1. Kapitel- Willkommen in meiner Welt

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Leila point of view

Kling, Kling. Kling, Kling.
Verschlafen schlug ich auf meinen Wecker. Endlich gab er ruhe.

Ich öffnete meine Augen und kletterte langsam aus dem Bett. Die Sonne schien hell und ich wurde sofort richtig munter.

Neben mir, im anderen Bett, schnarchte jemand.
'Dich hätte ich ja fast vergessen', dachte ich lächelnd.

Ich setzte zu einem riesigen Satz an und landete perfekt.
"Aua! Spinnst du?", kam ein verschlafenes Grunzen.
Ich musste lachen. "Da hat wohl jemand den Wecker nicht gehört?"

Langsam richtete sich June auf und schlug mir kichernd ein Kissen ins Gesicht. Bevor sie zum zweiten Schlag ansetzen konnte, sprang ich schnell aus dem Bett. "Stop", rief ich lachend. "Lass uns lieber Frühstücken gehen!"
Ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass man sie mit Essen immer locken konnte.

Nun sprang auch June aus dem Bett, wir zogen uns schnell an und liefen die Treppe hinunter.
In der Küche war niemand, aber das hatte ich mir schon gedacht. Also schnappten wir uns nur schnell ein Toast und gingen hinaus an die frische Luft.

Als ich meinen Fuß vor die Tür setzte, hielt ich erst einmal einen Moment inne und schloss die Augen.
Die Sonne, die gerade erst aufgegangen war, schien mir direkt ins Gesicht und ich genoss ihre Wärme. Ich atmete all die schönen Gerüche ein. Hier war ich zu Hause. Ich lächelte.

Wumm.

Der Augenblick wurde jäh unterbrochen, als June mich mit voller Wucht umrannte.
"Oha sorry. Ich hab nicht gesehen, dass du stehen geblieben bist!" Ich musste lachen als ich ihr ins Gesicht sah und bemerkte, warum sie mich übersehen hatte: in ihrem Gesicht klebte ein halb aufgegessenes Erdbeermarmeladenbrot, auf welches sie wohl noch vor ein paar Sekunden gierig gestarrt hatte.

Sah jetzt aber nicht mehr so lecker aus.
Ihre dunkelblauen Augen blitzen auf, als sie bemerkte, dass ich sie schallend auslachte, doch schon fing auch sie an zu lachen.

June war eine meiner liebsten Freundinnen, naja, sie war eigentlich eher meine beste Freundin. Sie hatte kurze blonde Haare, aber noch lang genug, dass sie in einen Zopf passten, sehr helle Haut und Sommersprossen. Sie war eher ein ernster, nachdenklicher Mensch, doch durch ihre Tollpatschigkeit und lustige Art immer zum scherzen bereit.

Jemand der uns nicht kannte, würde sicherlich niemals denken wir wären beste Freunde, da ich so ziemlich genau das Gegenteil von ihr war: ich hatte längere braune Haare und blaue, eigentlich mehr grünliche Augen. Ich war für meine 16 Jahre ziemlich groß, circa einen halben Kopf größer als June, und sie war schon eine der größten unserer Klasse.
Ich war eine Person mit der man Spaß haben konnte, ich genoss mein Leben, war immer zum Scherzen bereit und lachte im Grunde den ganzen Tag. Ich versuchte immer das Beste aus allen Situationen zu machen. Mit mir könnte man Pferde stehlen.

Apropos Pferde: mich beneideten so viele Mädchen um mein Leben.

Warum? Mein zu Hause war ein Reiterhof, der meinen Eltern gehörte.
Hört sich allerdings cooler an als es ist. Der Hof war verdammt viel Arbeit, die meine Eltern ohne mich und meine Geschwister gar nicht schaffen würden.

Nun beobachtete ich June, wie sie sich das Gesicht im Wassereimer abwusch.
"Bist du fertig?", fragte ich sie nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam.
Ich wollte endlich los zu unseren Pferden.

Als June nickte machten wir uns auf zur Sattelkammer. Dabei kamen wir am Ferienhaus vorbei, welches gleich an das Haus meiner Familie anschloss. Im Moment stand es leer, doch da heute der erste Feriensamstag war würden morgen die ersten Gäste einziehen.
In der Sattelkammer angekommen strömte uns zunächst dieser schöne Duft von Leder entgegen. Kennt ihr das?

Mein Leben ist (k)ein Ponyhof.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt