2o15
„Jasmine! Jasmine!" Immer und immer wieder rief er ihren Namen. „Jasmine!"
Er war losgelaufen, aus derselben Tür wie Jasmine es getan hatte, geradeaus. Er suchte jedes noch so kleine Anzeichen dafür, dass Jasmine in diese Richtung gelaufen war. Er suchte nach Fußspuren, sonstigen Abdrücken, Kleidungsstücken, Schmuck. Irgendwie musste er sie doch finden können.
„Jasmine!"
Aus weiter Ferne konnte Jasmine ein Geräusch ausmachen. Vielleicht war es auch nur Einbildung, oder ihre inneren Dämonen. Sie blieb trotzdem auf dem nassen Rasen sitzen.
Immer und immer wieder machte sie sich Vorwürfe. Sie dachte, dieses eine Mal hätte es wahr sein können. Das sie wirklich eine Person im Leben gefunden hatte, die ihr zuhörte, und die sie irgendwie verstand. Doch es schien so, als seien alle gleich.
Als wären alle nur ignorante Egoisten, die nach ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen handelten.
Ihr tat alles weh. Ihre Beine schmerzten, da sie mehrere Male umgeknickt war, ihre Arme, einfach alles. Dazu kam der unerträgliche psychische Schmerz.
Harry lief so schnell er konnte, er schien fast zu fliegen. Zwischendurch fiel er über Baumwurzeln oder stieß sich an Ästen. Er war nassgeschwitzt, seine Haare klebten in seinem Gesicht.
„Jasmine!" Seine Stimme brach, er bekam keine Luft mehr. „Jasmine", keuchte er ein letztes Mal, bevor er sich auf seinen Knien abstützte.
Er hatte das Gefühl, dass er in die ganz falsche Richtung lief.
Jasmine raufte sich die Haare. Es tat so weh.
Sie vermisste Harry jetzt schon.
Ja, er war ein Mörder. Trotzdem sehnte sie sich nach ihm. Sie hatte ihn ganz anders kennengelernt. Er war geheimnisvoll und mysteriös, doch nicht im negativen Sinne. Ganz schnell war das Eis zwischen ihnen gebrochen und er hatte seine verletzliche, gebrochene Seite gezeigt. Er hatte ihr auch zu sehen gegeben, dass ihm etwas an ihr lag. Zwischen ihnen herrschte etwas ganz besonderes.
Sie hätte nicht im Traum erahnen können, dass so etwas wahr wäre.
Irgendwie hatte sie auch keine Angst von ihm. Er hatte jemanden umgebracht - er war also gewalttätig und zu unmenschlichem fähig. Doch wieso verspürte Jasmine dann nichts außer Wohlbefinden bei ihm?
Nicht mal in der Sekunde, in der er es ihr verraten hatte.
Wieso war sie dann überhaupt weggelaufen?
Harry rappelte sich wieder auf. Er durfte nicht aufgeben. Komme was wolle.
Jasmine war die Erste in seinem Leben, die ihn nicht von sich wegstieß. Die anhörte, was er zu sagen hatte, und versuchte, ihn zu verstehen. Sie war so behutsam mit ihm umgegangen und zum ersten Mal seit Jahren etwas in ihm erweckt. Sie war wie ein Rettungsring, an dem er sich festhalten konnte, der ihm half und ihn in Sicherheit bringen würde.
Bis jetzt. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie ihn verlassen hatte.
Doch das würde er nicht zulassen. Er würde sie suchen und sie finden.
Es war der Schock. Es war ganz klar der Schock, der Jasmine hatte weglaufen lassen.
Immerhin, wann erfuhr man denn schon so nebenbei, dass sein Gegenüber ein Mörder war?
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Motel | styles
FanfictionJasmine Cooper ist auf dem Weg nach Hause und stößt zufällig auf ein verlassen aussehendes Motel, welches ihr gerade recht kommt. Sie entscheidet sich, die Nacht dort zu verbringen. Doch was sie nicht ahnt, ist ein überaus mysteriöser Besitzer, der...