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Was hast du nur getan?

Wie konntest du so etwas anstellen?

Jasmine führte einen Inneren Kampf auf der Damentoilette. Sie betrachtete sich im Spiegel und stützte ihre Hände auf dem Waschbecken ab. Sie blickte ihrem Spiegelbild voller Scham in die Augen.

Du bist ein schrecklicher Mensch.

Das hat er nicht verdient.

Sie spürte jegliche Art von Gefühlen – außer Reue. Sie bereute gar nichts.

Sie atmete einmal tief aus, stolzierte dann wieder zum Tisch, zu Harry.

Zu Harry.

„Bin wieder da", murmelte sie und lächelte halbherzig. Er erwiderte das Lächeln, jedoch echter als sie.

„Alles in Ordnung?" Verwundert und bestürzt sah er sie an. Wenn wirklich irgendetwas mit ihr sein sollte, wüsste er nicht wie er mit ihr umgehen sollte. Er hoffte, er hoffte wirklich, das alles in Ordnung war.

„Klar", hauchte sie nur und trank ihre Sprite zu Ende. Sie lehnte sich zurück und versuchte überall hinzusehen, außer zu Harry.

„Okay", sagte er nur extrem leise, mehr zu sich selbst. Er sah ebenfalls nach draußen, regelmäßig jedoch zu Jasmine.

„Bist du... Fertig? Also, möchtest du gehen?"

„Ja!", antwortete sie, vielleicht etwas zu schnell. „Ich meine, wenn du auch möchtest." Sie lächelte und wurde rot. Wieso muss ich mich gerade jetzt so eigenartig benehmen?

Harry lachte leicht und hoffte, somit die Stimmung zu erleichtern und wieder angenehmer zu machen. Die Eigenartigkeit verschwand trotzdem nicht, da Jasmine weniger als sonst redete.

Sie spazierten aus dem Restaurant. Harry hatte seine Hände in seinen vorderen Hosentaschen vergraben und den Blick auf den Boden gerichtet. Ihn hatte eine plötzliche Unsicherheit gepackt, mit der er nicht umzugehen wusste. Er war sichtlich überfordert mit der Situation und das ärgerte ihn. Er musste kurz in sich gehen und sich beruhigen. Jasmine hingegen ging aufrecht und ihre Augen lagen auf Harry.

Sie wollte ihn nicht anstarren, doch sie konnte nicht anders. Ihr war noch gar nicht aufgefallen, dass er nicht nur schwarz trug. Die Male, die sie ihn im Motel gesehen hatte, hatte er immer schwarze Kleidung an. Jetzt trug er ein dunkelblaues Hemd, einen grauen Mantel und eine schwarze Beanie.

Harry wusste nicht, wieso er, zum gefühlten ersten Mal in mehreren Jahren, seine farbigen Klamotten trug. Sonst verließ er das Motel auch nur in schwarz – es überraschte ihn, dass er überhaupt Anziehsachen in anderen Farben besaß.

Es kam ihm diesmal einfach richtig vor.

Jasmine gefiel es.

Gerade als Harry zu ihr gucken wollte, stolperte sie. Unglücklicherweise verlor sie ihr gesamtes Gleichgewicht und stellte sich innerhalb Millisekunden darauf ein, mit dem warmen Asphalt Bekanntschaft zu machen. Harrys Reflexe waren schnell genug, sodass er es schaffte, sie ein paar Zentimeter vor dem Boden aufzufangen. Gemütlich landete sie in seinen starken Armen und blickte ihm tief in die Augen. Vor Aufregung klopfte ihr Herz wie verrückt und sie klammerte sich an Harry. Dieser atmete schwer und starrte zurück.

„Huch, das ist ja noch einmal gut gegangen", flüsterte er, direkt vor ihrem Gesicht. Benebelt und aus der Bahn geworfen starrte sie einfach weiter. Ihr Kopf konnte nicht klar denken.

„J-Ja", stotterte sie und konnte nicht anders, als auf seine Lippen zu gucken. Seine Augen lenkten sich von selbst, wie Magnete, ebenfalls immer wieder zu ihren Lippen.

Motel | stylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt