Teil 2

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Erik hatte gewusst, dass die Polizei nur aus Idioten bestand. Idioten die ihn nie gefasst hätten wenn er es nicht zugelassen hätte. Niemand wäre ihm auf die Schliche gekommen, dem intelligenten Sohn, der in allen Kreisen respektiert wird.


Lyjana... immer wieder wiederholte er ihren Namen in seinem Kopf. Seine Lyjana. Sie war genau wie ihr Name- absolut ungewöhnlich. Sie war ihm aufgefallen damals, im Wald.

Er hatte gewusst es war eine dumme Entscheidung zuzuschauen wenn Leute die Leiche ausgruben die er beim Geo-Catching angemeldet hatte.


Aber er war gelangweilt und die Gruppe hatte ein Foto von sich in der App hochgeladen.
Ja Erik erinnerte sich noch genau, der Moment als sein Handy vibrierte. Jemand hatte seine Koordinaten angeklickt und war auf dem Weg dahin. Er hatte gelacht. Diese dummen Kinder. Aber dann hatte er sie gesehen. Auf dem Foto, ihr Lachen. Erik wusste immer, wann er sein neues Opfer sah, sie hatten eine Ausstrahlung. Sie waren etwas Besonderes. Als sein Blick auf das Mädchen in der Mitte fiel war es ihm klar. Sie würde ihm gehören.
Er machte sich auf den Weg wollte mit eigenen Augen dem Fund beiwohnen. Die dummen Kinder hatten ihre Freundin verlinkt. Ihre langen braunen Haare diese strahlenden Augen.
Lyjana.


Es hatte nicht lange gedauert da wusste er dank Facebook alles über sie. Nicht nur ihren Namen - er kannte ihre Größe, Alter, Lieblingsfarbe - all ihre dunklen Geheimnisse. Mit dem Auto brauchte er nur fünf Minuten zum abgelegenen Waldparkplatz. In der Hütte, die daran anschloss grillten einige ältere Menschen. Er lächelte und grüßte höflich als er scheinbar einen Spaziergang in den Wald machte.
Aber sogar hier wusste er jeden Namen. Vater und Mutter von Lyjana, sie liebten ihre Tochter. Waren aber beide für sein Vorhaben keine Gefahr. Es war eine Ironie. Keiner sah das Monster das unter seiner Haut kratze und schrie. Sie sahen nur einen sehr jungen Mann, 19 Jahre alt, dem der Erfolg ins Gesicht geschrieben stand. Unter seinen Füßen hatte das Holz geknirscht wie Knochen die brechen, als er sich an die Jugendlichen heranpirschte. Sie sahen sich nicht um waren zu sehr in ihren heilen Welten. Sie sahen den Wolf nicht, der sich an sie heranpirschte.


Da war sie gewesen trug wie zur Ironie ein rotes T-Shirt. Der Wolf und Rotkäppchen, er und seine Lyjana. Er beobachtete in sicherer Entfernung und stellte mit Genugtuung fest, dass Lyjana diejenige war, die sein Geschenk öffnete. Alle schrien, aber sie blieb ruhig. Klappte den Deckel zu und begann die Box wieder zu vergraben. Es wurde diskutiert aber keiner der Jugendlichen wollte etwas mit der Polizei zu tun haben.


Da erkannte Erik zum ersten Mal wie schlau sie doch war. Sie wusste das die Hand schon länger so war und das die Person länger Tod sein musste. Er hatte gelacht, wie Unrecht sie doch hatte. Die Hand lag schon länger in der Box aber das Mädchen dem sie gehört hatte oh sie hatte noch länger gelebt.


Annika ein langweiliger Name für ein langweiliges Mädchen. Er hatte sich mehr erhofft. Aber sie hatte nur geschrien und geschrien, ihn beleidigt. Sie hatte keinerlei Klasse besessen - keinerlei Anmut.


Er hatte gesehen, dass Lyjana perfekt war für sein Vorhaben. Erik würde sie tanzen lassen, nur für ihn. Es war wohl seine Vorstellung gewesen die seinen Entschluss festigte.
Lyjana sollte für ihn tanzen nur für ihn. Sie sollte für ihn lachen und weinen. Sie war sein perfektes Opfer. Die Gruppe war bald verschwunden aber er blieb in seinem Versteck und dachte lange nach.

Genauso wie er jetzt vor dem Gerichtssaal saß und nachdachte. Diese dummen Polizisten - gegenüber saß Lyjana, hätte er ihr etwas tun wollen wäre es jetzt ganz einfach. Ihre Haare waren noch viel länger geworden. In dem Blazer sah sie viel erwachsener aus. Immerhin war sie jetzt fast zwanzig Jahre alt. Seit dem Tag im Wald ist viel Zeit vergangen.


Er wurde von seinen Wachen hochgezogen und an ihr vorbeigeführt. Erik hatte nicht geglaubt ihre Stimme noch einmal hören zu dürfen. Aber sie murmelte ein Dank. Seine Wachen ließen ihn los um die Tür zu öffnen und das reichte ihm um sich überzudrehen, sie endlich von nahem zu sehen.
"Wofür dankst du?" sie zuckte zusammen ihre Augen weiteten sich. Ihre Lippen öffnete sich dabei leicht und ihre Hände zitterten, wie als wollten sie sich ausstrecken und nach ihm greifen.


"Guten Morgen, Lyjana." Ihr Name rollte wie eine der süßesten Schokoladen über seine Zunge und er lachte als er das Erkennen in ihren Augen aufblitzen sah. Ihr Name gehörte ihm. Jedes Mal, wenn sie ihn hörte würde sie nur noch an ihn denken. Zwei stahlharte Arme packten ihn und rissen ihn weg von ihr. Das hatte er ja bereits geahnt. Diese Idioten verstanden einfach nicht was sie verband.
"Hör auf so zu grinsen, Erik." Ihre Worte brannten in seinem Rücken als man hinter ihm die Tür zuschlug.

Während er Lyjana beim Eintreten beobachtete, dachte er an diesen einen glücklichen Tag. Er hörte gar nicht auf die Eröffnung des Gerichtes, er schaute nur Lyjana an und sie ihn.
"Mister Selweig bitte schildern sie nun bitte die Entführung von Miss Hatheway."
Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er sah wie ihre Wangen sich rot färbten.


"Es war ein schöner sonniger Frühlingstag. Ganz Hamburg schien auf den Beinen zu sein und rund um den Hafen tummelten sich die Menschenmassen. Ich hatte Lyjana schon seit einigen Wochen beobachtet und war ihr von zu Hause in die Stadt gefolgt. Wie ein Schatten begleitete ich sie von Geschäft zu Geschäft, wobei sie mich danke der zahllosen Menschen überhaupt nicht bemerkte, aber sie hatte schon damals, mit ihren zarten 15 Jahren, eine magische Anziehung auf mich. Ich konnte sie aus einer noch so großen Menschenmasse problemlos heraus filtrieren.

Als ich merkte, dass sie den Rückweg anstrebte, nahm ich das kleine Feuchttuch aus meiner Jackentasche, das ich bis dato aufgehoben habe und pirschte mich langsam an sie heran. Bevor sie fragen, das Tuch war in Opium gedrängt, was übrigens ein unglaublich gutes Betäubungsmittel ist und für ca. 8 Euro überall zu kaufen ist. Die nächsten Schritte waren reine Routine. Ich hielt ihr das Tuch an die Nase, lange genug, dass sie in Ohnmacht fiel und sagte den besorgten Passanten einfach, dass ich Arzt sei und ich sie zum Glück noch rechtzeitig aufgefangen hatte. Einigen ziemlich aufdringlichen und vorsichtigen Menschen konnte ich ja auch noch meinen Ausweis zeigen. In diesem Fall an alle diese übervorsichtigen Menschen- danke, dass es euch gibt. Ohne euch wäre eine Entführung noch einfacherer. In Deutschland herrscht eh viel zu viel Anonymität. Nach dieser lächerlich leichten Entführung musste ich Lyjana einfach nur noch in mein Auto tragen. Den Rest könnte doch meine geliebte Lyjana erzählen, nicht wahr?"


Die Richterin begann zu protestieren, aber er hatte erreicht was er wollte, sie lächelte auch wenn sie dabei auf ihre Hände starrte.

"Miss Hatheway, sie müssen nicht...wenn sie sich noch nicht dazu in der Lage fühlen, dann... Mister Selweig es ist ihnen verboten mit ihrem Opfer zu sprechen." Die Richterin sah Lyjana gespannt an. Aber diese schaute erst zu ihm, wollte in gewisser Weise seine Erlaubnis, zu sprechen. Er nickte ihr aufmunternd zu und dann begann sie von dem Punkt zu erzählen an dem sie wieder ihr Bewusstsein zurückbekam.

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