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Amanda war beunruhigt. Harry hatte sich den ganzen Tag nicht gemeldet, und dabei war doch heute ihr Jahrestag.

Gedanken wie Harry hat es vergessen, Harry hat es verdrängt oder Harry hat sich aus dem Staub gemacht, damit dieser Tag nie Realität wird durchkreuzten ihren Kopf. Sie ging aufgeregt in ihrem Zimmer auf und ab.

Und was, wenn es gar nicht an Harry lag?

Es könnte ihm genauso gut etwas zugestoßen sein. Er könnte in einen Unfall geraten sein, wer weiß, vielleicht sogar in einen Autounfall. Oder aus dem Fenster gefallen sein. Oder gestolpert und ins Krankenhaus gekommen sein.

Gott, was ihm Alles zugestoßen sein könnte!

Amanda wurde fast krank vor Sorge. Genau in dem Moment bekam sie eine SMS von Harry, in der stand, dass sie vor die Haustür kommen sollte.

Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Erleichtert und lächelnd schaute sie in den Spiegel, fuhr sich einmal, zweimal durch die Haare und stellte sicher, dass Nichts zwischen ihren Zähnen steckte. Dann hüpfte sie fröhlich die Stufen zur Haustür hinunter und gab ihrer Mutter Bescheid, bald wieder Zuhause zu sein.

Sie öffnete die Tür und blickte auf einen strahlenden Harry mit einem Strauß ihrer Lieblingsblumen in der Hand. Lilafarbene Iris. Ihre Mutter hatte ihr immer erzählt, dass diese Blumen gute Nachrichten ankündigen, neben unbändiger Energie, die sie ausstrahlen. Amanda war keine gewöhnliche Rosenliebhaberin, sie fand die Iris schon immer faszinierender.

Grinsend lief sie auf ihn zu und fiel ihm in die Arme. Er erwiderte ihre Umarmung genauso stürmisch und eine lange Zeit standen beide da, genossen den Moment. Dann trafen sich ihre Blicke und sie starrten einander kurz an, bevor sie sich mindestens genauso lange küssten, wie sie sich umarmt hatten.

„Alles Gute zum einjährigen Jubiläum", murmelte Harry gegen Amandas Lippen.

„Dir auch", versicherte Amanda ihm und löste sich von ihm. Er übergab ihr die Blumen und sie bedankte sich mit einem weiteren Kuss.

„Die sind wunderschön." Sie lächelte und schaute die Blumen eine lange Zeit an.

„Genau wie du." So wie Amanda die Blumen anstarrte, nur noch intensiver und verträumter, betrachtete Harry sie. Beide konnten ihr Glück gerade nicht in Worte fassen, also schwiegen sie.


Schon kurze Zeit später waren Harry und Amanda in einem Park in der Nähe. Sie lagen auf dem Gras, Amanda in Harrys Armen. Es war nichts besonderes, etwa wie Disneyland oder eine Reise nach Hawaii, doch keinen der beiden störte es. Solange sie bei einander waren, war die Welt perfekt.

„Du machst mich so glücklich", gestand Harry, „es ist schon verrückt. Ich dachte, ich könnte nie wieder glücklich werden, bevor ich dich kennengelernt habe. Es war wie eine dunkle Zeit in der ich mich befand. Aber jetzt... Jetzt weiß ich, dass die wahre Liebe kein Mythos ist. Dass sie wirklich existiert, und sogar, ohne nach ihr zu suchen. Oder ich habe nach ihr gesucht, wer weiß. Vielleicht saß ich ja damals am Tisch in der Schulcafeteria und meine Sinne waren nur damit beschäftigt, meine wahre Liebe zu suchen, da ich in so einer schwierigen Situation war. Keine Ahnung. Auf jeden Fall würde ich nichts an meiner Vergangenheit ändern. Ich bin so dankbar, dass ich dir begegnen durfte. Ich liebe dich, Amanda. Du machst mich so glücklich."

Amanda hatte Tränen in den Augen. Sie war sprachlos. Sie wusste weder, was sie auf diese unglaubliche Rede erwidern sollte, noch, wie sie diese toppen könnte. Was in aller Welt gab es nach diesen schönen Worten noch zu sagen?

Motel | stylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt