27. Kapitel- Ich will dich.

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Leila p.o.v.

Ich ließ mich auf mein Bett fallen und war total verwirrt.
Erst dieser Schock, dass Noah schwul ist, dann küsste er mich und dann fand ich heraus, er ist doch nicht schwul? Waren denn alle verrückt geworden?

Ich schlug meine Hände vor dem Gesicht zusammen und versuchte nachzudenken.
Ich mochte Jona wirklich. Oder?

Ich meine, ich hatte gerade meinen, scheinbar doch nicht ganz so schwulen besten Freund geküsst. Und irgendwo, ganz tief in meinem Inneren hatte es mir gefallen. Aber der Gedanke daran, Jona weh zu tun zerriss mich innerlich. Die Schmetterlinge in meinen Bauch, die immer wild flatterten, wenn ich ihn sah konnte ich auch nicht leugnen.

Also fasste ich einen Entschluss. Ich würde so tun, als wäre der Kuss nie passiert. Jona musste das ja auch nicht erfahren. Das war das Beste. Entschlossen nickte ich, stand auf und zog mich um.

Jona p.o.v.

Ich musste nicht lange warten, da kam Leila schon wieder aus dem Haus. Sie umarmte mich kurz und gab mir einen Kuss.
"Hallo erstmal.", flüsterte sie.
"Wollen wir?" Sie strahlte mich glücklich an.
Na gut. Ich konnte ja noch nachher fragen.

Also schnappten wir uns zwei Fahrräder und radelten los.
Mensch, dieses Mädchen hatte ja einen Affenzahn drauf. Ich musste mich ganz schön beeilen, um wieder zu ihr aufzuholen. Sie schaute neben sich und lächelte mir zu.
Schweigend radelten wir, bis wir endlich beim See ankamen.

Dort schmissen wir die Fahrräder auf die Erde zogen uns, bis auf die Badesachen aus und schmissen uns in das kühle Nass. Beziehungsweise ich schmiss mich hinein und Leila watete langsam weiter rein.

Das dauerte mir echt zu lange und so tauchte ich kurzerhand unter.

Ich packte Leilas Füße und zog sie ruckartig weg und schwups lag sie im Wasser.
"Hey!", rief sie und spritzte einen Schwall Wasser auf mich.
"Denkst du nicht, ich wäre alleine reingekommen?", stellte sie spielerisch die Frage.
"Wann? In hundert Jahren?", ärgerte ich sie.
"Spinner.", schloss sie und tauchte noch einmal unter.

Ich beobachtete die kleinen Bläschen, die an der Stelle aufstiegen, wo sie verschwunden war. Auf einmal packten mich von hinten zwei arme und ich verlor mein Gleichgewicht und kippte um.
Prustend kam ich wieder hoch und starrte in Leilas belustigte Augen.
"Naa, ist wohl doch nicht so schön, wenn man erschreckt wird?", lachte sie.
Ich schwamm zu ihr, drückte meine Hände auf ihre Schultern und tunkte sie unter Wasser.

Als sie wieder an der Oberfläche war, probierte sie es auch bei mir, aber ich war um einiges stärker und so scheiterte sie. Lachend hielt ich sie mit einem Arm von mir fern und rief  "Frieden!".
Endlich ließ sie von mir ab.

Wir alberten noch eine Weile herum und fanden uns dann schließlich draußen, keuchend auf der Wiese liegend wieder.
Ich drehte mich auf die Seite und sah zu Leila. Sie starrte in den Himmel und beobachtete anscheinend die Wolken.
"Leila?", fragte ich vorsichtig.
Es kam nur ein leises "Mhh?" zurück.

Die Wolken schienen anscheinend interessanter als ich zu sein.
Ich drehte mich wieder auf den Rücken und sah auch in den Himmel. Trotzdem musste ich noch mit ihr reden.
"Was war vorhin mit Noah?", fragte ich einfach ganz direkt. Was sollte ich da noch drumherum reden.

Sie starrte weiter in den Himmel.
"Wir haben den Stall ausgemistet und hatten dann ähm... eine kleine Unterhaltung.", meinte sie zögerlich.
"Worüber?", fragte ich.
"Ähm... Du hast gedacht er ist schwul ja?", sagte sie und drehte sich zu mir.
Ich nickte und sah sie auch an.

"Er ist doch nicht ganz so schwul wie du dachtest. Nämlich gar nicht.", meinte sie und sah in meine Augen.
Gut, die Lüge hat leider doch nicht so lange gehalten, wie ich gehofft hatte.
Ich setzte einen überraschten Ausdruck auf.

"Was du nicht sagst. Wie hast du das herausgefunden?", fragte ich gespielt neugierig.
"Ähm... ja... ich habe ihn... gefragt...", meinte sie und dachte förmlich über jedes ihrer Worte nach.
Zögerlich nickte ich.

Doch weiter Löchern wollte ich sie nicht. Ich vertraute ihr.

Leila p.o.v.

Und schon war das schlechte Gewissen da. Ich hasste es, ihn anzulügen.
Doch half ja alles nichts.

Ich seufzte leise in mich hinein und robbte dann weiter auf ihn zu.
Langsam kletterte ich auf ihn, sodass ich über ihm hockte und ihm in die Augen sehen konnte.
Ich beugte mich hinunter und küsste ihn, dabei spürte ich seine Muskeln unter mir, die sich hoben und senkten.

Meine Hände wanderten an seinem Hals entlang und entfernten ein paar übrig gebliebene Wassertropfen, danach glitten sie, wie selbstverständlich, zu seinen Haaren und wuschelten darin herum.
Auch seine Hände gingen auf Wanderschaft über meinen Körper.
Er fuhr an meinen Rippen, an der Seite entlang und stoppte an meiner Taille.
Mit kräftigen Armen drückte er mich herum und schon lag er über mir.
Mir entwich ein leises Stöhnen.

Er küsste mich noch einmal und hielt dann inne.
"Wir müssen nicht weiter machen.", meinte er leise.
Ich nickte langsam. Ich war eigentlich ganz froh, dass er das zu dem jetzigen Zeitpunkt hier stoppte.

Trotzdem blieb er über mir, seine Arme neben mir ins Gras gestützt und sah mich nachdenklich an. Ich konnte spüren, dass ihm noch etwas auf der Seele lag.

"Ich habe heute zu Noah etwas gesagt, was mir zu denken gegeben hat.", meinte er leise und gab mir noch einen kurzen Kuss auf die Stirn.
Ich starrte ihn an. Was kam denn jetzt?
Hatte Noah irgendetwas von dem Kuss erzählt?
Nein das konnte nicht sein, dann würden wir hier sicher jetzt nicht so entspannt liegen. Ich musste Noah aber unbedingt noch sagen, dass er das nie wieder erwähnen durfte.

Schweigend beobachtete ich Jona und wartete darauf, dass er weiter sprach.
Er räusperte sich kurz.
"Ich habe gesagt, dass du meine Freundin bist."
Gespannt sah er mich an.

Ich verstand die Bedeutung der Worte erstmal nicht, aber langsam sickerten sie durch mich hindurch und wurden Gewissheit. Seine Freundin. Wow.
"Du musst nichts sagen, ich weiß selber das war viel zu früh, wir haben alle Zeit der Welt.", stellte er klar und wollte sich mit einem traurigen aufblitzen seiner Augen von mir runterrollen.

Ich packte schnell seinen Arm und zog ihn zurück.
"Nein, Jona. Ich will das alles hier. Ich will dich."
Und mit diesem Satz küsste ich ihn wieder.

Alles war so schön gerade, doch würde das auch so bleiben?

Mein Leben ist (k)ein Ponyhof.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt