Kapitel 11

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{Karins Sicht}:
Vollkommen aufgelöst kam ich nach hause und schmiss wutentbrannt die wohnungstüre hinter mir zu. Ich war wütend über Stefan, dass er nicht einmal über meine Idee nachgedacht hatte mit nach lemgo zu kommen und unserer Beziehung eine Chance gegeben hätte, aber irgendwie war es doch klar. Er lebt eben im hier und jetzt und nicht auch in der Zukunft. Aber am wütesten war ich über mich selber. Wie hab ich nur meine Absage vergessen können. Jetzt habe ich mich förmlich selber in die scheiße geritten. Sauer stapfte ich in die Küche und riss die gefriere auf. Eis, ich brauche sofort mein schokoeis schoss es mir durch den Kopf und griff nach der kleinen Box und einen löffel. Dann setzte ich mich im Wohnzimmer eingewickelt in einer Wolldecke auf mein Sofa und fing an das schokoeis gegen den liebeskummer zu löffeln. Immer wider schloss ich dabei meine augen und versuchte die letzten zwei Jahre zu realisieren, die jetzt plötzlich einfach so aus sein sollten. Sie spielten sich mehrere Minuten vor mir ab. Von dem Punkt an, als ich den Vollmer das erste mal sah, als er in das Lehrerzimmer gestürzt kam und ich gerade meinen neuen Kollegen vorgestellt wurde über unseren ersten Kuss im Materialraum, der eigentlich nur zur Deckung zweier Schüler diente, dann unseren ersten richtigen Kuss, auf den noch viele weitere folgen bis hin zu unserem ersten mal, dann als wir auf der Brücke im regen zusammen kamen eine Beziehung mit vielen Hochs und Tiefs führten, dann die Trennung am Abschlussball des alten g-kurses und daraufhin die Sehnsüchte und Spannungen die zwischen uns lagen und sich im Restaurant auf dem Klo entladen. Nicht zu vergessen die sache mit dem heruntergefallen Karton und dann als wir wieder zusammen kamen, was allerdings wieder im Desaster mit der Trennung hier endete. Nun kam ich am ende an und erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, wie intensiv mein Verhältnis schon immer zum vollmer war. Wir können einfach nicht ohne einander, aber irgendwie müssen wir das jetzt schaffen. Es ist entgültig aus!
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Die letzten zwei Wochen vergingen wie im Flug. Ich bin schon zwei mal nach lemgo an den Samstagen gefahren um mir meinen neuen Arbeitsplatz und die Wohnung an zu sehen. Die letzten Sachen waren gepackt und auch wenn Barbara und Karl überhaupt nicht glücklich mit der Situation waren, dass ich jetzt wirklich gehe halfen sie mir sehr. Meine Stunden an der gsg waren gezählt und Stefan und ich wechselten nur noch das nötigste, es tat einfach zu sehr weh. Mitlerweile sind die letzten beiden Stunden des Halbjahres angebrochen und diese bestanden aus der Zeugnissausgabe. Schon den ganzen tag hatte ich einen riesen Klos in meinem hals, der einfach nicht weg gehen wollte. Mit gesenktem Kopf lief ich zurück in das Lehrerzimmer um meine restlichen Sachen, die schon fertig in einem Karton gepackt waten zu holen, damit ich schnellstmöglich hier weg kam. Ich war ganz froh darüber, dass niemand bis jetzt dort war, doch irgendwie war es auch komisch, denn das Lehrerzimmer bei all den Lehrern einmal leer vor zu finden kam nicht wirklich oft vor. Ich dachte mir dann aber nichts weiter dabei. Auch nicht, dass auf den gängen keine Schüler oder sonstige Personen standen. Ich lief mit einem gegnickten Tunnelblick ein letztes mal hinaus. Gerade als ich die letzte Türe hinter mir ließ passierte es jedoch. Ich staunte nicht schlecht, als plötzlich alle Schüler und Lehrer vor mir auf dem Schulhof versammelt standen und eine loalawelle nach der anderen los ließen. Karl hatte die Musik aufgedreht und Rose stand ganz vorne um mich in den Empfang zu nehmen. Es war schön zu sehen, dass sie an mich dachten und versuchten mich etwas auf zu heitern. Der Anblick ließ ein paar Tränen in meine augen schießen, dies überspielte ich jedoch sehr gut. Ich bedankte mich noch einmal bei allen, doch dann fiel mir auf, dass nicht alle da waren. Einer fehlte... wo ist der Vollmer schoss es mir durch den Kopf. Ich war enttäuscht, dass er nicht da war, doch was sollte ich machen. Wäre ich in seiner Situation gekommen? Ich glaube nicht, ich hätte es selber auch nicht aushalten können, nicht vor den Schülern und anderen Lehrern. Es hätte mir genauso weh getan. Ja es tut verdammt weh ihn zu verlassen und ich spürte das verlangen nach ihm, seinen Geruch, die Nähe, die Geborgenheit und wärme. Diese Gedanken ließen noch mehr Tränen in meine augen schießen, sodass ich kurzerhand mich von der tobenden Menge los seilte und in den altbekannten materialraum rannte. Dort setzte ich mich wie ein häufen Elend auf den tisch und ließ meinen Tränen ihren freien lauf. Doch plötzlich spürte ich eine warme Hand auf meiner schulter. Schnell drehte ich mich vor Schreck um und als ich realisierte, wer da gerade hinter mir stand flüsterte ich nur mit halb gebrochener stimme ein "Stefan." "Karin", entgegnete dieser und dann fielen wir uns schon in die arme. Er versuchte mich zu trösten, indem er mir immer und immer wieder über meinen Rücken strich. Zu wissen, dass er da ist ließ mich etwas ruhiger werden. "Das ist nicht das ende", hauchte er in mein Ohr. "Es geht weiter", fuhr er fort und sah mir dabei tief in die Augen. Ich legte noch einmal meine Hand auf seine Brust um sein Herzschlag zu spüren. Noch einmal schoss es mir durch den Kopf, während wir so verharrten. "Versuch mich zu vergessen", flüsterte ich leise. "Niemals karin, du wirst für immer da sein", sagte stefan voller Überzeugung während er seine Hand auf meine legte, die noch immer auf seiner Brust lag. Unsere Finger umschlossen sich und wieder sahen wir uns einfach nur minutenlang in die Augen. "Na dann ist es jetzt wohl Zeit Abschied zu nehmen", versuchte ich vernünftig und stark zu sagen, nachdem ich wieder aus meiner Trance erwacht war. "Mmh", senkte Stefan seinen Kopf um mir nicht in die Augen schauen zu müssen. "Ich wünsche dir alles gut", meinte er noch zu mir, bevor er sich umdrehte und versuchte aus den Raum zu gehen. Doch nach etwas mehr als einem Meter blieb er stehen, denn was wir nicht bedachten war, dass noch immer unsere Hände fest umschloss waren. Er sah mich an und dann sagte er: "Noch einmal", und schon lagen wir uns küssend in den armen. Der Kuss war so intensiv, so leidenschaftlich und Verlangend zugleich. Fest geschlossen hielte ich meine augen um den Moment zu genießen. Um den Geschmack seiner Lippen in mit auf zu nehmen, um ein letztes mal ihn zu spüren und zu wissen, dass er da ist. Noch einmal etwas aus meinem alten leben zu machen, bevor ich es Hinter mir ließ um mein neues Leben in Lemgo zu beginnen. "Niemals werde ich dich vergessen können und es ist auch das letzte was ich möchte", hauchte er in den Kuss hinein um mir seine Aussage noch einmal zu bestätigen. "Ich möchte, dass du glücklich wirst", sagte er indem er mir tief dabei in die Augen sah. Dann fuhr er ein letztes mal mit seinem Zeigefinger über meine wange um die Tränen zu trocknen, bevor er entgültig aus meinem Sichtfeld hinter der sich schließenden Türe verschwand. Nun ist alles vorbei, schoss es mir durch den Kopf. "Er ist weg, ich habe ihn verloren, ich habe versagt", stockte meine stimme, während ich auf dem Tisch sitzend mit meinen Händen am Kinn im Schoß aufgestützt heulend zusammen brach.

Hey😊 Ich melde mich auch mal wieder:) Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber ich war in der letzten Woche im Urlaub🙈
Hoffe euch gefällt das Kapitel. Ich würde mich sehr über ein paar Votes oder auch den ein oder anderen Kommentar freuen❤

Der Lehrer ~ Herz über Kopf VS. Kopf über HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt