Kapitel 4

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Ich war mit den Nerven vollkommen am Ende. Das war einfach zu viel gewesen. Am liebsten würde ich jetzt in mein Zimmer gehen, schlafen und alles vergessen, was gerade passiert war.

Doch leider konnte ich das nicht. Ich hatte einen Auftrag, den ich erledigen musste. Den konnte ich nicht einfach unerledigt lassen. Ich würde Schwierigkeiten bekommen.

Also stand ich langsam auf, richtete mein Kleid und überprüfte, ob meine Haare noch saßen. Ich holte mir noch mein Scharfschützengewehr und verließ mit einem Seufzen das Haus.

Ich blickte mich um, doch Samuel schien weg zu sein. Also ging ich zu meinem Ferrari, legte das Gewehr in das Auto und fuhr kurze Zeit später los.

Als ich an der großen Villa ankam, fing die Gala gerade an. Einige Security Männer standen am Eingang und kontrollierten die Einladungen. Zum Glück hatte ich eine Karte. Deswegen brauchte ich mir auch keinen alternativen Eingang suchen.

Mit einem freundlichen Lächeln ging ich zu einem der Männer. „Einladung und Ausweis bitte! ”, sagte er während er mich wachsam anschaute. Ich zeigte ihm beides und nach kurzem überprüfen ließ er mich durch. „Viel Spaß, Mrs. Shepard!” Es war ungewohnt, mit meinem Fake Namen angesprochen zu werden, aber ich ließ mir nichts anmerken.

Ich trat ein und erblickte als erstes die riesige Menschenmenge vor mir. Aber da Melissa die Veranstalterin war, würde es nicht so schwer werden, sie ausfindig zu machen. Kurze Zeit später erblickte ich sie mit einigen Security Männern, die ihr irgendetwas sagten, was ich aber auf diese Entfernung nicht verstand.

Ich ging unauffällig näher und versuchte sie so gut es ging im Auge zu behalten. Plötzlich ging sie in Richtung einer schweren Holztür zu ihrer Rechten und verließ somit die Gäste im Foyer.

Zwei Bodyguards folgten ihr. Ich wartete noch einige Sekunden, in denen ich mich nach weiteren Wachmännern umschaute. Doch als ich niemanden sehen konnte, der in meine Richtung schaute, schlüpfte ich lautlos durch die Tür.

Es war der Raum mit den Kunstausstellungen. Ich ging schnell hinter einem Regal, als sich auch schon ein Bodyguard umdrehte und sich vor die Tür stellte, durch die ich gerade gekommen war.

Das war echt knapp. Ich wartete, aber er bewegte sich kein Stück von der Stelle. Also musste ich ihn versuchen abzulenken. Melissa stand auf einer angrenzenden Terasse und zündete sich eine Zigarette an. Ihr anderer Schatten stand neben ihr und behielt die Umgebung im Auge.

Ich fischte mir eine Münze aus meiner Clutch und warf sie in eine Ecke, in der der Bodyguard auf der Terasse nicht hinblicken konnte. Der Andere schaute sich bei dem Geräusch um, ging zu der Münze und hob sie auf. Das war meine Chance. Ich nahm meine Colt aus dem Waffengürtel und schlug ihm damit auf den Hinterkopf. Er sackte bewusstlos zusammen, ohne ein Geräusch zu verursachen.

Ich zerrte ihn hinter ein Regal in die hinterste Ecke, sodass er beinahe komplett von der Dunkelheit verschluckt wurde. Ein Glück, dass es niemand bemerkt hatte. Ich nahm die Münze wieder an mich und verstaute die Waffe wieder unter meinem Kleid.

Jetzt musste ich nur noch darauf warten, dass ich die Chance bekam auch den Anderen bewusstlos zu schlagen und Melissa zu töten ohne Aufmerksamkeit zu erregen.

Ich hockte mich hinter ein weiteres Regal, nahe der Terasse und wartete. Es verstrichen Minuten. Dann drehte sich Melissa um und trat in den Raum. „Wo ist Steve?”, hörte ich sie fragen. „Keine Ahnung. Er war vorhin noch an der Tür. Ich funke ihn mal an”, brummte der Bodyguard neben ihr. „Steve? Hier Brian. Wo steckst du?” Die Worte kamen auch aus dem Funkgerät, von dem bewusstlosen Mann in der Ecke. Verdammt, verdammt, verdammt. Ich hätte überprüfen sollen, ob er ein Funkgerät hat.

„Miss Arandale. Sie warten hier. Ich überprüfe das.” Das war meine Chance. Ich nahm meine Colt und schraubte schnell den Schalldämpfer drauf. Ich lugte aus meinem Versteck. Melissa stand allein mit dem Rücken zu mir gewand, während der Bodyguard das Regal erreichte, hinter dem sein Kollege lag.

Ich richtete meine Waffe auf Melissa, entsicherte sie und schoß. Eine Kugel traf sie. Es war ein Kopfschuss. Augenblicklich fiel sie tot um. Ich rannte auf die Terasse, sprang über das Geländer und versteckte mich um die Ecke und presste mich an die Mauer, ehe mich der andere Wachmann bemerkt hatte.

Nach einigen Sekunden lief ich zu dem Parkplatz und stieg in mein Auto. Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu verschwenden fuhr ich los. Ich fuhr aber nicht auf direktem Weg, falls ich verfolgt würde. Doch als ich mehrere Straßen gefahren war und es so schien, als hätte man mich nicht auf dem Schirm, fuhr ich nach Hause.

Zuhause entledigte ich mich der Kleidung und verstaute meine Waffen alle wieder ordentlich. Ich schrieb an meinen Auftraggeber eine Mail.

«Ziel eliminiert. Keine Schwierigkeiten. Werde für eine Woche pausieren.»

Kurze Zeit später kam auch schon eine Antwort.

«Gut gemacht. Werde mich nächste Woche melden. Geld ist schon auf deinem Konto.»

Ich löschte den Verlauf und machte es mir auf dem Sofa im Wohnzimmer bequem. Ich hatte es geschafft, ohne aufzufallen. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen.

Ich schaltete den Fernseher ein, um ein wenig abzuschalten. Es lief gerade irgendein Film. Aber ich achtete nicht auf den Inhalt. Erst als die Worte „Wir unterbrechen für eine Eilmeldung” kam, horchte ich auf.

„Am heutigen Abend wurde die Leiche von Melissa Arandale auf ihrer Spendengala gefunden. Unsere Reporterin Sabine ist vor Ort”, berichtete die Nachrichtensprecherin.

„Sabine. Konnten sie schon nähere Informationen sammeln?” „Miss Arandale wurde durch einen Kopfschuss getötet, so die Aussage der Wachmänner. Die Polizei hat bisher kaum Hinweise zum Täter. Ein Wachmann hat ausgesagt, dass es sich bei dem Täter um eine Frau handelt. Doch bevor, jemand handeln konnte, war sie schon verschwunden. Die Gäste sind sehr aufgewühlt, von dem aktuellen Ereignis. Die Polizei befragt gerade alle, ob jemand die Täterin  identifizieren kann. Aber es scheint so, als hätte niemand sie erkannt. Wenn näheres bekannt gegeben wird, melde ich mich”, sagte Sabine.

Hinter ihr konnte man die Gäste vor der Villa sehen. Zwischen ihnen liefen mehrere Polizisten und Wachmänner. Die zugedeckte Leiche wurde mit einer Trage in einen Krankenwagen gebracht.

Mit einem Grinsen schaltete ich den Fernseher aus. Ich bin echt verdammt gut. Ich sollte mich eigentlich hinlegen, aber ich war einfach noch zu aufgedreht, als das ich jetzt schlafen könnte.

Also zog ich mir eine Jogginghose und ein bauchfreies Top an und ging in meinen Fitnessraum.

Killerin - Lieben verboten?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt