Teil 14

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Er war im Himmel dessen war sich Erik sicher. Sein Engel lag an seine Brust geschmiegt und hatte sich stundenlang ausgeweint, sie hatte es gar nicht gewollt aber die Emotionen hatten sie überrannt und sie wieder in seine Arme getrieben. Vorsichtig strich er über ihre Haare so, wie er es gerne tat. Doch er musste gehen, eigentlich hatte er die ganze Nacht bleiben wollen aber jetzt schlief Lyjana und er hatte viel zu erledigen.

Vorher jedoch würde er sich um sie kümmern, diese Zeit würde er sich immer nehmen. Er griff im Dunklen nach dem Telefon das auf dem Nachttisch stand und wählte die Nummer des Pagens. Alles war bereit, die Suite war jetzt schon geräumt worden. Was sein Wort doch für eine Macht hatte. Es befriedigte ihn innerlich ungemein, zu wissen, dass er solche Dinge mit seinem Geld vermochte.

Die Tür ging von einer Schlüsselkarte geöffnet auf und der Page räumte die Schränke und das Bad leer und ein zweiter schob die Koffer fort. Sie hatten die Augen niedergeschlagen und schauten nicht in ihre Richtung. Lyjana bemerkte nichts. Sie schlief noch immer, auch wenn ihre Augen zuckten und sie durch das Weinen schwer atmete.

Als alles bereit war hob er seinen Engel vom Bett und bemerkte wie leicht sie geworden war. Das Tanzen hatte jedes Gramm Fett von ihrem Körper verschwinden lassen und sie war so graziös wie eine Feder. Ihre Beine baumelten als er in den Lift stieg und leise vor sich hin summte. Ihr Kopf lag gegen seine Brust gedrückt und ihre Lippen öffneten sich wie als würde sie mitsingen wollen. Sie murmelte etwas Unverständliches und ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen als er seinen Namen hörte.

Er betrat die Suite und seine Laune war noch besser. Das war nun ein Ort für seinen Engel, seine Lyjana. Im Schlafzimmer angekommen legte er sie auf das traumhafte Bett und schlug die Decke über sie. Immer noch murmelte sie leise vor sich hin. Erik kniete sich vor das Bett presste einen Kuss auf ihre Wange und flüsterte dann direkt in ihr Ohr. Damit die Worte sie auch im Traum erreichten.

„Sag es Lyjana. Sag es!" Ihre Augen zuckten kurz zur Seite unter den Lidern und dann nuschelte sie die Worte die er so gerne hörte leise in ihrem Schlaf. So sehr waren sie schon in Fleisch und Blut eingegangen bei ihr.

„Ich bin dein." Ein Lachen breitete sich auf seinen Lippen aus dagegen konnte er gar nichts tun. Vorsichtig strich er ein letztes Mal über ihre Wange und setzte sich dann in den großzügigen Raum der Suite. Lyjanas Handy lag auf dem Tisch und er nahm es und schaltete es ein. Es war gar keine Frage er kannte den Code und das Smartphone vibrierte in seiner Hand. Drei neue Nachrichten ihrer Mutter, diese dumme Gans. Er löschte sie ohne sie auch nur zu lesen. Lyjana brauchte sich nicht mit so etwas unnötigen abzugeben.

Er wurde erst aufmerksam auf das Profilbild eines jungen Mannes. Evan Gregor (Senior Akademie), stand daneben und Erik vermutete das sie ihn vom Tanzen kannte. Er klickte das Profilbild an und ein hübscher blonder Junge schaute ihn an. Hatte er so auch seine Lyjana angeschaut?

Der Chatverlauf war ziemlich einseitig hauptsächlich schrieb Evan ihr ellenlange Nachrichten wie sein Tag war und fragte sie über ihren. Sie antwortete kurz und einsilbig und als er ihr Glück zum Start der Verhandlung gewünscht hatte, hatte sie gar nicht geantwortet. Und trotzdem störte ihn jeder Buchstabe den sie geantwortet hatte, jede Sekunde die sie an diesen einfältigen Idioten verschwendet hatte.

Wie als Stichwort begann er zu schreiben, glaubte wahrscheinlich Lyjana wäre online und nicht das er hier saß. Immer wieder rollten die drei Punkte über den Bildschirm, seine Hand verkrampfte sich. Das blaue Licht des Bildschirms brannte in seinen Augen und es wurde noch schmerzhafter als er die Nachricht las.

Hey Lyjana :)

Ich wollte dich mal fragen ob wir vielleicht zusammen was essen gehen wollen. Also gerne auch wenn die Verhandlungen vorbei sind, du bist mir echt wichtig und ich denke es wird Zeit das du dein Leben nicht mehr von diesem Monster bestimmen lässt. Das letzte Mal hast du schon abgelehnt weil dieser Selweig da ist. Er ist ja jetzt im Knast also bist du frei, ich meine was kann der dir oder mir schon tun. Melde dich mal <3

Der Bildschirm wurde schwarz und damit auch der Raum in dem er saß, es dauerte bis Erik seine Wut weit genug in Kontrolle hatte um nicht sofort auszuflippen. Oh ja Evan wurde ihn noch kennenlernen oder besser seine Schläger. Und wenn er das überlebte würde er keine Finger mehr haben um seine Lyjana zu belästigen.

Grinsend klickte er das Chatfenster weg und wählte eine ihm altbekannte Nummer und wartete, verlässlich wie immer ging John dran. Sein bester Freund für schmutzige und legale Geschäfte kannte keine normalen Schlafenszeiten und war auch kein Sonnenschein wie er im Buche stand.

Der Glatzkopf mit den Tätowierungen die sich über seine ganze Brust zogen war eine imposante Erscheinung und im Informationen beschaffen unschlagbar. Nicht nur echte Informationen wenn man es brauchte fälschte er sie auch meisterlich. Er hatte schon lange keinen Kontakt mehr zu John gehabt, wusste aber das er trotzdem noch alles für ihn im Hintergrund regelte.

„Ja?"

Er war schlau genug sich denken zu können mit wem er sprach und so machte Erik sich nicht die Mühe einer Vorstellung, bei John kam man lieber gleich zur Sache.

„Ich hab eine Aufgabe für dich, besser gesagt zwei. Finde einen Evan Gregor und lehre ihm meinem Engel nicht zu schreiben. Wie ist mir egal - tue es einfach."

Ein Brummen erklang als Zustimmung am Ende der Leitung und Erik lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er hörte wie Lyjana sich im Bett herumdrehte und sah durch die offene Tür zu ihr hinüber. Ein schlankes weißes Bein hatte sich unter der Decke hervorgeschlichen und verführte ihm mit dem Anblick. Für Lyjana würde er alles tun und jetzt war es soweit.

„Zweitens will ich, dass du mir einen Weg findest mich komplett mit weißer Weste aus dem Protest zu ziehen. Ich will falsche Videos, Zeugenaussagen, Handyprotokolle alles."

„Auf wen willst du bitte den Verdacht schieben", es raschelte als John sich scheinbar einige der Informationen aufschrieb.

„Mein Vater hat schon lange eine gerechte Strafe verdient findest du nicht? Er sieht mir ähnlich und mit ein wenig Bestechung an den richtigen Stellen wird er schon klappen."

„Und wieso das plötzliche Interesse du hast dich doch einbunkern lassen?", fragte John und Erik hörte das Klacken eines Kugelschreibers.

„Lyjana wird sterben, sie hat einen schweren Hirntumor und ich traue keinem Arzt außer mir zu die Lebenswichtige Operation durchzuführen. Meine Firma – besser gesagt die Firma meines Vaters hat Milliarden an speziellem OP-Besteck für neue Techniken verdient, es ist ein neues in der Entwicklung, aber Stümper würden Lyjana damit nicht korrekt operieren. Geht etwas schief wäre sie ihr Leben lang Bewegungsunfähig im Wachkoma oder ist sofort Tod. Ich lasse niemanden an sie ran!"

„Gut, dann lass mich spielen und ich finde die Beweise die gegen dich sprechen und lenke sie auf deinen Vater, du gibst die Entführung zu da dein Vater Lyjana gedroht hat. Er hat die Leiche vergraben die Lyjana einst fand und war dadurch zur Zielscheibe geworden. Aus Angst hast du sie weggebracht das war dein einziger Fehler und so weiter."

„Genau, dann erzählen wir, dass die ganzen Horror Geschichten die Lyjana und ich erzählt haben aufgezwungen waren von meinem Vater um mich schuldig zu machen. Ich habe mitgespielt um Lyjana zu beschützen. Sogar mein Ausbruch im Gerichtssaal gehörte dazu. Mach ein Video in dem mein Vater mich bedroht und Lyjana ebenfalls, dann will ich einen Zeugen der vertraulich ist. Ich muss jetzt zurück, ich werde mich aus dem Gefängnis wieder bei dir melden. Bis dahin hast du bitte alles soweit vorbereitet. Der nächste Verhandlungstag soll mit dem Spiel beginnen."

John stimmte zu und kurz redeten beide noch über einige illegale Kontobewegungen die Erik vertuschen musste und dann klickte das Telefon und die Leitung war leer. Erik erhob sich und löschte noch Evans Nummer aus Lyjanas Kontakt Liste. Noch einmal sah er zu ihr hinüber und legte dann das Handy wieder auf den Tisch. Er spielte ein gefährliches Spiel für eine Frau.

Früher hatte er sie alle zerfetzt und einfach verbluten lassen aber für Lyjana würde er sich opfern. Sollte der Betrug nicht klappen und er würde auffliegen wäre es vorbei. Für immer. Aber er liebte das Risiko, wieso sonst hatte er sich das Morden als Hobby ausgesucht. Es gibt nichts Besseres als einem guten Adrenalin Kick.

Doch er hatte gelernt, dass er süchtig nach einer neuen Droge geworden ist. Das Blut das zwischen seinen Händen hervor quoll war nichts mehr im Vergleich zu den neuen Empfindungen die ihn heimsuchten. Er war süchtig nach Lyjanas sinnlicher Umarmung das wispern ihrer Kleidung auf ihrer Haut. Augen die ihn unter halb gesenkten Wimpern anschauten, ihre Stimme. Das Gefühl die Hand in ihren Haaren zu vergraben, er war von ihr besessen und sie gehörte nur ihm. Es war die schönste Droge, die er kannte.

 

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