33. Kapitel- Gefühle

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Jona p.o.v.

Vorsichtig nahm ich Leila's Hand und zog sie wieder nach drinnen. Ich hatte Lust zu tanzen und gerade lief ein langsamer Song.

Eng umschlungen wiegten wir uns zu der Musik und ich hatte alles andere ausgeblendet. Da waren nur wir zwei, nur Leila und ich.

Mein Mund war ihrem Ohr ganz nahe und ich flüsterte: "ich bin so froh, dass ich hier mit dir sein darf."
Ich merkte, wie ich es auch genau so meinte. Ich war noch nie so froh gewesen, auf einer Party mit einem Mädchen zu sein, mit ihr so zu tanzen, wie ich es gerade mit Leila tat.

Sie sah mir in die Augen und flüsterte ein "ich auch" zurück. Mein Herz schlug schneller und ich hatte das Gefühl, ich würde die Kontrolle verlieren. Schnell löste ich mich von ihr.
"Ich hole dir was zu trinken.", wisperte ich und verschwand in der Menge.

Leila p.o.v.

Ich sah Jona hinterher. Was auf einmal los war wusste auch nur er. Seufzend zuckte ich mit den Schultern und drehte mich rum.

Ich würde die Zeit so einfach nutzen, um mich noch mal schnell auf die Toilette zu gehen.

Also lief ich wieder raus in den Flur und schnurstracks in eine andere Person hinein.
" 'tschuldigung", murmelte ich und wollte mich gerade wieder zum gehen wenden, da:
"Leila! Was machst du denn hier?"

Verstört blickte ich das braunhaarige Mädchen an, welches ich als jenes erkannte, was ich vorhin schon gesehen hatte.
"Linda! Das Selbe könnte ich dich auch fragen!", stieß ich hervor und umarmte sie kurz.
"Das hier ist die Party von einem... Kumpel.", antwortete sie und sah mich von oben bis unten musternd an.
Dann stellte sie anerkennend fest: "Siehst gut aus, kleine Schwester."

Ich lächelte und musterte sie genauso.
"Du auch.", meinte ich wahrheitsgetreu. Sie trug ein hellblaues Kleid, welches ihre blauen Augen besonders betonte und war, im Gegensatz zu mir, ziemlich stark geschminkt, allerdings stand ihr soetwas.

"Danke. Aber was machst du nun hier?"
"Ich bin mit meinem Freund hier.", erklärte ich wahrheitsgetreu und zeigte in das Wohnzimmer.
"Du hast einen Freund?", fragte sie und machte große Augen.
Ich lächelte wieder. Ja, das hatte ich ihr nicht erzählt.

Dazu müsst ihr wissen, dass sie und ich nicht wirklich das beste Verhältnis zueinander hatten. Woran das lag, wusste ich selbst nicht genau. Aber in letzter Zeit hatte ich sie eh kaum noch gesehen. Sie war 20 Jahre alt und konnte somit schon frei entscheiden, was sie tat und wohin sie ging.

"Ich stelle ihn dir später vor, ich würde mich nur gerne vorher noch frisch machen.", versprach ich ihr. Sie zeigte mir kurz, wo ich hinmusste und verschwand dann wieder in Richtung Wohnzimmer.

Wenn ich es mir recht überlegte, war es ziemlich wahrscheinlich, dass Jona und meine Schwester sich sogar kannten. Er war ja nur ein Jahr jünger als sie und anscheinend hatten sie denselben Freundeskreis.
~
Nachdem ich wieder zurück kam, wühlte ich mich durch die Menge, auf der Suche nach Jona. Neben dem Wohnzimmer befand sich ein Raum, der, nach meiner Vermutung, sicherlich die Küche war. Genau in diese Richtung war Jona auch gegangen und das läge nahe, da er ja Getränke holen wollte.

Ob er sich da noch befand, war eine der Fragen, die ich mir auf dem Weg dorthin stellte. Ich war ja eine Zeit lang aufgehalten worden. Aber das würde ich schon herausfinden.

Ich lief geradewegs durch den Türrahmen und ließ meinen Blick schweifen. Links in der Nähe des Herdes lehnte ein Typ und goss sich irgendeine Sorte Alkohol ein. Ein Stück weiter standen zwei blonde Mädchen, die sich unterhielten und ihn immer wieder ansahen.

Mein Blick wanderte weiter nach rechts. Dort lehnte ein Pärchen und küsste sich, der Junge stand mit dem Rücken zu mir. Ich wollte mich gerade wieder umdrehen, um die Küche zu verlassen, da flog mein Blick zu dem Pärchen zurück. Moment mal.

"Jona?", stieß ich hervor und ich hatte das Gefühl, dass mein Blut gefror und mein Herzschlag aussetzte.
Mit einem Ruck löste sich der Junge aus dem Kuss, drehte sich zu mir und offenbarte den freien Blick auf das Mädchen, welches er geküsst hatte.

Ich wollte wegrennen, so schnell laufen wie ich konnte, doch ich blieb, wie angewurzelt, wo ich war und starrte die beiden an.
"Das ist nicht so, wie es aussieht.", stotterte Jona und trat einen Schritt auf mich zu.
Ich stieß ein verbittertes Lachen aus. Der Standard Satz. Noch besser geht's ja kaum noch.

"Leila. Ihr kennt euch?", mischte sich nun die junge Frau fragend ein. Ich blitzte sie an. Sie war die letzte, mit der ich jetzt reden wollte.
"Ja. Das ist, oder war mein Freund.", antwortete ich ihr bissig.
Verwirrt schaute Jona zwischen uns her.
"Ehem das ist meine... ja ehem... Ex.", stotterte Jona wieder und zeigte auf sie.
"Und meine Schwester.", vervollständigte ich seinen Satz.

Jetzt war er an der Reihe, große Augen zu bekommen.
"Oh nein. Leila, hätte ich das gewusst.", meinte Linda jetzt flehend.

Schön und gut, aber da gehören immer zwei dazu.

Und auf den Zweiten schritt ich jetzt drohend zu und drückte ihm meinen Zeigefinger in die Brust. Auf einmal war ich so voller Hass.
"Sie hat wohl nie gesagt, wo sie wohnt?", fragte ich und starrte ihm in die Augen.
Er schwieg, wich ein Stück vor mir zurück und überließ Anderen das Reden.

"Sagen wir es mal so: wir haben in der Nacht nicht viel geredet.", kam prompt die Antwort von meiner Schwester. Blöde Kuh. Um die konnte ich mich jedoch später noch kümmern.

"Arschloch.", rief ich vernichtend in Jona's Gesicht und drehte mich weg.
Er hielt mich gerade noch so am Handgelenk fest.
"Ich wusste doch nicht, dass sie deine Schwester ist.", versuchte er dümmlich zu erklären, doch ich schüttelte ihn mit einem Ruck ab.

"Ach, und das macht es besser?", fragte ich, sah ihn dabei nicht in die Augen, verschwand rennend aus der Küche und drängelte mich an ein paar Leuten vorbei, bis ich endlich zur offenen Haustür kam.

Ich hörte leise Rufe hinter mir, doch kümmerte mich nicht darum. Ich wollte nur eines: weg.

Mein Leben ist (k)ein Ponyhof.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt