3. Kapitel- Darf ich vorstellen?

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Leila p.o.v.

Mit diesem gewaltigen krachen war die Reitstunde zerstört, vorbei, aus die Maus. Na toll.
Die beiden, sonst so ruhigen Ponys preschten sofort buckelnd in alle erdenklichen Kompassrichtungen los und natürlich konnte sich keines der beiden Kinder halten.
In hohem Bogen flogen Mia und Hannah von den Ponyrücken.
Zum Glück trugen beide Weste und Helm und blieben einfach dort liegen, sodass sie nicht umgerannt werden würden.
Ich entschied mich dafür, die beiden Ponys rennen zu lassen, die konnten ja nicht weg, und erstmal zu den Kindern zu gehen.

Diese hatten sich natürlich fürchterlich erschrocken.
"Geht's euch gut? Tut euch irgendwas weh?", fragte ich, als ich bei ihnen angekommen war. Beide hatten Tränen in den Augen, schüttelten aber trotzdem verneinend die Köpfe. Gott sei dank.
Ich half ihnen auf und brachte sie in die Mitte der Reithalle.

Dann machte ich mich auf, quer durch die große Halle und sammelte Mara und Miro wieder ein.
Denen ging es auch gut, sie atmeten nur schneller. Kein Wunder, nach dem Marathon.
Ich brachte die beiden zu den Kindern in die Mitte der Reithalle und drückte sie Lilly und Joe in die Hand mit den Worten: "Führt sie ein bisschen."

Jetzt hatte ich Zeit mir Mia und Hannah genauer anzusehen. Mia hatte sich den Arm aufgeschlagen, er blutete ein wenig und war voll Sand und Dreck aus der Halle. Im Allgemeinen sahen die beiden nicht wirklich gut aus. Sie standen allerdings noch unter Schock und bemerkten dies nicht.

Nachdem ich aber den Dreck von beiden abgeklopft hatte, sah man, dass sich beide wirklich nichts getan hatten, außer eben der Wunde an Mias Arm. Glück im Unglück.

Gott sei Dank machte June gerade die Hallentür auf und kam herein. Ziemlich leise, so wie es sich eben gehört.
"Ich hab' den Krach gehört. Was ist passiert?", fragte sie als sie die weinenden Kinder sah.
"Erklär ich später. Pass mal bitte auf die drei auf, ich kümmere mich um Mias Wunde.", antwortete ich kurz und bündig und machte mich los, mit Mia an der Hand, zum Ausgang.

Nachdem ich die mittlere Hallentür geöffnet hatte (die Tür, die den sandigen Hallenbereich von den Tribünen abtrennte) sah ich ihn stehen: einen ziemlich großen Jungen, ich schätzte mal 18 oder 19 Jahre alt, mit dunklen, braunen Augen, die fast schwarz glichen und blonden, halb langen  Haaren.
Unter anderen Umständen hätte ich ihn wahrscheinlich als ganz süß empfunden.

Er lehnte lässig am Treppengeländer mit einer Kippe in der Hand.

Jona p.o.v.

"Sag mal spinnst du?", schrie sie mich schon fast an.
Ich starrte in ihr Gesicht.
Sie hatte sehr schöne, blau- grüne Augen und ihre Haare waren im Zopf.
Mein Blick wanderte weiter: ihr dunkelgrünes Shirt war in ihre helle Reithose gesteckt und betonte ihre Hüften. Sehr sexy.
Außerdem diese Reithosen immer. Wahnsinnig heiß, wenn Mädels die richtige Figur dafür hatten.
Und dieses Mädchen hatte sie.

Jetzt griff sie nach meiner Kippe, so schnell konnte ich gar nicht reagieren, drückte sie am Mülleimer, der um die Ecke stand aus und schmiss sie schlussendlich weg.

Jetzt war auch ich sauer: "Heey! Spinnst DU?"
Sie funkelte mich an. Uups.
"DAS hier", sie deutete auf den Boden, "nennt man Reiterhof. Bedeutung: Rauchen verboten."
Ich zuckte mit den Schultern, grinste sie an und steckte meine nun freien Hände zu meinem Handy in die Hosentaschen.

Dann fiel ihr anscheinend etwas auf.
"Achsoo. Naa klar.", meinte sie langsam und leise. Dann lauter: "DU warst das, der die Tür so laut zu fallen lassen hat, was?"
Nochmal uups.
"Kann sein.", antwortete ich ihr. Meiner Meinung nach cool wie immer.

"Arschloch.", sagte sie, funkelte mich bitterböse an und zog das kleine Mädchen an ihrer Hand, hinter sich her durch die Tür. Hat Temperament die Kleine.

Leila p.o.v.

So ein Arsch. Kann man auf dieser Welt nicht wenigstens einmal ein bisschen mitdenken? Anscheinend nicht.

Ich bemerkte, dass ich ganz schön schnell lief, Mia musste schon rennen, um mithalten zu können.
Den ganzen Weg hatte ich vor mir hergeflucht, ich hoffte die Kleine hatte nicht viel von dem verstanden, was ich brabbelte.
Wir waren schon weit gekommen. Schräg über den Putzplatz hinweg erreichten wir dann endlich die Sattelkammer.

Ich wusch Mias Arm mit frischem Wasser ab, anscheinend tat es ihr dann doch ganz schön weh und nahm dann ein großes Pflaster aus einem unserer Verbandskasten, welches ich auf die richtige Größe zuschnitt.
"Soo fertig. Lass uns zurück zu den anderen gehen. Deine Verletzung kann jetzt schön heilen und bald ist das wieder in Ordnung." Ich lächelte sie aufmunternd an. Das kleine Mädchen umarmte mich kurz und flüsterte ein Danke. Ziemlich süß.
Schon waren wir wieder auf dem Rückweg zu den anderen.
~
Als wir in der Halle ankamen stand der Typ immernoch an der selben Stelle, an der ich ihn stehen gelassen hatte. Was machte der eigentlich hier?
Ich ignorierte ihn einfach vollständig und ging zusammen mit Mia in die Halle.

"Hey alles gut gegangen?", fragte ich June. Diese nickte.
Also gab es keine weiteren Zwischenfälle.

"Mia, Hannah ihr führt die beiden jetzt."
Sie tauschten die Plätze mit Joe und Lilly und führten die Ponys. Das war mein Plan, den ich meistens anwandte, wenn ein Reiter vom Pferd gefallen war. Nach ein paar Runden führen würden die beiden erkennen, dass es einfacher war zu reiten und die Angst und der Sturz waren dann schon wieder vergessen.

Der Plan klappte, wie fast jedes Mal und ich war wieder einmal zufrieden mit mir selbst.
Könnte ich mir doch nur auf die Schulter klopfen. Geht leider schlecht.
Nach ein paar Runden waren beide sogar schon wieder so mutig, von June und mir geführt, ein Stück zu Traben.

Miro und Mara waren die ganze restliche Stunde sehr brav. Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, ihnen tat das ganze auch leid.

Nach einem Blick auf meine Uhr stellte ich fest, dass die Unterrichtseinheit schon wieder vorbei war.
Bald würde ich besorgten Müttern erklären müssen, dass ihre geliebten Kinder heute vom Pferd gefallen waren. Hurra.

Die beiden saßen ab und wir brachten die Ponys raus. Der Typ stand immernoch da.
Nun meldete sich June ungeahnt zu Wort:
"Darf ich vorstellen: Jona, das ist Leila meine beste Freundin.
Leila, das ist mein Bruder Jona."

Mein Leben ist (k)ein Ponyhof.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt