2o13
„Harry? Bist du da? Kommst du eben in die Küche?" Katrinas Stimme war ganz sanft und doch bestimmend. Harry war gerade angekommen, da Katrina ihn angerufen hatte. Sie hatte etwas dringendes mit ihm zu besprechen und das wollte sie ihm persönlich sagen, also fuhr Harry kurzerhand zu ihr. Er war seit einiger Zeit ausgezogen, da es ihm falsch vorkam, den ganzen Tag an seiner Tante zu hängen und sie mit seinem passiven Verhalten zu beunruhigen. Mit 19 Jahren musste sie gewiss nicht mehr auf ihn aufpassen, auch wenn sie es gerne tat, und war einverstanden. Sie bestand jedoch darauf, seine Mietkosten zu bezahlen, und Harry konnte es ihr nicht abschlagen.
„Klar", murmelte Harry, mit trübem Gesichtsausdruck in die Küche kommend. Seine Miene war schon lange dieselbe. Er ließ seine Emotionen einfach nicht an ihn herankommen. Er verschloss sie alle tief in seinem Herzen, sie sollten nie wieder ans Tageslicht kommen. Wer weiß, was dann passieren würde.
Harry wusste nur, dass er etwas derartiges nicht ertragen könnte.
Die Gefühle, die negativen Gefühle vor allem, würden ihn komplett einnehmen und über ihn bestimmen. Sie würden ihn verspeisen und er würde durch und durch unausstehlich werden. Und er hatte noch genug Verstand, um zu wissen, dass er dies nicht zulassen konnte.
Also schützte er sich selbst und sein Umfeld mit dieser Entscheidung.
„Es sieht so aus ...", Katrina verlor sich kurz und kniff die Augen zusammen, „Hier steht, dass deiner Mutter ein Motel gehört hat." Sie selbst zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Harry schaute sie nur überrascht an.
„Ich wusste nie von einem Motel."
„Sie anscheinend auch nicht. Ich habe hier diesen Brief in der Kiste der Sachen deiner Mutter gefunden. Ich weiß, ich sollte das nicht tun und wir wollten auch nicht mehr über sie sprechen ... Er ist jedenfalls schon ziemlich alt. In ihm steht, dass dieses besagte Motel rechtlich deiner Mutter gehört. Er war noch verschlossen, also hat sie ihn wohl auch nie gelesen ..."
„Ein Motel? Wieso? Was hat das zu bedeuten?"
„Ich weiß nicht. Auf jeden Fall, seit dem sie ...", Tante Katy biss sich auf die Unterlippe.
„Anscheinend gehört es dann ja dir."
Harry sah vom Boden auf.
„Mir? Ein Motel? Was soll ich denn mit einem Motel?"
Katrina zuckte mit den Schultern. „Es ist deines, du kannst damit tun und lassen was du willst."
Keine Stunde später war Harry bei der Adresse, die auf dem Brief stand, angekommen. Es sah jedoch längst nicht mehr aus wie ein Motel.
Die Fenster waren größtenteils zerschlagen, die Fassade heruntergekommen und die Tür eingeschlagen. Umher guckend betrat er das Gebäude und schaltete die Lampe seines Mobiltelefons ein. Staub hatte sich hier über die Jahre gesammelt, Ratten und Mäuse hatten sich eingelebt. Der Boden quietschte unter seinen Füßen.
Trotzdem fand Harry, dass das Gebäude Potenzial hatte. Es hatte einen bestimmten Charakter und Harry fühlte sich auf eigenartige Weise verbunden mit diesem Ort.
Er spazierte eine Weile durch die Zimmer und begutachtete jedes einzelne. Er prüfte die Strom- und Wasserversorgung, die, wie durch ein Wunder, vorhanden war.
Sein erster Eindruck war kein besonders guter, jedoch dachte er sich, dass man mit ein bisschen – vielleicht mehr als ein bisschen – Renovierung dem Motel wieder etwas Glanz verleihen konnte.
Also steckte Harry all sein Erspartes in eine Totalrenovierung des Gebäudes. Schließlich war es wie ein Erbe seiner Mutter, das er ehren wollte. Es war eine Ablenkung für ihn, ein Ziel, das er erreichen wollte. Er gab sich besonders Mühe und beschäftigte seinen Körper und Geist.
Das Ergebnis war anschaulich, meinte Harry selbst. Er war stolz und zufrieden. Auch Tante Katy fand es gemütlich und lobte Harry. Als er seinen fertigen Besitz sah, kam ihm eine Idee. Da es ihm gehörte, wieso sollte er dann nicht auch dort einziehen?
Tante Katy stimmte unfreiwillig und nur halbherzig zu, denn auch wenn das Motel nicht weit entfernt war, war es ihr ungeheuer. Es war groß, fast schon zu groß für Harry allein – doch er schlug vor, seit dem es renoviert war, wieder ein richtiges Motel daraus zu machen. Harry war kein Geschäftsmann, gewiss nicht, doch es fühlte sich richtig an.
„In Ordnung", hatte Tante Katy gesagt, „versuch es. Ich hoffe nur, dass du dich damit über Wasser halten kannst und nicht Bankrott gehst."
Und Katrina war beeindruckt, als Harry genug verdiente, um seinen richtigen Job zu kündigen. Er hatte sogar genug, um einen Angestellten einzustellen, doch er entschied sich dagegen. Alleine lief es gut, er brauchte keinen weiteren an Board. Manchmal, nur manchmal, fühlte er sich so einsam, dass er einen Kameraden schätzen würde, doch dieser Gedanke verflog schnell.
Mit der Zeit veränderte sich doch so einiges und weniger Kunden besuchten das charmante Motel am Stadtrand. Vielleicht, da er entdeckt hatte, welche Vorzüge er sich aus den Umständen entnehmen konnte.
=
Hi
:)
Motel wird bald ein Jahr alt ( :O ) und ich kann nicht glauben, dass es schon 22+K erreicht hat... Wow. :)
Frage: Welche Vorzüge hat Harry durch das Motel?
Ich danke euch. ♥
With love, Michelle.
[17.o8.2o16]

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Motel | styles
FanfictionJasmine Cooper ist auf dem Weg nach Hause und stößt zufällig auf ein verlassen aussehendes Motel, welches ihr gerade recht kommt. Sie entscheidet sich, die Nacht dort zu verbringen. Doch was sie nicht ahnt, ist ein überaus mysteriöser Besitzer, der...