Prolog

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Vier Jahre vorher:

Frustriert aber auch glücklich blies ich die schon etwas kältere Luft Londons aus meiner Nase. Ich hätte früher nie gedacht, dass ich so reagieren würde, wenn meine eigene Mutter, die Einzige aus meiner Familie, nicht zu meinem College Abschluss kommen würde. Doch ich hatte es verwunderlich gut aufgenommen, als die Assistentin meiner Mutter es mir heute am Telefon gesagt hatte.

Ein Tag vor der Zeremonie.

Doch ich hatte Jahrelange Übung gehabt nicht auf meiner Mutter zu bauen und es wunderte mich auch diesmal nicht, dass ich von meiner Mutter enttäuscht wurde. Ich meine, zu meinem Highschoolabschluss kam sie auch nicht. Mein Vater würde auch nicht kommen, ich kannte ihn nicht mal. Geschwister hatte ich auch nicht und ich bezweifelte , dass meine Cousins und Cousinen aus Amerika extra für meinen Collegeabschluss nach England fliegen würden. Nur meine damalige Nanny Nancy, die jetzt zu meinen engsten Vertrauten gehörte, würde kommen. Sie war ein paar Jahre älter als ich und hatte einen ziemlich erfolgreichen Klamottenladen in New York. Wenigstens konnte ich auf sie zählen.

Ich schaute auf das übergroße Footballfeld mit der Tribüne, wo morgen die Zeremonie stattfinden sollte. Es war schon Abend und die Sonne war schon längst hinter den Bäumen verschwunden. Ich stand am Eingang, dort wo die Spieler bei ihren Spielen immer voller Enthusiasmus raus rannten und die große Menge begrüßten. Verstehen konnte ich die jubelnde Meute schon, da uns das Team schon 3 Mal hintereinander, wie auch dieses Jahr, den Sieg gebracht hatten, doch ich war nicht wirklich ein Fan. Ich saß gerne un meinem Zimmer am Campus und lernte oder las einer meiner vielen, zu vielen, Bücher. Schon meine ganze Kindheit lernte ich. Wie hätte ich es auch sonst zu einem IQ von 133 geschafft? Auch wenn ich das eher für mich behielt. Und nein, ich trug keine Brille, nur zum lesen. Und ich war kein schüchternes, kleines, hilfloses Mädchen, zumindest jetzt nicht mehr.

"Hey, du da!" rief eine Stimme hinter mir und erschreckte mich. Von was ich aus seiner Stimme heraus erkennen konnte, war es ein junger Mann, wahrscheinlich in meinem Alter. Ich antwortete nicht, er würde schon irgendwann wieder weggehen.

Tja. Falsch gedacht.

Ich hörte Schritte, die näher kamen und rollte mit den Augen. "Lass mich in Ruhe" meinte ich, als er neben mir stehen blieb. Ich hatte nicht wirklich die Stimmung nach rechts, wo der Typ war, zu sehen und blickte einfach weiter in den immer dunkler werdenden Himmel und versuchte den Typen wenigstens zu ignorieren, doch das stellte sich schwerer als gedacht, als er mich im nächsten Moment an der Schulter tippte.

"Was ist?!" rief ich frustriert und drehte mich wiederwillig zu ihm um. Die nächsten unschönen Worte blieben mir im Hals stecken als ich in die braunen Augen eines jungen Mannes sah. Er war, wie vermutet, in meinem Alter, gut gebaut und hatte ein nettes Lächeln im Gesicht.

"Was machst du hier, im Dunkeln, allein?" fragte er.

Das nette Lächeln verschwand kurze Zeit später als er realisierte, dass ich nicht zurücklächeln würde. Er schien zu warten, dass ich antwortete. Darauf konnte er lange warten. Ich hatte keine Lust zu reden und ich würde es auch nicht tun.

"Ich bin Jace"

"Schön für dich, Jace" meinte ich und sah für ein paar Sekunden wieder zu ihm auf. Er war fast zwei Köpfe größer als ich und er sah zugegebener Weise ziemlich gut aus. Doch das tat hier fast jeder Junge. Nur ich hatte ihn hier noch nicht gesehen. Ich ging nicht oft auf Partys oder lernte neue Leute kennen. Es hätte sich sowieso nicht gelohnt, da ich nachdem ich meinen Abschluss hier in der Tasche hatte, zurück nach Amerika fliegen würde, um dort die Firma mit meiner Mutter zu leiten.

"Bist du oft hier?" fragte er

Versuchte er gerade ein Gespräch mit mir zu führen?

"Ziemlich billiger Spruch, Dude" kommentierte ich und holte eine Zigarettenpackung aus meiner Hosentasche heraus, griff mir eine Zigarette und steckte die Packung wieder zurück an ihren Platz.

Jap ich rauchte. Auch wenn ich in Einzelheiten wusste was das Nikotin mit meiner Lunge machte, konnte ich nicht aufhören.

"Ziemlich ungesund" hörte ich den Typen sagen.

Ich ging nicht darauf ein. Wo er recht hatte, hatte er recht. Er tat mir schon leid, ausgerechnet mich hier als Gesprächspartnerin vorzufinden. Ich war nicht leicht, wenn ich einfach meine Ruhe haben wollte.

"Ich hab dich hier noch nie gesehen" meinte er. "Bist du neu?"

"Ich habe morgen meinen Abschluss" antwortete ich und versuchte wenigstens etwas netter zu klingen.

"Ich auch"

Dann war es wieder still. Nur das leichte wehen der Blätter an den Bäumen war zu hören. Der Rauch der Zigarette wehte davon und ich schaute zu. Die Präsenz des Typen konnte ich nicht ignorieren und das nervte mich tierisch, dass ich sogar hier nichts zu entscheiden hatte.

"Hör zu" fing er wieder an und ich drehte mich leicht zu ihm. "Das hier ist eine Wette zwischen meinen Freunden und mir. Ich brauche deine Nummer, als Beweis. Bekomme ich sie?" fragte er.

Ich weiß nicht was ich jetzt am liebsten machen würde. Einfach nach Hause gehen, weinen, dass ich vollkommen alleine bin oder ob ich an diesem Typen meine Wut auslasse sollte. Ich wusste nicht mal mehr was ich sagen sollte und starrte den Typen namens Jace einfach nur an. Er hob seine Augenbrauen und sah mich fragend an. "Also, krieg ich sie jetzt oder nicht? Schreib einfach irgendwelche Zahlen auf" meinte dieser.

Ich erwachte aus meiner kleinen Starre und lächelte, schmiss meine Zigarette auf dem Boden, trat kräftiger als nötig noch mal drauf und und drehte mich um.

"Hey warte, krieg ich sie jetzt also nicht?" rief er fragend hinter mir her. Ich ging einfach weiter, ich wollte einfach nur noch von dort weg.

"Hey, warte! Es tut mir leid, okay?"

Ich hörte Schritte hinter mir und fing an etwas schneller zu gehen, ach was ich sprintete schon fast. Doch er war wohl schneller als ich und kam vor mir zum Stop, so dass ich abrupt halten musste. "Wirklich. Tut mir leid. Normalerweise tue ich sowas nicht, die Mädchen kommen sonst immer zu mir" meinte er lächelnd und fuhr sich durch die braunen, leicht welligen Haare.

Aha.

"Wie heißt du?" fragte er kurz darauf.

Ich entschied mich für die beste Antwort für die Frage.

Ich lächelte. "Leck mich" schnaubte ich und ging.


Das erste Kapitel und gleichzeitig ein verspäteter Dank für die 1 Millionen Reads bei meiner Geschichte "Mein Chef und unser Baby". Und nun möchte ich eure Meinung zum ersten Kapitel hören :)

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