Kapitel 19

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"Natürlich." Bevor ich hoch in sein Gesicht schauen konnte, war das Licht bereits aus und ich hörte wie er sich langsam meinem Bett näherte nachdem er die Rolläden herunter gelassen hatte.
"Wo soll ich schlafen?"

Oh, daran hatte ich noch gar nicht gedacht.

"Naja, also..." Mein Bett bewegte sich unter seinem Gewicht, sodass ich es sofort spürte, als er sich setzte.

Zum Glück war es dunkel, ich war mir nämlich ziemlich sicher das mein Gesicht vor Hitze glühte.

Ich war wahrscheinlich übermüdet das und deshalb nicht mehr zurechnungsfähig, aber ich schlug kurzerhand meine Bettdecke zurück.

Nach einem Moment in dem ich es rascheln hörte, schlüpfte er unter die Decke und legte sich neben mich. Ich rutschte ein wenig weg von ihm, zum einen um ihm mehr Platz zu geben und zum anderen um einen Gewissen Abstand zu wahren.

Meine Augen fielen mir bereits schwer zu, und ich merkte wie mich die Müdigkeit überfiel.

Ich hörte ihn noch "Gute Nacht" sagen. Worauf ich mit einem undefinierbaren Geräusch antwortete.

Ich zwang meinen Mund zu einem geflüsterten "Danke" danach war ich schon weg.

°°°

Ich rannte und rannte, im Blick, immer den mir schmerzlich bekannten Jungen mit dem hellbraunem Wuschelhaar und den blauen Augen mit goldenen sprenkeln. Ich rannte auf ihn zu, streckte meinen Arm in seine Richtung, und bekam endlich seinen Arm zu fassen. Mit einem sanften lächeln begegnete er meinem Blick und erkennen blitzte in ihnen auf. Ich wollte ihm in die Arme fallen, doch plötzlich stand er nicht mehr vor mir.

Schmerz überall schmerz. Mein ganzer Körper und meine Seele bluteten, meine Gedanken waren erfüllt von bewegten Bildern, seines schmerzverzerrten Gesichts. Von Erinnerungen, die es gar nicht gab.

Plötzlich waren da Bilder, eines Jungen, der sich suchend im Wasser drehte, Wassertropfen flogen ihm um das Gesicht und liefen über seine Stirn bis hinunter zu seinem Kinn, um dort zurück in das Wasser zu tropfen.

Bilder eines Jungen mit einem kleinen süßen Hund an seiner Seite.

Und Bilder eines Jungen der mich in seinen Armen hielt.

°°°

Mit schreckgeweiteten Augen tastete ich um mich und spürte unter meinen hektischen Handbewegungen mein Bett und ... Haut.

Haut? Mein Kopf fuhr herum. Und ich sah direkt in Blaue Augen mit goldenen sprenkeln. Sie schienen in der Dunkelheit förmlich zu leuchten.

Ich sah seine Mundbewegungen, hörte jedoch lediglich meinen eigenen Herzschlag in meinen Ohren pochen.

Seine Hand an meiner Wange wischte die laufenden Tränen weg.

Doch als er sah das ich mich nicht beruhigte zog er mich in seine starken Arme und ich verspürte ein merkwürdiges Gefühl der Erleichterung.

"Pscht, es ist alles in Ordnung, es war ein Traum. Nur ein Traum."

Beharrlich fing ich an meinen Kopf zu schütteln.
Ich war verwirrt, müde und total neben der Spur.

"Du-Du,... Ich kenne dich." Meine Hände zitterten und ich wusste nicht warum.

Verwirrung breitete sich auf seinem hübschen Gesicht aus.

Natürlich kannte ich ihn, er lag ja auch neben mir.

"Du, du kamst mir die ganze Zeit bekannt vor." Tränen kullerten mir über die Wangen, als ich mich an das Herzzerreißende Gefühl aus den Träumen erinnerte.

Langsam wurde mein Kopf immer klarer. Der Nebel der meine Gedanken getrübt hatte verflüchtete sich nach und nach.

Wenn meine Träume mir Liam gezeigt hatten bevor ich ihn kannte... Wenn meine Träume wussten das ich ihn kennen lernen würde und das wir Freunde werden würden. Dann könnten sie mit dem schrecklichen Gefühl auch Recht haben.

Und ich wollte nicht Fallen.
Ich konnte einfach nicht.
Ich gab mich gerne mutig und ich fühlte mich manchmal auch ziemlich stark. Doch seien wir mal ehrlich, ich war es einfach nicht.

Ich hatte sogar Angst vor einer Beziehung, bevor ich überhaupt eine hatte. Und das bloß weil ich schlechte Erfahrungen durch meine Umgebung hatte und weil ich bestimmt unter Verlustangst litt.

Mir fiel Liam wieder ein, der mich während ich schweigend Nachdachte, die ganze Zeit mit gerunzelter Stirn beobachtet hatte.

Als er meinen Blick auffing, forderte er mich stumm, zu einer Erklärung, auf.

"Ich habe dich in meinen Träumen gesehen." Flüsterte ich, und als ich merkte das er mein Problem nicht Verstand, sprach ich weiter.
"Bevor ich dich kennen gelernt habe, ich habe dein Gesicht klar und deutlich gesehen, wie ich es jetzt auch sehe." Seine Mimik blieb unergründlich und ich fragte mich ob er mich für durchgeknallt hielt.
Selbst ich zweifelte an meinem Geistigen Gesundheits Zustand.

Es war einfach so merkwürdig... Wie konnte ich sein Gesicht kurz bevor ich ihn kennen lernte derart Klar sehen.

Meine Hände kamen mir jedenfalls unwahrscheinlich wichtig vor, deshalb machte ich mich daran sie eingehend zu betrachten.

Bis ich die zarte Berührung seiner Hand auf meinem Kinn spürte, dass er Sekunden später sanft nach oben schob.

Sogleich nahm er mich mit seinem Blick gefangen.

"Ich habe seit unserer ersten Begegnung das Gefühl dich ewig zu kennen und das obwohl wir gerade erst dabei sind uns besser kennenzulernen... Und ich finde es kein bisschen unheimlich, falls du das denkst." Erklärte er mir nachdrücklich. Wir sahen uns einen kurzen Augenblick schweigend an.

"Ich würde eher sagen das es Schicksal ist." Fügte er zwinkernd hinzu. Woraufhin ein ersticktes Lachen meinen Mund verließ.

Dennoch blieb ein ungutes Gefühl zurück.

The Nature Of Love [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt