Kapitel 12

21 2 2
                                    

Da ich mir ziemlich sicher war,dass mich Jess umbringen würde, wenn ich mich nicht hübsch machte, entschied ich mich für ein schwarzes Kleid, dass bis zu meiner Oberschenkelmitte reichte. Dazu kombinierte ich eine Jeansjacke, für den Fall das es kühler wurde und eine braune, kleine Tasche.

Das Kleid war tailliert und hatte im Bereich des Dekolletees spitze. Danach griff ich widerwillig nach meinem Lockenstab. Als ich zufrieden mit meinen Haaren war, schminkte ich mich dezent. Zu mehr schminke würde sie mich nicht bewegen können.

Als ich mich fertig im Spiegel betrachtete, war ich eigentlich ganz zufrieden.

Zuletzt lief ich die Treppe runter und suchte nach passenden Schuhen, als mein Blick auf die braunen high heels fiel überlegte ich einen klitzekleinen Moment sie anzuziehen, aber das wollte ich meinen Füßen nicht antun.

Ich hasse hohe Schuhe. Selbst wenn sie schön aussahen.

Dabei sah es nicht einmal schlimm aus,wenn ich in ihnen lief, es tat nur einfach so schnell weh.

Außerdem hatte ich diese Schuhe aus Zwang gekauft.

Im nächsten Moment war meine Entscheidung auf die guten, alten Sneaker gefallen. Perfekt! Jetzt konnte ich nichts weiter machen, außer zu hoffen, dass Jessy sie nicht bemerken würde.

Wird schon schief gehen.

Als es an der Tür läutete, hatte ich die Schuhe bereits angezogen, rasch schnappte ich mir meine Tasche und die Jeansjacke und riss daraufhin die Tür auf. Vor mir stand Jess so schön wie immer, mit ihren langen braun-blonden Haaren und einem knall roten eng anliegenden Kleid, einer schwarzen Lederjacke und schwarz-roten High heels.

Wegen der hohen Schuhe musste ich mich auf meine Zehenspitzen stellen um sie richtig umarmen zu können. „Hey, süße!" begrüßte sie mich mit einem breiten grinsen als wir uns voneinander lösten. Als sie mein Outfit prüfend betrachtete begann sie mit „Wow, das sieht Klasse a-" und da bemerkte sie meine Schuhe... empört schoss ihr Kopf hoch und sie sah mir tadelnd in die Augen. Entnervt scheuchte sie mich zurück ins Haus.

Mein "wird schon schiefgehen", sollte nicht wörtlich genommen werden.

„Warum ziehst du nicht die schönen braunen High Heels an, die mit den Riemchen teilen um den Fußknöcheln, die würden Perfekt passen." Ich musste zugeben das sie Recht hatte, und sie sahen wunderschön aus, aber wie bereits gesagt tat es mir viel zu schnell, viel zu sehr weh.

Deshalb auch mein stures „Nein!"

„Oh doch und wenn ich sie dir mit Gewalt anziehen muss!" Oh, oh. Das Problem an der Sache war, dass ich ihr das durchaus zutraute. Jetzt half nur noch eins: Flucht.

Ach Quatsch, betteln tut's auch.

„Bitteeee." und dann fügte ich, wegen ihrem Blick eine Erklärung hinzu. „Es tut zu sehr weh."

Mit einem unnachgiebigen Kopfschütteln verwies sie auf ihre eigenen Schuhe.

Danach kramte sie meine Braunen High Heels hervor und stellte sie vor meinen Füßen ab.

„Los jetzt!"

Resigniert schlüpfte ich aus meinen gemütlichen Schuhen, so gemütlich. Und zog mir diese verflixt schönen Höllenteile an. Daraufhin stolzierte sie zufrieden aus meiner Tür und ich lief Schimpfwörter murmelnd hinter ihr her, schnappte mir meine Schlüssel und warf die Tür krachend zu.

Am Auto angekommen rutschte ich auf die Rückbank und grüßte grummelnd Kyle. Dieser fragte lachend was los sei.

„Deine Freundin ist los."Grinsend hörte Kyle sich Jessy's Bericht an und fing zu Lachen an, als er meinen Blick im Rückspiegel sah.

Ich hatte keine Ahnung, wem das Haus gehörte in dem die Party stattfand, mir war es auch relativ egal. Aber dieser arme Kerl oder Frau würde Morgen ziemlich viel aufzuräumen haben.

Zusammen traten wir in das Getümmel. Als auch schon irgendein Betrunkener an uns vorbei Torkelte, angewidert warf ich ihm einen Blick zu.

„Ich geh uns mal was zu trinken besorgen!", rief uns Kyle über die laute Musik hinweg zu.

Da er wusste, dass ich kein Alkohol trank, brauchte ich es erst garnicht erwähnen. Aus dem Grund lächelte ich ihn lediglich Dankbar an, als er auch schon in der Menge verschwand.

Eine Sekunde später drehte ich mich wieder zu Jessy um. Es war wirklich nur ganz kurz gewesen, doch sie war weg. Seufzend ließ ich meinen Blick über die feiernde Menge schweifen und entdeckte sie schließlich einige Meter entfernt mit einem Mädchen reden.

Gerade als ich auf sie zugehen wollte, stellte sich mir etwas in den Weg und ich knallte gegen etwas hartes. Zurück taumelnd blickte ich hoch in das Gesicht des Typen vor mir und erschrak.

Cole. Hope's Ex. Oh nein, nicht der.

Ich kannte kein nervigeres Exemplar als dieses hier. Sehr schlimme Spezies. Auch bekannt als Macho oder wahlweise Player. Der schmeißt sich ohne Rücksicht auf Verluste, auf alles mit zwei Beinen.

Das ist Hope und mir klar geworden als sie ihn mit der Schulschlampe erwischt hat. Das schlimme war, er sah sogar ziemlich gut aus. Was für eine Verschwendung.

Mein Misstrauen gegen ihm war also schon immer berechtigt gewesen.

Wenn er wollte konnte er wirklich charmant sein, so hatte er Hope eingelullt. Um ehrlich zu sein hatte er mich ganz kurz auch täuschen können.

Zwar war er mir noch nie wirklich sympathisch, aber wo Hopes liebe hinfällt... .

Jetzt konnte ich ihn auf Teufel komm raus nicht leiden.

„Hallo, Hübsche." angeekelt sah ich ihn an, als sein Blick über meinen Ganzen Körper ging. Jetzt wünschte ich, dass ich meine Jacke nicht im Auto gelassen hätte. „Heiß!"

„Tschüss, Cole!" Dabei versuchte ich einen Schritt an ihm vorbei zu gehen, doch er stellte sich mir abermals in den weg.

„Wo willst du denn so schnell hin? Lass uns doch ein bisschen reden..." Nur über meine Leiche.

„Nein Danke." Gab ich zurück und trat einen Schritt um ihn herum. Blitzschnell griff er nach meinem Arm.

„Lass mich sofort los." zischte ich ihn an. Als er nicht auf mich hörte, versuchte ich meinen Arm loszureisen. Plötzlich ertönte Kyle's Stimme hinter mir.

„Cole. Ich würde dir Raten auf Lily zu hören und zwar sofort." Sagte er, während er sich bedrohlich vor ihn stellte. Ein erleichterter Seufzer entfuhr mir, als ich spürte wie er mich losließ.

Kyle sah ihn zufrieden lächelnd an, trat neben mich, fragte ob alles okay sei und lief mit mir auf Jessy zu, die nichts von alldem mitbekommen hatte.

„Ja, alles gut. Danke! Langsam macht der mir echt ziemlich Angst."

„Immer wieder gern. Dieses Arschloch hätte es verdient mal so richtig verprügelt zu werden."

Oh ja, da hatte er Recht.

Kyle drückte mir einen roten Pappbecher in die Hand.

„Cola." ließ er mich lächelnd wissen. Bei Jessy angekommen gab er ihr, ihr Alkoholhaltiges Getränk und schlang einen Arm um ihre Schultern.

The Nature Of Love [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt