meine versteinerte Miene taute allmählich wieder auf. „Komm. Lass uns was essen. Ich bekomme solangsam Hunger." Ich versuchte die Stimmung wieder zu heben.

„Gute Idee." „Wir müssten aber entweder vorher noch einkaufen oder wir essen in einem Restaurant." „Lass uns einkaufen gehen. Ich werde eine Kleinigkeit für uns kochen!" Ich zog eine Augenbraue hoch. „Du kannst kochen?" Er nickte.

Wir verließen das Haus und ich führte ihn zu meinem Ferrari. „Nichts gegen dein Auto, aber ich glaube damit sind wir etwas schneller." Ich stieg auf der Fahrerseite ein und wartete, bis er sich aus seiner Schockstarre gelöst hatte. Für ihn war das Auto wohl nichts alltägliches wie für mich. „Ja, das ist ein Ferrari. Ich habe halt Geld. Geerbt, von meiner Familie. Und jetzt steig endlich ein."

Ehrführchtig stieg er ein. „Schnall dich an. Hast du etwas gegen hohe Geschwindigkeiten?" Er schüttelte den Kopf. „Gut." Ich startete den Motor und fuhr im normalen Tempo auf die Straße. Aber dann beschleunigte ich. Ich liebte den Geschwindigkeitsrausch. Ich driftete um jede Kurve und kam mit quietschenden Reifen vor dem Supermarkt zum stehen. Der einzige Laden, der vierundzwanzig Stunden geöffnet hatte.

„Wo hast du den so fahren gelernt?" Ich zuckte mit den Schultern. „Habe einfach aus Spaß immer auf leeren Straßen Gas gegeben. Da habe ich dann auch meine Reaktionszeit verbessert."

„Echt gut. Aber sagt die Polizei nichts dazu?" „Würde sie sicherlich, aber die haben mich gar nicht auf dem Radar. Ich weiß, wo und wann ich schneller fahren kann ohne andere zu gefährden oder aufzufallen. Aber genug geredet lass uns jetzt einkaufen. Je eher wir fertig sind umso schneller gibt es Essen." Ich grinste ihn breit an und stieg aus. Er folgte mir.

Mit einem Einkaufswagen voller Lebensmittel verließen wir den Supermarkt. Als dann endlich alles verstaut war, wollte ich den Einkaufswagen zurückbringen. „Warte." Samuel zog mich zurück und drückte mir einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen.

Keuchend löste ich mich von ihm. „Wofür war das den?" „Muss ich einen Grund haben, meine Freundin zu küssen?" Bei dem Wort 'Freundin' wurde sein Grinsen breiter. „Freundin?" Ich versuchte die Ahnungslose zu spielen, aber mein Lächeln verriet mich. „Ja. Freundin." Erneut küsste er mich.

Ich schmolz nur so dahin. Das war genau das Richtige. Das würde ich nie missen wollen. Mein unverletzer Arm wanderte seinen Rücken hinauf und ich krallte meine Hand in seine Haare. Zufrieden lächelte er in den Kuss, der zunehmend intensiver wurde.

Die Lust stieg in mir auf. Ich wollte ihn. Mein Atem ging immer schneller und mein Puls raste. Abrupt löste er sich von mir. „Nicht hier. Nicht jetzt. Es soll perfekt werden." Ich konnte meine Enttäuschung nicht so ganz verbergen, obwohl ich wusste, dass er recht hatte.

Mit einem aufmunternden Lächeln schaute er mir in die Augen und sofort hob sich meine Laune wieder. Bei diesen Augen konnte man einfach keine schlechte Laune bekommen.

Widerwillig ließ ich ihn los und brachte den Einkaufswagen weg, während Samuel sich in das Auto setzte.

Killerin - Lieben verboten?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt