Teil 13

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„Was machst du hier?", fragte Lyjana Erik. Er saß auf dem großen Doppelbett des Hotelzimmers ganz so, als würde ihm die ganze Welt gehören. Anstatt schäbiger Gefängnis Kleidung trug er einen edlen Anzug und erinnerte sie so schmerzhaft an den alten Erik. Aber so war er schon immer- großspurig, angeberisch, unglaublich arrogant und wenn er wollte auch noch nervig dazu. Doch aus irgendeinem Grund mochte sie diese Art an ihm, konnte sich eine andere gar nicht vorstellen.

Sie hatte insgeheim gehofft, dass er kam, wollte aber nicht, dass er noch einmal auffällig wurde. Nie im Traum hätte sie geglaubt er würde seine Versprechen wahr machen und sogar aus dem Gefängnis für sie ausbrechen. Seine Liste an Anklagepunkten war bereits jetzt schon groß genug, da musste nicht noch so etwas dazukommen. „Ich besuche dich", kam es irgendwann von ihm. Während sie sich verhalten über sein Kommen freute, sog er ihren Anblick förmlich in sich auf. „Komm her!", befahl er sanft und sie gehorchte sofort. In aufreizend langsamen Schritten ging sie zu ihm und setzte sich ebenfalls auf das große Bett. Sie hatte ihn vermisst und ihr innerstes brannte vor unterdrückter Freude.

Fragend sah sie in die smaragdgrünen Augen, die eine unglaubliche Strahlkraft besaßen. Selbst das Gefängnis und die lange Zeit getrennt hatten sie nicht dunkler werden lassen. Die Schatten die einst darin geschwebt waren fort. Erik sagte es wäre ihr Licht gewesen das sie vertrieben hatte, süßlich schwelgte sie in den Erinnerungen. Doch der Moment hielt nur für den Bruchteil eines Augenblicks, dann senkte Lyjana den Blick. Zu sehr wurde sie in die Vergangenheit zurück katapultiert und diese starken Kopfschmerzen setzten wieder ein. Sie hasste sie, wurde regelmäßig sogar ohnmächtig davon.

Die stärksten Tabletten halfen nicht mehr, das stetige Pochen an den Schläfen war zur Normalität geworden. Das Gefühl ein Metallband würde um ihren Kopf geschlossen und zugezogen. Selbst ihr Lieblingsessen schien gegen den Schmerz zu verblassen und an Geschmack zu verlieren.

Doch einen Grund den sie akzeptieren konnte fanden die Ärzte nicht. Lyjana ließ keinen Arzt sie erneut röntgen oder durchleuchte sie durften nur so Diagnosen stellen und da sagte der eine es sei eine chronische Migräne, der andere plädierte auf die Folgen der Entführung. Dies alles sein nur Kopfsache. Sie selbst war von ihrem eigentlichen Wunsch Medizin zu studieren abgekommen und hatte sich für die Leidenschaft, dem Tanzen, entschieden. Deswegen konnte sie recht wenig dazu sagen, aber sie wusste das einer der besten Ärzte vor ihr auf dem Bett saß und vielleicht konnte er die harschen Worte des anderen Arztes ausmerzen. Der Arzt der Einrichtung in der sie tanzte hatte so treffende Worte gefunden, nichts geschönt oder umschrieben und Lyjana akzeptierte kein einziges davon.

„Alles in Ordnung?", fragte nun Erik recht besorgt. Sie nickte hastig. Er war der letzte, der sich um so etwas Sorgen machen sollte. Er hatte wichtigeres im Kopf. „Lügnerin", kam es von ihm im eisigen Tonfall, „ich hasse es, wenn du lügst. Das lässt dein Licht dunkler werden."

„Ich weiß", war ihre schlichte Antwort darauf, „aber du hast wichtigeres im Kopf"

„Es gibt niemanden wichtigeren in meinem Leben, als dich und das weißt du auch", schoss er erbost zurück. Lyjana zuckte zusammen.

„Ich würde dich ja dafür bestrafen, aber ich weiß, dass dies alles nur schlimmer machen würde", murmelte er, „also hör auf mich grundlos anzulügen. Ich dachte darüber wären wir hinaus."

Forschend sah er ihr in die Augen, die für ihn, wie ein offenes Buch geworden waren. Irgendetwas verbergen konnte sie nicht mehr. Dieser Gedanke gefiel ihm - sehr gut sogar, dass wusste Lyjana jetzt auch. Sie gehörte schließlich ihm.

Wie als wollte er sie ablenken sah er sich noch einmal genervt in dem für ihn wahrscheinlich unglaublich kleinen Zimmer um. „Langsam nimmst du wieder das kleingeisterliche Verhalten deiner Vorstadt Eltern an. Du ziehst ab morgen in die Suite."

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